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BERICHT/012: Technik, Mensch und Selbstbestimmung - Nanotechnologie oder Horror-Dystopie (SB)


Tagung "(Un-)Sicherheit, (Bio-)Macht und (Cyber-)Kämpfe: Kritische Theorieperspektiven auf Technologien als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung"

Nanotechnologie oder über die Eigendynamik eines Begriffes im politisch-ökonomischen Diskurs



Nanomaschinen, Nanobots - lange Zeit waren diese winzigen, nur atom- bis molekülgroßen selbsttätigen Apparate eine Wunschvorstellung der Medizin gewesen. Sie sollten zum Beispiel in Kameragestalt durch die Körper kränkelnder Menschen geschickt werden, um dort vor Ort nach dem rechten zu sehen und gegebenenfalls Krebszellen gezielt zu zerstören, Blutverklumpungen aufzuheben, Plaque von den Gefäßen zu entfernen, gebrochene Knochen schnell und gezielt wieder aufzubauen, ebenso mit minimalst-invasiver Chirurgie im Molekülbereich Muskelproteine und Gewebe in betroffenen Organen zu regenerieren, ehe Operationen notwendig werden. Die diese Medizin speisenden nanoskaligen Ideen haben sich jedoch inzwischen selbst überholt, denn ganz andere Entwicklungen von sich selbst regenerierenden Nanoentgiftungs- oder Recyclingmaschinen, die Müll als Rohstoff auswerten, haben sämtliche Umweltprobleme, die einmal Ursache von Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen gewesen sind, längst zu einem Fremdwort aus ferner Vergangenheit werden lassen. Umweltfreundliche, ungiftige nanoskalige Agrarchemikalien, die ihr Wirkpotential erst vor Ort entfalten, machen zudem die Nahrung nun gesünder und reichern sie mit Vitaminen und anderen lebenswichtigen oder gesundheitsfördernden Nährstoffen an. Nanoproduktionsweisen setzen Menschen nicht mehr schädlichen Substanzen oder Arbeitsbedingungen aus, Nanoprodukte z.B. in Cremes schützen vor Strahlung oder sorgen auf andere nanowundersame Weise für eine gesunde, heile und glückliche Welt ohne belastende, verschleißträchtige Arbeit zumindest in den reichen Industriestaaten, in denen inzwischen jeder Mensch sein Leben mittels frei zur Verfügung stehender Energie (durch nanoskalige Solartechnik), wenig energieaufwendiger Freizeitangebote oder Kommunikations- und Unterhaltungsmedien im Kleinstformat genießen kann, und das, solange er will. Eine sorgenfreie Staatengemeinschaft könnte man diese Welt nun nennen, doch nicht ganz. In einer kleinen...

...geheimen Fertigungsstätte von Xymos Technologies in der Wüste von Nevada geht Unheimliches vor. Genialität, Gleichgültigkeit und menschliches Versagen haben hier einen digitalen Golem geschaffen: Von ungeduldigen Geldgebern unter Druck gesetzt, haben Xymos-Wissenschaftler auf dem Weg zur funktionstüchtigen Nanomaschine einige Abkürzungen genommen. Sie lassen sich bei der Produktion jener Rohmoleküle, aus denen die kleinen Wunderwerke montiert werden, durch manipulierte Bakterien unterstützen. Der Einfachheit wegen wählte man eine Spezies, die sehr gut in den Eingeweiden warmblütiger Lebewesen existieren kann. Wie fatal das ist, zeigt sich erst, als ein ganzer Schwarm dieser seltsamen Nanomaschinen durch einen technischen Defekt ins Freie gelangt. Dort hat er nicht nur überlebt, sondern zeigt deutlich, dass er über Intelligenz verfügt. Die einzelnen Maschinchen arbeiten als Verbund, und sie sind brandgefährlich: Xymos bastelte nämlich auch an molekülkleinem Kriegsgerät ... [1]

... das - eigentlich zur Entledigung immer noch unerwünschter Subjekte dieses idealen Staatenkomplexes gedacht - jetzt seine tödliche Effizienz unter Beweis stellt. Am 21. Dezember 2012 um 00:00 Uhr wird laut Maya-Kalender und auf verschiedenen Endzeit-Webseiten im Internet das Ende der Welt in Aussicht gestellt, ausgelöst von etwas unscheinbar Kleinem ...

Was hier in eine Horror-Dystopie übergeht, die mit dem berüchtigten grauen, die gesamte Welt bedeckenden Schleim ("grey goo") enden wird, ist natürlich reine Fiktion und mit einigen eigenmächtigen Varianten der Welt entliehen, die Michael Crichton (2002) in seinem Buch "Beute" beschreibt. Genau so malt man sich gemeinhin ein "worst case-Szenario" der Nanotechnologie aus, wenn sie einmal außer Kontrolle geraten sollte.

Die Vorstellung wird jedoch normalerweise nicht besonders ernst genommen. Sie stammt genau genommen von Nanotechnologie-Pionier Eric Drexler [2], der bereits 1986 den Begriff "Grey goo" in einem Kapitel seines Buch "Engines of Creation" geprägt hatte, indem er in einem Endzeit-Szenario eine Masse sich selbständig replizierender Nano-Roboter kreierte, die sämtliche Materie der Welt in weitere Winzmechanismen ihrer eigenen Art umwandeln und sich im Grunde wie synthetische Bakterien vermehren und verhalten. "We cannot afford certain types of accidents" ["Wir dürfen uns bestimmte Unfälle einfach nicht leisten", Übersetzung SB-Redakt.], erläuterte er seinerzeit diese Schilderung, seines Erachtens nach jedoch ein äußerst unwahrscheinliches Risiko der Nanotechnologie.

Drexler soll inzwischen bedauern, den Begriff "grey goo" verwendet zu haben, der viele Science fiction-Autoren inspiriert hat und nun möglicherweise den Boden für die Ablehnung oder Nichtakzeptanz von einer seiner Ansicht nach sinnvollen Nanotechnologie bereiten könnte.

Bis heute wurde - entgegen aller Erwartung - der bereits von Michael Crichton als Drehbuch konzeptionierte Thriller nicht verfilmt. Als eine logische Konsequenz des von Dr. Joscha Wullweber angedeuteten Zusammenspiels von Interessendiskursen in seinem Vortrag "Faustkeil. Dampfmaschine. Nanotechnologie. Zur politisch-ökonomischen Konstruktion von Innovation" ließe sich durchaus vorstellen, daß dies bereits auf die Intervention bestimmter politisch-ökonomischer Interessengruppen zurückgeführt werden kann, um einer durch einen solchen Film ausgelösten, kritischen Diskussion zu diesem Thema entgegenzuwirken.

Dabei sind die technischen Voraussetzungen für diese spezielle Form der Nanotechnologie bisher noch überhaupt nicht gegeben. Möglicherweise sind die abschreckenden Nano-Dystopien, wie sie von Leuten wie Drexler entworfen werden, einem Befürworter dieser Technologie, der gleichzeitig als Kritiker gilt, nicht von ungefähr so unrealistisch konzipiert, daß sie, von Gänsehaut abgesehen, wohl kaum eine Reaktion hervorbringen, die nicht auch beispielsweise eine japanische "Godzilla"-Geschichte auslösen könnte. Kommentator Morten Paul [3] nannte diese ins Unwirkliche extrapolierte "Technikfolgenabschätzung" in seinem Beitrag "phantasmagorisch". Dennoch hatten seinen Worten nach solche phantasmagorischen Vorstellungen dazu geführt, daß eine mexikanische Gruppe von Technologiegegnern, "Individuals Tending To Savagery" (ITS), einen Briefbombenanschlag auf zwei Professoren am Technischen Institut Monterrey, Mexiko, verübten, weil sie - so das Bekennerschreiben - an der Entwicklung von Nanotechnologie arbeiteten. Gegen welche Art Nanotechnologie sich die "tendenziös Wilden" wendeten und ob ihre möglicherweise durchaus berechtigten Befürchtungen nicht ernst genommen werden sollten, blieb hingegen offen.

Molekulare Zahnrädchen, bei denen Benzolmoleküle als 'Zähne' auf die Außenseite von Nanoröhrchen geheftet wurden. - Computergraphik: © 1997 by NASA, durch NASA copyright policy page zur Veröffentlichung freigestellt

Ein Nano-Zahnrad macht noch keinen Nanobot, und selbst dies ist die computergenerierte Wunschvorstellung, bei der Benzolmoleküle als 'Zähne' auf die Außenseite von Nanoröhrchen geheftet wurden.
Computergraphik: © 1997 by NASA, durch NASA copyright policy page zur Veröffentlichung freigestellt

Tatsächlich ist nur ein sehr kleiner Teil der Nanotechnologieforschung überhaupt mit Nanomaschinchen bzw. potentiellen Bauteilen hierfür befaßt, deren Prototyp vermutlich noch lange auf sich warten lassen wird. Denn was auch immer in dieser Richtung bisher als zu diesem Zweck nutzbar veröffentlicht wurde, winzige Kügelchen für künftige Nanokugellager, Greifarme aus wenigen Molekülen oder Schalter, so passen diese bisher schon nicht einmal in den Größenordnungen zueinander, geschweige denn, daß es technische Möglichkeiten gäbe, sie zusammenzufügen. Dazu schrieb 2007 "die Zeit", Atome ließen sich nicht wie Legosteine zusammenbauen:

"Die Maschinenteile der 'molekularen Nanotechnik' sind im Wesentlichen Molekülhaufen mit seltsamen und sehr speziellen Formen", urteilt der britische Physiker Richard Jones, der Drexlers ursprüngliches Konzept vor einiger Zeit einer gründlichen Analyse unterzogen hat. Doch wegen der unnatürlichen Anordnung ihrer Atome wären die Konstrukte chemisch instabil. Und selbst wenn sie zusammenhielten, hätten die Maschinenteile eher die Konsistenz von Wackelpudding als die Festigkeit eines Baukrans, weil die Atome bei Zimmertemperatur ständig in Bewegung sind. Ein weiteres Problem: "Die Drexlerschen Maschinen funktionieren nur in einem Ultrahochvakuum", sagt Jones. Schon ein, zwei Fremdatome könnten hier den gleichen Effekt haben wie der sprichwörtliche Sand im Getriebe. [4]

An sogenannten Nanomaterialien wird dagegen in vielen Bereichen geforscht. Da praktisch jeder Stoff durch chemische oder physikalische Manipulationen auf diese Größenordnung heruntergebrochen werden kann und dadurch besondere chemische oder oberflächenphysikalische Eigenschaften erhält, sind insbesondere die Materialwissenschaften an diesen Modifikationen interessiert. Aus der Nanochemie, Nanophysik, Nanoelektronik, Nanobiotechnologie, Nanomedizin und -kosmetik bis hin zu den Informations- und Kommunikationstechnologien sind inzwischen zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten bekannt. Ebenso wurden beispielsweise durch die Forschung an Nano-Kohlenstoffen (Varianten von Stoffen, die bisher vor allem als Nanoröhrchen bzw. Nanotubes oder C60-Buckyballs bzw. Buckminster Fullerene publik gemacht wurden) toxische, nervenschädigende oder auch asbestartige Wirkungen festgestellt, die man von dem harmlosen Grundstoff, aus dem sie erzeugt wurden, Kohlenstoff, nicht erwartet hatte [5]. Anders gesagt verändern sich die toxischen Eigenschaften von chemischen Elementen im nanoskaligen Bereich im gleichen Maße, wie sich auch ihre geschätzte nutzbringende auf Oberflächen- und Quanteneffekte basierende Wirkung entfaltet.

Von den Nanowissenschaften, d.h. von einem unscheinbar kleinen und schwer zugänglichen molekularen Gebiet, das sich völlig unbemerkt in undenkbar viele Richtungen ausweiten und angrenzende Bereiche beeinflussen oder kontaminieren kann, könnte möglicherweise sogar ein stärker zerstörerisches oder destruktives Potential ausgehen, als man es bei anderen riskanten Technologien wie Gen- oder Atomtechnologien befürchtet. Und das wäre negativ für Mensch und Umwelt. Eine genauere Einschätzung der gesellschaftlichen Auswirkungen wird von Politikwissenschaftlern wie Dr. Joscha Wullweber erwartet, der bereits aufgrund seiner Doktorarbeit und weiteren Texten zu diesem Thema in einschlägigen kritischen Kreisen viel Beachtung findet.

Dr. Joscha Wullweber - Foto: © 2012 by Schattenblick

Dr. Joscha Wullweber: 'Wieso läßt sich Nanotechnologie eigentlich nicht definieren?'
Foto: © 2012 by Schattenblick


Nano "makes the world go round"

Mit der gemeinhin drastischen, aber wenig realen Kritik in Form von Trugbildern wie der eingangs geschilderten Horrorvision wird die Sicht auf durchaus reale, aber bisher unterschätzte und weniger offensichtliche Gefahren und Risiken allerdings bestenfalls verstellt, zumal die Technologiefolgenabschätzung auf dem Bereich der geradezu märchenhaft nützlichen Nanomaterialien nie besonders gefördert oder ausgebaut wurde.

Anders als andere Innovationstechnologien wie die Gentechnik ruft Nanotechnik bisher wenig negative emotionale Reaktionen in der Öffentlichkeit hervor. Laut der Webseite des Bundesinstituts für Risikobewertung vom 16. April 2011 wird Nanotechnologie insgesamt positiv gesehen: 66 Prozent finden, daß die Chancen die Risiken überwiegen. Vor allem im medizinischen Bereich sehen die Verbraucher gute Möglichkeiten für die Nanotechnologie. In der Nahrung dagegen wird Nano nur von 31 Prozent befürwortet [5].

Eben dies ist eine von mehreren Charakteristiken der Nanotechnologie, die Dr. Joscha Wullweber in seinem Vortrag als äußerst bemerkenswert hervorhob. Bereits seit zehn Jahren gilt Nanotechnologie als einer der wichtigsten Innovationsmotoren. Sie wurde zu einem Faktor, der wie kaum ein anderer sämtliche bestehenden Technologien - von HighTech-Elektronik bis zum Putzmittel - revolutionieren konnte. Marktprognosen sehen langfristig ein Umsatzvolumen von 700 bis 800 Milliarden jährlich voraus. In einem früheren Text "Der Mythos Nanotechnologie - Entstehung und Durchsetzung einer neuen Inwertsetzungstechnologie", der 2006 in der Zeitschrift Peripherie [6] erschienen ist, bezeichnet Dr. Wullweber sie unter anderem als Plattformtechnologie und überschrieb das entsprechende Kapitel einprägsam mit "Nanotechnologie 'makes the world go around'". Nano-Entwicklungen werden auf diesem Gebiet weltweit gefördert, ganz besonders auch in Deutschland. Trotz des Risikos, durch ihre zunehmende Verbreitung als ökonomisch lancierter, unfreiwilliger globaler Feldversuch eine tickende Zeitbombe zu sein, ist allein die Vorsilbe "nano" zu einem positiv besetzten Trendwort oder Modebegriff, bzw., wie Dr. Wullweber es nannte, zum "Hype" [7] geworden.

Die Werbewirksamkeit des Begriffes übersteigt das Vorstellbare. Manche Hersteller nutzen den Nanotrend für Produkte, die es bereits seit über 40‍ ‍Jahren oder länger gibt und die Inhaltstoffe im zufällig richtigen Maßstab enthalten wie Pigmente, Kieselsäuren, Ruß oder anderes, indem sie ihnen im nachhinein mit der Vorsilbe "nano" ein trendiges Image verleihen. Da "nano" nur die Größenordnung von einem Milliardstel bis einem Zehnmillionstel Meter beschreibt, enthält letztlich jedes Ding, wenn man es bis in seine molekularen Bestandteile zergliedert, irgendwo auch nanoskalige Strukturen und Elemente. Anders gesagt, gibt es bereits vermeintliche Innovationen oder Produkte, die mit Nano- werben, ohne jemals durch nanotechnologische Forschung oder Entwicklungen optimiert worden zu sein (zum Beispiel iPods oder Automarken). Ob also etwas mit "Nano" tituliert wird, ist eine Frage der Sichtweise. Um im Werbejargon zu bleiben: Nicht immer ist auch "Nano" drin, wenn "Nano" drauf steht. Aber ebenso: Auch wenn nicht "Nano" draufsteht, ist immer etwas "nano"-Kleines drin, so daß letztlich überall auch "Nano" drauf stehen könnte... Wer kann da noch folgen?

Joscha Wullweber sieht hier eine Eigendynamik des Begriffes, der sich nicht nur auf naturwissenschaftlich-technologische Bereiche erstreckt.


Nano, eine Beliebigkeitsmetapher

Nicht nur in dem obigen Sinne entzieht sich der Begriff laut Dr. Wullweber jedem Versuch, ihn zu fassen. Er fand es im engen Zeitrahmen der Harburger Tagung [3] besonders spannend, diesen für viele in der politisch-ökonomischen oder sozialkritischen Analyse unattraktiv scheinenden Begleitaspekt der Nanotechnologie, der sich quasi als Nebenprodukt seiner Doktorarbeit zu diesem Thema aufgedrängt oder "sedimentiert" (chemisch abgesetzt) hatte, d.h. die Möglichkeiten, die allein in der kleinen, ungreifbaren Vorsilbe "nano" stecken und die Eigendynamik, die diese innerhalb des politischen Diskurses entfaltet hat, vorzustellen. Wobei er die Analyse mit seinem persönlichen poststrukturalistischen, theoretischen Ansatz einleitete und dann mit staatstheoretischen und politisch-ökonomischen Elementen ergänzte, um für diese schwer zu fassenden Erscheinungen einen Erklärungsrahmen darzulegen.

Für seine erste und grundlegende Frage, "warum die Nanotechnologie in den letzten 10 Jahren eine solche Bedeutung erhalten" habe, schlug Dr. Wullweber vor, sich über den Blick auf die "hegemonialen Strukturen", letztlich also die sozialen Mechanismen, welche die vorherrschenden Wertemuster einer Gesellschaft bestimmen, an diese Frage heranzutasten.

Dr. Wullweber spricht in diesem Zusammenhang von einer hegemonialen Diskursorganisation, mit der er bestimmte Gesellschaftsstrukturen beschreibt, die sich über einen gewissen Zeitraum herausgebildet haben und - die politologische Fachsprache ins Allgemeinverständliche übersetzt - die vorherrschenden Interessen repräsentieren. Bemerkenswert fand er an seinem einleitenden Versuch, eine poststrukturalistische, hegemonietheoretische Herangehensweise zu entwickeln, daß die "Bestätigung von Verhältnissen" nie zufällig sein könne, sondern über unentwegte "hegemoniale Auseinandersetzung" geschehe, was er auch nach Gramsci als "Kampf um die Objektivität" bezeichnete. Fragt man sich, was "nie zufällig" im Zusammenhang mit "hegemonialer Auseinandersetzung" oder Diskurs"organisation" bedeuten könnte, kommt man auf eine "intendierte", "beabsichtigte" oder "gezielt auf die Bestätigung von Verhältnissen hinarbeitende" Diskussionsrichtung. Das erweckt den Eindruck, in einem Kreislauf gefangen zu sein, in dem sich das eine mit dem anderen erklärt. Deutlich daran wird nur, wie problematisch die Verständigung selbst unter Vertretern der gleichen Disziplin zu sein scheint und warum es zunächst eines konkreten Absteckens der eingesetzten Untersuchungsinstrumentarien bedarf, um sich dem Feld der Nanotechnologie zu nähern.

Zu einem wichtigen Aspekt seiner Doktorarbeit wurde, daß Wullweber gleich zu Beginn auf die Unmöglichkeit gestoßen war, den Begriff Nanotechnologie genau zu definieren, was offenbar selbst für Experten auf dem Gebiet nichts Ungewöhnliches sei. Aus der fehlenden Definition ergibt sich für Dr. Wullweber die nächste Frage, warum sich das gesamte Feld der Nanotechnologie jedem möglichen Erklärungsansatz entzieht, um schließlich unter anderem mit Hilfe des Diskurs-Begriffs von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe sowie Arbeiten von Antonio Gramsci aus der Not eine Tugend zu machen. Der fragwürdige, definitionslose Zustand wird kurzum als besonderes Charakteristikum des Nanotechnologie-Begriffs erklärt, der eben keine bestimmte Technologie oder Methode und auch keine bestimmte Anwendung oder ein bestimmtes Forschungsfeld beinhaltet. Dadurch wird die Voraussetzung geschaffen, durch das Wort "Nanotechnologie" erst einen Zusammenhalt oder eine "gemeinsame Identität" verschiedener Entwicklungen zu konstruieren bzw. zu "artikulieren". Wörtlich sagte er:

Ich sehe die Nanotechnik gerade nicht als eine Technologie, ich sehe sie nicht einmal als ein Ensemble von Technologien, ich sehe sie auch nicht als soziotechnisches System. Es würde dies vielleicht Teile davon fassen, aber nicht die Insgesamtheit. Der Witz ist, daß die Prozesse der Technologisierung, die da stattfinden, nicht unbedingt etwas Gemeinsames teilen, sondern sie werden so artikuliert, als ob sie etwas Gemeinsames teilen. Das heißt, hier wurde unter dem Begriff Nanotechnologie symbolisch ein Feld politisch konstruiert.
(Dr. Joscha Wullweber, Vortrag: "Faustkeil. Dampfmaschine. Nanotechnologie. Zur politisch-ökonomischen Konstruktion von Innovation", 24. März 2012, TU-Hamburg Harburg)

Dies sei nicht seine Ausgangsthese gewesen, sondern hätte sich tatsächlich im Zuge des Forschungsprozesses an diesem Thema entwickelt, gab er an. Möglicherweise verändert sich mit zunehmender Abstraktion und Rückzug auf das theoretische Gebiet auch der Blickwinkel oder die Position zum Thema. In einem Beitrag für die Fachzeitschrift des gen-ethischen Netzwerks "Gen-ethischer Informationsdienst" (GID), Dezember 2008, hatte Dr. Wullweber das gesellschaftliche Innovationsprojekt Nanotechnologie durchaus noch mit den hier verworfenen Attributen versehen, aber vordergründig als gesellschaftliches Projekt bezeichnet, welches das Potential besitzt, Produktionsweisen und die Lebensverhältnisse vieler Menschen drastisch zu verändern. Dieser vielversprechende Ansatz sollte über der Faszination an begrifflicher Eigendynamik nicht vergessen werden.

Die Nanotechnologie - als ein Ensemble verschiedener Techniken, Technologien und als gesellschaftliches Projekt - hat das Potential, die Lebensbedingungen vieler Menschen drastisch zu verändern [vgl. Wullweber 2006]. Innerhalb des Nanotechnologie-Projektes finden sich sehr verschiedene Interessen, die allein durch den Begriff Nanotechnologie zusammengehalten werden.
Im Vordergrund stehen ökonomische Interessen: Zum einen leiten die Prozesse und Methoden eine neue Phase der Inwertsetzung ein: So ist es erstmals möglich, auf den molekularen Bereich, im wahrsten Sinne des Wortes, zuzugreifen: Ebenso wie das Genom in der Gentechnik stellt sich der molekulare Raum als weiße Landkarte dar, auf der nun private Claims durch die Vergabe von Eigentumsrechten abgesteckt werden." [9]

Bereits in seiner Dissertation macht Wullweber in diesem Zusammenhang einen Rückgriff auf die strukturalistische Linguistik und bezeichnet den Begriff Nanotechnologie ohne klare Definition als "leeren Signifikanten" [10], d.h. auf deutsch eine "Bezeichnung ohne Bedeutung". Diesem "Leerzeichen" räumt er jedoch die Funktion und Handlungsmächtigkeit ein, verschiedenste Felder techno-politischer und sozio-ökonomischer Interessen zu bündeln, damit diese um- und durchgesetzt werden können. Daß Dr. Wullweber persönlich die, wie er betonte, "soziokritische Natur" dieses Innovationsprojektes besonders wichtig sei und er diese im Rahmen des Diskurses stärken wolle, geriet allerdings in der Faszination über Interaktionen von Handelnden und Akteuren und über den strategischen Einsatz der Beliebigkeitsmetapher "Nano" ein wenig in den Hintergrund.

Wiewohl man doch die Freude des Wissenschaftlers an der Auf- und Entdeckung solch eigendynamischer Zusammenhänge oder an dem paßgerechten Einordnen des Begriffs in den Postfordismus [11] vielleicht nachvollziehen kann, ergibt sich daraus kein praktischerer Zugriff auf die bestehenden Verhältnisse. Daß Nano als Flaggschiff einer technologischen Innovationsbewegung und Hoffnungsträger für permanenten Wohlstand fungiert, als neue Handelsware oder Produktionsmethode neue Märkte und Rohstoffquellen erschließt, kann der Verbraucher bereits heute mit etwas detekivischem Spürsinn auf einer Tube Sonnencreme oder dem Label von "nanohaltigen Silbersocken" gegen Schweißgeruch ablesen.

Tatsächlich entspricht die positiv verstandene "Dynamik", die der Begriff "Nano" repräsentiert, eigentlich aber mit Beliebigkeit übersetzt werden müßte, sehr gut in die im Postfordismus ebenfalls positiv verstandenen Werte von Flexibilisierung, vermeintlich selbstbestimmter Arbeit und Lebensweise, die eine nachhaltige, bessere, sprich ergiebigere, Ausnutzung der Ressourcen, letztlich in Konsequenz auch der Arbeitskräfte zur Folge hat. Diese direkten und seines Erachtens dramatischen Auswirkungen für den einzelnen Menschen wurden mit deutlichen Worten im Kommentar von Morten Paul angesprochen.

Für den permanenten Wohlstand ist die permanente Innovation notwendig. Sie kann - so das Argument - nur über den Wettbewerb erzeugt werden. Im Verbund mit dem Schlagwort der wissensbasierten Ökonomie artikuliert sich so ein Imperativ, der bis in die alltäglichen Arbeitszusammenhänge durchschlägt und diese dauerhaft verwandelt. [...]
Ein zentraler oft gefallener Begriff ist hier: Die Akkumulation. Auch das postfordistische Regime ist immer noch darauf ausgerichtet, Mehrwert zu erzeugen. Und das Interessante an der Mehrwerterzeugung sind eben nicht Maschinen, die Menschen versklaven, sondern Menschen, die Menschen versklaven. Das muß widerständige Praxis berücksichtigen, sie muß im Endeffekt antikapitalistisch sein und das, sozusagen ins Positive gewendet, hat man mal Kommunismus genannt ...
(Morten Paul, Kommentar zum Themenkomplex "Technologie und politische Ökonomie", 24. März 2012 TU-Hamburg-Harburg)

Auf die Frage, warum es bisher noch nicht zu einem Umschwenken von der bereits erwähnten positiven Akzeptanz gegenüber der Nanotechnologie zu einer kritisch-ablehnenden Haltung gekommen sei bzw. wieso es eigentlich keinen Widerstand gegen die Nanotechnologie wie bei der Gentechnologie gebe, konnte Dr. Wullweber zum Ende seines Vortrags nur noch andeutungsweise eingehen. Im Gegensatz zu dem Diskurs um die Grüne Gentechnik wären hier frühzeitig kritische Stimmen angefragt und einzelne Reaktionen gezielt zur Stabilisierung des hegemonial-strukturierten Diskurses genutzt worden. Dies sei, den Untersuchungen Dr. Wullwebers zufolge, auch weitestgehend gelungen. Es wäre soetwas wie eine "Nanocommunity" entstanden, in der verschiedenste Interessenvertreter, auch ursprünglich "feindlicher Lager" - Dr. Wullweber spricht hier etwas gemäßigter von "antagonistischen Positionen" -, nun über das "Prinzip Hoffnung" geeint zusammen in einem Boot säßen.

Sie alle glaubten an das Versprechen, "in search of problems Nanotech wants to do it", sämtliche Probleme der Gesellschaft mit nanotechnologischen Entwicklungen lösen zu können, Umweltprobleme, Umweltzerstörung, schwindende Ressourcen wie Wasser oder Öl, das drohende "Peakoil", Klimawandel oder auch nachhaltige Technologien, für die nanoskalige Grundstoffe oder Innovationen grundlegend sind. Ob diese Strategie aufginge, sei allerdings noch offen, denn nach teilweise bis zu zehn Jahren Beteiligung an diesen Dialogen und damit letztlich auch als Teil der Gesamtstrategie würden die Kritiker allmählich auch ihre Machtlosigkeit bemerken. Einen Einfluß auf die Entwicklung hätten sie im Grunde nie gehabt.

Acht verschiedene nanoskalige Konfigurationen für Kohlenstoff (Diamantgitter, Graphit, Lonsdaleite, C60 (Buckminsterfullerene, Buckyballs), C540, C70, amorpher Kohlenstoff, Nanoröhrchen) - Graphik: © 2006 by Michael Ströck über die Seite Wikimedia commons zur Veröffentlichung freigestellt.

Nanomaterialien sind häufig künstlich erzeugte Modifikationen bekannter Grundstoffe oder Elemente. Allein für Kohlenstoff gibt es acht verschiedene nanoskalige Konfigurationen:
a) Diamantgitter
b) Graphit
c) Lonsdaleite
d) C60 (Buckminsterfullerene, Buckyballs)
e) C540 (ballförmiges Cluster aus 540 Kohlenstoffatomen)
f) C70
g) amorpher Kohlenstoff
h) Nanoröhrchen (eine zur Röhrenform aufgerollte Graphitschicht)
Graphik: © 2006 by Michael Ströck über die Seite Wikimedia commons zur Veröffentlichung freigestellt.

Wer seinerzeit die Anfänge der Nanotechnologie-Diskussion miterlebt hat, mag da vielleicht anderer Meinung sein, was die Unaufhaltbarkeit dieser vermeintlich eigendynamischen Prozesse angeht. Angestoßen wurden sie zumindest in Deutschland durch sehr konkret formulierte Interessen und Konzepte. So hatte der auch als Innovationskanzler in die Geschichtsschreibung eingegangene Bundeskanzler Gerhard Schröder seinerzeit unter anderem die Forschung an Nanotechnologie zur Chefsache erklärt und eigens für den Erhalt der Vorrangstellung Deutschlands auf diesem Gebiet gefordert, mehr Gewicht auf wirtschaftliche Nutzanwendung als auf die Technikfolgenabschätzung zu legen. Als Ergebnis seines berühmten "Innovationsgesprächs" mit Vertretern aus Forschung und Wirtschaft am 15. Januar 2004 sollte das Innovationssystem Deutschland auf allen Ebenen gestärkt, Hemmnisse abgebaut und neues Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Landes geweckt werden. Bei wissenschaftlichen Innovationen, zu denen neben Chemie-, Automobilindustrie, Werkzeugmaschinenbau, Biotechnologie auch die Nanotechnologie gezählt wurde, solle nicht immer erst über Risiken nachgedacht werden, sondern primär an den potentiellen Nutzen, der in ihnen steckt. [12] Zwei Tage später, am 17. Januar 2012 sagte er in einem Interview des ARD-Fernsehens:

Überprüft werden müsse auch die vorherrschende Einstellung, die zuerst die Risiken diskutiere und dann die Chancen: "Wir würden das gerne umkehren", erklärte der Kanzler. Dabei müssten die Risiken neuer Technologien sehr wohl erörtert werden. "Aber ich glaube, wir brauchen da eine neue Balance". [12]

Mit diesem Impuls wurde eine Entwicklung initiiert, die Dr. Wullweber in seiner Schlußbemerkung "Der Mythos Nanotechnologie" sehr treffend beschreibt:

Derzeit sieht es eher danach aus, dass der Mythos Nanotechnologie durchgesetzt werden kann und hegemonial wird. Damit setzt sich auch eine neue Akkumulationsstrategie durch, mit der Folge, dass Inwertsetzungsprozesse verstärkt im molekularen Raum stattfinden werden. An diesen Prozessen und möglichen positiven Auswirkungen werden die meisten Menschen nicht teilhaben. Vielmehr konzentriert sich das geistige Eigentum und Wissen in diesem Bereich wahrscheinlich zunehmend in den Händen weniger. Weiterhin werden durch mögliche Veränderungen der globalen Produktionsverhältnisse bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse zementiert. Wie genau sich die Lebensverhältnisse der Menschen durch die Nanotechnologie verändern, ist noch nicht abzusehen. Besorgnis erregend ist diese Aussicht allemal. [6]

Fußnoten:

[1]‍ ‍siehe Buchbesprechung:
www.krimi-couch.de/krimis/michael-crichton-beute-prey.html

[2]‍ ‍Kim Eric Drexler (* 25. April 1955 in Oakland, Kalifornien) gilt als Pionier und Visionär der molekularen Nanotechnologie. Er machte seine Abschlüsse am Massachusetts Institute of Technology, seine Dissertation war die erste über molekulare Nanotechnologie. Er gründete das Foresight Institute, das sich u.a. zur Aufgabe gemacht hat, die Gesellschaft auf die Nanotechnologie vorzubereiten. Drexler schuf zum einen den Begriff "Nanomaschine" (auch Nanobot genannt) und entwarf die Idee von Nano-Assemblern (Sammlern). Das sind Nanomaschinen, die keine speziellen Rohstoffe brauchen, sondern Müll und Abfall verwerten und umwandeln können. Eine seiner ersten Forschungsarbeiten im Nanobereich waren nanometerdünne Metallschichten, die Drexler auf ihre Eignung bei der Konstruktion von Sonnensegeln untersuchte.

[3]‍ ‍Kommentator zum letzten Panel der technologiekritischen Frühjahrstagung in Harburg mit dem Titel "Technologie und Politische Ökonomie". Die Frühjahrstagung der Sektion "Wissenschafts- und Technikforschung" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), des Arbeitskreises "Politik, Wissenschaft und Technik" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) und der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik der TU Hamburg-Harburg (TUHH) fand am 23./24. März 2012 an der TUHH unter dem Titel "(Un-)Sicherheit, (Bio-)Macht und (Cyber-)Kämpfe: Kritische Theorieperspektiven auf Technologien als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung" statt.

[4]Quelle: DIE ZEIT, 02.08.2007 Nr. 32
www.zeit.de/2007/32/T-Nanomaschinenbau

[5]‍ ‍mehr zu möglichen toxischen Risiken durch Nanomaterialien in der Nahrung siehe:
Schattenblick → Infopool → Naturwissenschaften → Chemie
KOMMENTAR/086: Nanofood (1) Ab morgen gibt es Synthobrei ... (SB)
www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/cheko086.html
und
KOMMENTAR/088: Nanofood (2) - "Asbest" à la carte (SB)
www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/cheko086.html

Nanopartikel gelangen über die Lunge bis zur Leber, andere können Pflanzen, Böden und Gewässern schaden. Da die Technikfolgenabschätzung in vielen Ländern wie in Deutschland spätestens seit dem "Innovationsgespräch" des damaligen Bundeskanzlers Schröder mit Vertretern aus Forschung und Wirtschaft am 15. Januar 2004 [12] bewußt zweitrangig behandelt wird, sind Hinweise auf negative Folgen der Nanotechnik rar gesät, aber durchaus vorhanden. Im folgenden eine kurze, wenn auch nicht vollständige Auswahl verschiedener Informationsquellen zu dieser Problematik:

- So berichtete der Pressetext schon 2004 über Kirsten Kulinowski, Direktorin am Center for Biological and Environmental Nanotechnology der Rice University in Houston und über die US-Forscherin Eva Oberdörster von der Southern Methodist University in Dallas, die beide vor Nanopartikeln in der Umwelt warnten, weil Fullerene in einer Konzentration von 800 Teilen pro Milliarde (800 ppb) schon nach drei Wochen die Hälfte einer Wasserflohpopulation vernichten konnte und bei Fischen nachweislich Gehirnstörungen auslöste.
www.newscientist.com/article/dn4825-buckyballs-cause-brain-damage-in-fish.html
www.pressetext.com/news/20040330031

- Ken Takeda von der Universität in Tokio fand 2009 an Versuchen mit Mäusen heraus, daß nanoskalige Titandioxidpartikel, die den Muttertieren gespritzt wurden, die Proteinentwicklung in den Föten negativ beeinflußten. Nanoskaliges Titandioxid wird seit Jahren in Sonnencremes und Wandfarben verwendet.
www.particleandfibretoxicology.com/content/6/1/20
www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,638825,00.html
www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,817217,00.html
www.nature.com/nnano/journal/vaop/ncurrent/abs/nnano.2012.3.html
www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0032254

- Auch in Gewässern können Nanopartikel sich sowohl schnell verbreiten als auch im Sediment anreichern. Am Institut für Umweltgeowissenschaften der Universität Wien laufen zur Zeit mehrere Studien zum Verhalten von Nanopartikeln in Gewässern.
1.‍ ‍Studie: www.kurzlink.de/nano-diesel
2.‍ ‍Studie: www.kurzlink.de/nano-and-allergy
3.‍ ‍Studie: www.envinews.eu/redir/57690
4.‍ ‍Studie: www.kurzlink.de/nano-water

- In einer chinesischen Studie wurde ein negativer Einfluß von Titanoxid- und Zinkoxid-Nanopartikeln auf das Wachstum von Weizen nachgewiesen:
www.eu-umweltbuero.at/cgi-bin/neu/cont.pl?contentart=eunews&id=3266

- Der BUND informiert über den derzeitigen Standpunkt der Risikoforschung an bereits bekannten Nanomaterialien auf seiner Webseite zur Nanotechnologie
www.bund.net/bundnet/themen_und_projekte/chemie/nanotechnologie/
www.bund.net/themen_und_projekte/nanotechnologie/nanomaterialien/#c16111

- Der Abschlußbericht des Engineered Nanoparticles - Review of Health and Environmental Safety (ENRHES) Projects, ein von der Europäischen Kommission gefördertes Forschungsprojekt verschiedener internationaler Institute (wie die Edinburgh Napier University (ENU), das Institute of Occupational Medicine (IOM), die Technical University of Denmark (DTU), das Institute for Health and Consumer Protection of the European Commission's Joint Research Centre, sowie das Institute of Nanotechnology (IoN)) enthält allein 8 Seiten über die Toxizität verschiedener nanoskaliger Materialien, die derzeit schon ubiquitär verwendet und in der Umwelt verbreitet werden. Abgesehen von zahlreichen Einzelstudien, in denen Toxizität nachgewiesen wird, und dem Einräumen von potentiellen Risiken, wird zumindest im Fazit erklärt, daß nach wie vor Forschungsbedarf zu diesem Thema besteht, da die bisherigen Ergebnisse nicht ausreichen, um eine generelle Aussage zu treffen.
http://ihcp.jrc.ec.europa.eu/whats-new/enhres-final-report

- Besonders heikel jedoch scheinen die Bereiche, die hinsichtlich der Forschung an Nanomaterialien als positive Erfolge gewertet werden, wie die besonders hohe Affinität von nanoskaligem Silber zu DNA, bei der jedoch nicht gleichzeitig auch das Risiko von potentiellen Erbgutschädigungen untersucht wird:
http://www.kit.edu/besuchen/pi_2012_8877.php

- Grundsätzlich ist Silber ein Zellgift, in der Nanoform aber offenbar giftiger als in der Mikroskalierung. Das belegen Studien mit Zellkulturen und Wasserorganismen. Laut jüngstem Bericht des Bundesinstituts für Risikoforschung (BfR) sind die Risiken von Nanosilber noch viel zu wenig erforscht:
http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2012/08/nanosilber__fortschritte_in_der_analytik__luecken_bei_toxikologie_und_exposition-128936.html

- Wenn die Risiken der Nanotechnologie erforscht werden, geschieht das meist unter Beteiligung der Industrie, wie in dem am 15. Mai 2012 gestarteten Langzeitforschungsprojekt zur Sicherheit von Nanomaterialien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und der BASF. Mit einem Forschungsvolumen von 5 Millionen Euro sollen mögliche Langzeiteffekte von Nanopartikeln in der Lunge untersucht werden. Das sei in diesem Umfang bisher noch nicht geschehen (zum Vergleich: Die öffentlichen Fördermittel für den Ausbau und die Entwicklung von Nanotechnologie betragen allein in Deutschland laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 440‍ ‍Millionen Euro):
www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/48721.php
http://www.bmbf.de/de/nanotechnologie.php

[6]‍ ‍Der Mythos Nanotechnologie, in: PERIPHERIE Nr. 101/102, 26. Jg. 2006, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster, S. 99-118

[7]‍ ‍Hype ist ein derzeit aktueller, umgangssprachlicher Modebegriff für "gerade in Mode sein" (also gewissermaßen ein Hype für Hype). Das Wort kommt von der englischsprachigen Abkürzung "hype" - von hyperbol 'Hyperbel', die wiederum mathematisch eine ansteigende Kurve bezeichnet, die einen Höhepunkt besitzt und danach wieder absteigt. Als Medienhype, und das ist hier gemeint, werden Begriffe bezeichnet, die für besonders spektakulär und mitreißend gelten, gerne als Nachrichten in den Massenmedien aufgebauscht werden und gezielt von Interessenträgern zur Werbung für bestimmte Ideen, Personen oder Produkte lanciert werden.

[8]‍ ‍Dissertation von Joscha Wullweber: Hegemonie, Diskurs und Politische Ökonomie. Das Nanotechnologie-Projekt. Nomos-Verlag 2010, 357‍ ‍Seiten, 34 Euro, ISBN 978-3832951801.

[9]‍ ‍siehe auch
www.gen-ethisches-netzwerk.de/gid/191/wullweber/nanotechnologie-innovationsprojekt-ohne-widerspruch

[10]‍ ‍Ein Signifikant, auch Signans, französisch Signifiant, deutsch auch Bezeichnendes, Bezeichner, Formativ oder Zeichenkörper, ist in der strukturalistischen Linguistik und Semiotik die Ausdrucksseite eines sprachlichen Zeichens (frz. "signe linguistique"), also die materielle oder quasi-materielle Form, die auf eine Bedeutung (Signifikat, frz. "signifié") verweist. Das "Signifikat" ist dabei der "Inhalt" des Signifikanten, auf den der Signifikant verweist. So ist etwa das Wort "Baum" der Signifikant für das Vorstellungsbild Baum. Der Begriff des Signifikanten ist insbesondere im Kontext des linguistic turn von großer Bedeutung für die modernen Geisteswissenschaften gewesen und taucht insbesondere im Strukturalismus und Poststrukturalismus als zentraler Begriff auf.

[11]‍ ‍Der Postfordismus bezeichnet die Wirtschaftsform, die in den westlichen Industrienationen den Fordismus ablöste. Im Gegensatz zum Fordistischen Modell (Massenproduktion und Fließbandfertigung) zeichnet sich der Postfordismus durch ein hohes Maß an Flexibilität in den Bereichen Arbeitsorganisation, Arbeitsgruppen und Aufgabenintegration aus. Durch ein gefördertes Mitspracherecht qualifizierter Arbeitskräfte (geistige Ressourcen) und Teamwork soll darüber hinaus die Produktion verbessert werden, was allerdings auch als Qualifizierung der Ausbeutung verstanden werden kann.

[12]‍ ‍Siehe Archiv der unabhängigen Gemeinschaft aus deutschsprachigen Mitgliedern der Sozialdemokraten WebSozis.de oder
www.newscontent.de/archiv/00000955.html
und
www.newscontent.de/archiv/00000957.html

17.‍ ‍Mai 2012