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MELDUNG/730: Von Platzhirschen und Nebenbuhlern (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


3. März: Wladimir Klitschko gegen Jean-Marc Mormeck

Wladimir Klitschko verteidigt in der Düsseldorfer Esprit-Arena seine vier Titel im Schwergewicht gegen den aus Guadaloupe stammenden Franzosen Jean-Marc Mormeck. Bei seinem letzten Auftritt hatte sich der Ukrainer am 2. Juli 2011 im Hamburger Fußballstadion einstimmig nach Punkten gegen David Haye durchgesetzt. In einem anspruchsvollen und temporeichen Kampf machte der Brite eine bessere Figur als die meisten seiner Vorgänger und verwehrte dem Ukrainer den angekündigten vorzeitigen Erfolg. Der 35jährige Champion bestreitet gegen Mormeck bereits seinen 20. Titelkampf. Er hat 56 Profikämpfe gewonnen und drei verloren, wobei die Niederlagen inzwischen mehrere Jahre zurückliegen.

Der 39 Jahre alte Franzose ist derzeit internationaler Champion der WBA. Seine Bilanz weist 36 Siege und vier Niederlagen auf, wobei er zwei Kämpfe relativ früh in seiner Profilaufbahn verloren hat, als er noch recht unerfahren war. Im Jahr 2002 wurde Mormeck durch einen vorzeitigen Sieg über Virgil Hill WBA-Weltmeister im Cruisergewicht. Diesen Titel konnte er in der Folge mehrmals erfolgreich verteidigen. Zwar unterlag er O`Neil Bell, doch gewann er die Revanche und holte sich damit die Gürtel der Verbände WBA und WBC zurück.

Seine bislang letzte Niederlage bezog Jean-Marc Mormeck im November 2007 gegen David Haye, den er in der vierten Runde seiner Titelverteidigung am Boden hatte. Dennoch unterlag der Franzose durch technischen K.o. in der siebten Runde. Im Jahr 2009 stieg Mormeck ins Schwergewicht auf, wo er bislang nur drei Kämpfe bestritten und alle gewonnen hat. Dabei besiegte er unter anderem den mehrfachen Nordamerikanischen Meister Fres Oquendo und den Usbeken Timur Ibragimow. Mormeck wird von den Verbänden WBA, IBF, WBO und IBO unter den fünfzehn besten Schwergewichtsboxern geführt.


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17. März: Sergio Martinez gegen Matthew Macklin

Sergio Martinez, der in der unabhängigen Weltrangliste an Nummer eins im Mittelgewicht geführt wird, tritt in New York gegen den Iren Matthew Macklin an. Der 36jährige Argentinier hat den Diamond-Titel des WBC niedergelegt, da ihn der Verband nicht sofort gegen den regulären Weltmeister Julio Cesar Chavez um seinen früheren Gürtel kämpfen ließ. Er wolle fortan nur den Gürtel des Ring Magazine verteidigen, den er im Kampf gegen Kelly Pavlik gewonnen habe. Martinez, der 48 Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden vorzuweisen hat, steigt gegen Macklin als klarer Favorit in den Ring.

Für den Iren stehen bislang 28 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Am 25. Juni 2011 unterlag der 29jährige in der KölnArena dem WBA-Superchampion Felix Sturm knapp und umstritten nach Punkten. Dieser bot ihm eine Revanche an, um den Vorwurf aus der Welt zu schaffen, er sei als Titelverteidiger und Lokalmatador bevorteilt worden. Macklin zog jedoch einen Kampf gegen Martinez vor, der wie er bei Promoter Lou DiBella unter Vertrag steht.


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24. März: Tomasz Adamek gegen Nagy Aguilera

Der 35 Jahre alte Tomasz Adamek, der 44 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, trifft in New York auf Nagy Aguilera aus der Dominikanischen Republik. Der machte sich einen Namen, als er Exweltmeister Oleg Maskajew überraschend auf die Bretter schickte und vorzeitig bezwang. Dieser Erfolg bescherte ihm Auftritte mit hochklassigen Schwergewichtlern wie Samuel Peter, Antonio Tarver und Chris Arreola, die ihn zwar besiegten, aber zu einem erfahrenen Aufbaugegner machten. Für den 25jährigen stehen 17 gewonnene und sechs verlorene Auftritte zu Buche, womit Adamek natürlich die Favoritenrolle zufällt. In dem auf zehn Runden angesetzten Kampf will sich der Pole rüsten, um später im Jahr erneut die Weltspitze anzugreifen.


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31. März: Arthur Abraham gegen Piotr Wilczewski

Arthur Abraham möchte auch im Supermittelgewicht Weltmeister werden und will zu diesem Zweck den Sieger des Duells zwischen WBO-Champion Robert Stieglitz aus dem Magdeburger Boxstall SES und dem Dänen Mikkel Kessler herausfordern. Der 32jährige Berliner hat zuletzt den Argentinier Pablo Farias vorzeitig besiegt und trifft in einem weiteren Aufbaukampf in der Kieler Sparkassen-Arena auf den Polen Piotr Wilczewski.

Der ein Jahr ältere Wilczewski löste am 4. März 2011 durch einen vorzeitigen Sieg den Finnen Amin Asikainen als Europameister ab. Schon bei der ersten Titelverteidigung unterlag er jedoch dem früheren Olympiasieger James DeGale, der allerdings in Liverpool gehörig von seinem Heimvorteil profitierte. Zuletzt meldete sich Wilczewski im polnischen Olsztyn mit einem Punktsieg gegen den Serben Geard Ajetovic erfolgreich im Ring zurück. Während Abraham 33 Profikämpfe gewonnen und drei verloren hat, kann sein kommender Gegner mit 32 Siegen und zwei Niederlagen aufwarten.


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31. März: Orlando Salido gegen Juan Manuel Lopez

In Puerto Rico kommt es zur Revanche zwischen WBO-Weltmeister Orlando Salido und dem ehemaligen Champion im Superbantam- und Federgewicht, Juan Manuel Lopez. Während der Puertoricaner 31 Kämpfe gewonnen und nur gegen Salido verloren hat, stehen für diesen neben 37 Siegen bereits elf Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche.

Der Sieg Orlando Salidos über Juan Manuel Lopez gehörte zu den größten Überraschungen des Jahres 2011. Nachdem Salido zuvor klar gegen den Kubaner Yuriorkis Gamboa verloren hatte, trat er am 16. April als Außenseiter gegen den Puertoricaner an. Der Mexikaner kämpfte jedoch so offensiv und wirkungsvoll, daß Lopez nach zahlreichen Treffern in der fünften Runde zu Boden gehen mußte und schließlich in der achten aus dem Kampf genommen wurde, da er seinem Gegner nichts mehr entgegenzusetzen hatte.


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13. April: Felix Sturm gegen Sebastian Zbick

Felix Sturm ist seit März 2010 Superchampion des Verbands WBA, der ihm eine großzügige Frist bis zur ersten Pflichtverteidigung seines Titels einräumt. Dies gestattet es dem Mittelgewichtler, der seit seiner Trennung von der Hamburger Universum Box-Promotion die Vermarktung in die eigenen Hände genommen hat, seine Gegner sorgfältig auszusuchen. Viermal hat er den Gürtel bislang freiwillig verteidigt, wobei es einige Male denkbar knapp zuging.

Mehrfach war Sebastian Zbick als möglicher Gegner im Gespräch, doch hatte Sturm in der Vergangenheit dieser Option stets eine Absage erteilt. Der für Universum boxende Schweriner war 2011 Weltmeister des WBC und hat sich wiederholt für ein innerdeutsches Duell mit dem Kölner starkgemacht, dem nun nichts mehr im Weg zu stehen scheint. Die Managements der beiden Boxer haben sich schon vor Wochen geeinigt, doch stand bislang die Zustimmung der WBA aus. Inzwischen hat der Verband grünes Licht für diese Titelverteidigung gegeben, die entweder in Köln oder in Oberhausen stattfinden soll. Während Felix Sturm 36 Kämpfe gewonnen, zwei verloren und zwei unentschieden beendet hat, kann Sebastian Zbik 30 Siege und eine Niederlage vorweisen.


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14. April: Yuriorkis Gamboa gegen Brandon Rios

Im Mandalay Bay Casino in Las Vegas kämpfen Yuriorkis Gamboa und Brandon Rios um den vakanten WBA-Titel im Leichtgewicht. Während der in 21 Kämpfen ungeschlagene Kubaner früher Weltmeister zweier Verbände im Federgewicht war und gleich um zwei Gewichtsklassen aufsteigt, hat der ehemalige Leichtgewichtschampion Rios 29 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet. Nach den Plänen des Senders HBO sollten die beiden ursprünglich bei einer Veranstaltung im März gegen andere Gegner antreten und Werbung für ein Duell im Sommer machen. Inzwischen haben die Verantwortlichen jedoch umdisponiert und auf einen früheren Kampf der beiden Stars gedrängt.

Gamboa zeigte sich erfreut, daß die Einigung über die Konditionen herbeigeführt werden konnte. Dies sei eine große Chance und ein perfekter Test, seine außergewöhnlichen Qualitäten zu demonstrieren. Es komme eben darauf an, bedeutende Kämpfe zu bestreiten und entsprechend belohnt zu werden. Die Bedingungen des geschlossenen Vertrags halte er für sehr fair. Diese Auffassung konnte sein Promoter Ahmet Öner nicht ganz teilen, der einräumen mußte, daß die Details überwiegend zu Gunsten der Gegenseite ausgefallen seien. Dennoch habe man das Ziel erreicht und sei sehr froh, eine Einigung über diesen perfekten Kampf erzielt zu haben.


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14. April: Tyson Fury gegen Martin Rogan

Von dem offiziell zurückgetretenen David Haye abgesehen ist Tyson Fury derzeit der führende britische Schwergewichtsboxer. Er hat aufstrebende Rivalen im eigenen Land wie Dereck Chisora besiegt, der mit seiner ansprechenden Leistung gegen den von einer Schulterverletzung beeinträchtigten WBC-Weltmeister Vitali Klitschko von sich reden machte, mehr noch aber durch seine handgreifliche Auseinandersetzung mit Haye auf der Pressekonferenz nach dem Titelkampf. Der in 17 Profikämpfen ungeschlagene Fury trifft in der Odyssey Arena in Belfast auf den Nordiren Martin Rogan, der in der Vergangenheit ein Prizefighter-Turnier gewonnen und derzeit 14 Siege sowie zwei Niederlagen vorzuweisen hat.

Der 23 Jahre alte Tyson Fury bestreitet den ersten Auftritt seit Niederlegung seiner Titel als Britischer und Commonwealthchampion. Den in diversen Medien erhobenen Vorwurf, er habe sich mit Rogan einen allzu leichten Gegner ausgesucht, will Fury nicht auf sich sitzen lassen. Er habe diesen Boxer seit Beginn seiner Karriere verfolgt und großen Respekt vor ihm. Man werde den Fans einen erstklassigen Auftritt zu bieten, bei dem alle auf ihre Kosten kommen.

Der 40jährige Rogan hat seit über einem Jahr nicht mehr im Ring gestanden, doch weist er Zweifel an seiner körperlichen Verfassung vehement zurück. Er sei ein hervorragender Schwergewichtler, was er mit seinen Siegen gegen renommierte Kontrahenten wie Matt Skelton und Audley Harrison bewiesen habe. Da der Nordire vor heimischem Publikum antreten kann, rechnet er sich gegen den hünenhaften Fury durchaus Chancen aus.


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21. April: Cecilia Braekhus gegen Anne Sophie Mathis

Cecilia Braekhus und Anne Sophie Mathis machen untereinander aus, wer von beiden gegenwärtig die weltbeste Boxerin im Weltergewicht ist. Die Norwegerin ist in 19 Profikämpfen ungeschlagen und Weltmeisterin dreier Verbände in dieser Gewichtsklasse. Sie steht beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag und wird von Ulli Wegner trainiert. Das Gipfeltreffen geht in Dänemark über die Bühne, wo Cecilia Braekhus dank etlicher früherer Auftritte mit einem gewogenen Publikum rechnen kann.

Die Französin Anne Sophie Mathis hat 26 Auftritte gewonnen und einen verloren. Sie kann eine beeindruckende K.o.-Quote von mehr als 80 Prozent vorweisen und hat zuletzt die bis dato als stärkste Weltergewichtlerin geltende US-Amerikanerin Holly Holm mit einem Niederschlag in der siebten Runde vom Thron gestoßen. Für den Fall ihres Sieges in der Arena Nord in Frederikshavn hat die Französin bereits im Juni eine Revanche gegen Holm eingeplant.


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21. April: Karoly Balzsay gegen Dimitri Sartison

Die Universum Box-Promotion präsentiert in Schwerin eine hochkarätig besetzte Veranstaltung, in deren Mittelpunkt die Titelverteidigung des regulären WBA-Champions im Supermittelgewicht, Karoly Balzsay, gegen seinen Teamkollegen Dimitri Sartison steht. Während der Ungar 24 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, stehen für den Herausforderer 27 Siege und eine Niederlage zu Buche. Exweltmeister Sartison sieht nach seiner langen Verletzungspause und einigen Aufbaukämpfen diesem Titelkampf erwartungsvoll entgegen.

Begeistern können sich die Schweriner Fans auch für den Auftritt des Lokalmatadors Jürgen Brähmer, der zuletzt einen Aufbaukampf in Hamburg bestritten hat und nun auf einen höherrangigen Gegner treffen soll. Zudem kämpft Marcel Meyerdiercks erstmals in seiner Profikarriere um einen Titel. Der aufstrebende Federgewichtler aus Wismar ist in 21 Kämpfen ungeschlagen und will sich nun den Gürtel eines Intercontinental-Meisters sichern. Mit von der Partie ist auch der kubanische Schwergewichtler Juan Carlos Gomez, der erstmals seit seiner schweren Schulterverletzung wieder im Ring steht.


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9. Juni: Manny Pacquiao gegen Timothy Bradley

Manny Pacquiao wurde Weltmeister in nicht weniger als acht verschiedenen Gewichtsklassen, wird seit mehreren Jahren als bester Boxer aller Limits gehandelt und ist derzeit Champion der WBO im Weltergewicht. Der in 28 Profikämpfen ungeschlagene Timothy Bradley trägt den Titel desselben Verbands im Halbweltergewicht und steigt eine Klasse auf, um sich in Las Vegas mit dem legendären Philippiner zu messen. Von dem auf den Herbst vertagten möglichen Kampf der Superlative zwischen Pacquiao und dessen US-amerikanischem Erzrivalen Floyd Mayweather abgesehen ist das Duell mit Bradley zweifellos eine der hochkarätigsten Begegnungen des Jahres.

Manny Pacquiao, Volksheld und Parlamentsabgeordneter in seiner Heimat wie auch gläubiger Christ, dankte zum Auftakt der gemeinsamen Pressetour in Los Angeles "Gott für all seine Gnade". Bradley sei ungeschlagen und ein herausragender Gegner, der die direkte Konfrontation liebe, so daß man mit einem hochklassigen und spannenden Kampf rechnen könne. Sein Gegner Timothy Bradley sprach voller Hochachtung von dem Philippiner, den er innerhalb wie außerhalb des Rings außerordentlich schätze, zumal er ein überzeugendes Vorbild für die Jugend sei. So sehr er Manny Pacquiao bewundere, der lange das Boxen beherrscht habe, sei Timothy Bradley doch das neue Gesicht dieses Sports, dessen Zeit am 9. Juni beginnen werde. Er sei bereit für diese riesengroße Herausforderung, fähig zu gewinnen und werde in Las Vegas Geschichte schreiben.

1. März 2012