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VERKEHR/039: Unter Strom in den Stadtverkehr - Nutzerverhalten von Elektroautofahrern (idw)


Technische Universität Chemnitz - 08.07.2009

Unter Strom in den Stadtverkehr

Psychologen der TU Chemnitz erforschen das Nutzerverhalten von Elektroautofahrern - Testphase ist Ende Juni 2009 in Berlin gestartet


Bis 2020 sollen eine Million am Stromnetz aufladbare Elektrofahrzeuge und so genannte Plugin-Hybrid-Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren - das fordert zumindest Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Die Bundesregierung erhofft sich davon eine Reduzierung der Emissionen von Kohlendioxid, Schadstoffen, Feinstaub und Lärm in Städten und Ballungsräumen - doch lassen sich auch die Nutzer von den Elektroautos überzeugen? Wissenschaftler der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz erforschen im Rahmen des Pilotprojektes "MINI E Berlin - powered by Vattenfall" das Nutzerverhalten von Elektroautofahrern. Das Projekt der BMW Group und von Vattenfall Europe wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

Forschungsobjekte sind 50 MINI E der BMW Group - Zweisitzer, die eine Höchstgeschwindigkeit von rund 150 Kilometern pro Stunde erreichen. Dank der Lithium-Ionen-Akkutechnik kommt dieses Elektroauto auf eine Reichweite von maximal 250 Kilometern. "Elektromotoren sind deutlich effizienter als konventionelle Verbrennungsmotoren, verursachen keine Emissionen und sind sehr leise. Daher eignen sich Elektrofahrzeuge besonders für den Einsatz im innerstädtischen Bereich", schätzt Prof. Dr. Josef Krems, Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie, ein. Die erste Testphase, bei der 50 Probanden für sechs Monate die Fahrzeuge in Berlin nutzen, startete Ende Juni 2009. Im Februar 2010 läuft die zweite Testphase an, an der nochmals 50 Fahrer teilnehmen. Das von der TU Chemnitz verantwortete Teilprojekt legt mehrere Schwerpunkte. So sollen Erwartungen und Verhalten der Nutzer im Umgang mit Elektrofahrzeugen erfasst sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf Energiebereitstellung, Infrastruktur und Anforderungen an Elektromobilitätskonzepte abgeschätzt werden. Außerdem sollen die erlebten Stärken und Einschränkungen bei der Nutzung von Elektrofahrzeugen sowie Nutzungs- und Wechselszenarien zu anderen Fahrzeugtypen und Verkehrsmitteln identifiziert werden - inklusive der Veränderung des Nutzungsverhaltens über die Testzeit hinweg.

Die Chemnitzer Psychologen führen zu Beginn, Mitte und Ende der Testphasen Befragungen der Probanden durch. Zusätzlich gibt es Bandgeräte als elektronische Tagebücher, auf die die Teilnehmer der Studie regelmäßig ihre Erfahrungen sprechen. Schließlich zeichnen Datenlogger im Fahrzeug auf, wann und wie häufig das Auto genutzt wird. Unter anderem können mit ihnen Verbrauch, Fahrprofil und Ladeverhalten der Fahrzeuge kontinuierlich aufgezeichnet und analysiert werden. "Wir wollen herausfinden, wie die Nutzer mit den Fahrzeugen umgehen und wie sie ihr Verhalten an die neuen Gegebenheiten anpassen. Daraus werden sich auch Rückschlüsse ziehen lassen für das Marketing, etwa wenn es um die Frage geht, wie schwerwiegend die begrenzte Reichweite der Elektrofahrzeuge ist", erklärt Krems.

Parallel zu der Pilotstudie in Berlin laufen Datenerhebungen in Kalifornien und Großbritannien, bei denen die gleichen Fahrzeuge eingesetzt werden. "Auch bei diesen Studien sind wir in die Datenauswertung integriert, sodass wir einen Vergleich ziehen können zwischen verschiedenen Ballungsräumen. So lässt sich beispielsweise herausfinden, welche Rolle es für die Nutzung der Elektrofahrzeuge spielt, wie gut der öffentliche Nahverkehr ausgebaut ist", so Krems. In die wissenschaftliche Betreuung des Projektes ebenfalls eingebunden sind die Technischen Universitäten Ilmenau und Berlin, die sich vor allem mit der Stromversorgung der Fahrzeuge beschäftigen. Vattenfall weist nach, dass die Fahrzeugflotte ausschließlich mit so genanntem "grünen" Strom versorgt wird, der beispielsweise durch Windkraft gewonnen wurde, sodass auch bei der Produktion möglichst wenig Kohlendioxid entsteht.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution85


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Technische Universität Chemnitz, Katharina Thehos, 08.07.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2009