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MELDUNG/804: Promoter Frank Warren weist Einwände als heuchlerisch zurück (SB)




Brite läßt Vorwürfe von ARD, BDB und den Klitschkos nicht gelten

Während der Kampf der britischen Schwergewichtler David Haye und Dereck Chisora, der am 14. Juli im Fußballstadion Upton Park im Londoner Stadtteil West Ham ausgetragen wird, auf große Resonanz beim Publikum stößt und zweifellos die Kassen füllen wird, wurde in den zurückliegenden Tagen heftige Kritik an dem Spektakel laut. Nun hat sich Promoter Frank Warren zu Wort gemeldet, der die Veranstaltung gemeinsam mit Sauerland Event organisiert. Auf einer Pressekonferenz anläßlich der obligatorischen medizinischen Untersuchung Chisoras in Luxemburg, dessen Boxverband den Kampf lizensiert, reagierte er ungehalten auf die Frage nach den von mehreren Seiten erhobenen Einwänden.

Warren bezeichnete das Verhalten der ARD, die Übertragung des Kampfs zunächst anzukündigen und sich dann doch zurückzuziehen, als heuchlerisch. Schließlich zeige die ARD seit Jahren Kämpfe eines Promoters, der sich nach Problemen mit dem Bund Deutscher Berufsboxer die erforderlichen Lizenzen im Ausland verschaffe. Auch die Klitschkos seien so verfahren und nach einer Kontroverse mit dem BDB zeitweise auf den zweiten deutschen Berufsboxverband (GBA) ausgewichen. Die Ukrainer verfolgten eigene Interessen, wenn sie den Kampf in London verteufelten. Letzten Endes kümmere ihn das aber nicht, da das Duell zwischen Haye und Chisora beim Publikum außerordentlich gut ankomme.

Neben dem luxemburgischen Verband hätten im übrigen auch die Verbände Österreichs, Irlands und Rußland angeboten, Haye und Chisora eine Lizenz zu erteilen. Dereck Chisora sei zu keiner Zeit von der britischen Boxkommission gesperrt worden, besitze aber derzeit keine Lizenz und habe angesichts des langen Antragsverfahrens beschlossen, sich im Ausland umzutun. Die Titelverteidigung Alexander Powetkins gegen Hasim Rahman werde ungeachtet der Einwände aus Deutschland wie geplant bei derselben Veranstaltung ebenfalls unter der Aufsicht des luxemburgischen Verbands ausgetragen.

Wie Dereck Chisora hinzufügte, respektiere er die Klitschkos für ihr soziales und politisches Engagement, aber nicht als die großen Champions, als die sie sich vermarkteten. Er sei etwa zwei Trainingswochen von seinem Kampfgewicht entfernt und glaube nicht, daß David Haye länger als vier Runden vor ihm weglaufen könne.

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Stieglitz gegen Abraham in der Berliner O2 World

Wenngleich der Termin des Kampfs zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham schon seit längerem feststand, galt es doch noch, sich auf den Austragungsort zu einigen. Wie SES-Boxing für den WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht und Sauerland Event für den früheren IBF-Champion im Mittelgewicht nun bekanntgeben konnten, werden die Kontrahenten in der Berliner O2 World aufeinandertreffen, die bis zu 14.200 Zuschauer faßt.

Für den 30 Jahre alten Robert Stieglitz, der den Titel seit knapp drei Jahren in seinem Besitz hat, stehen 42 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Da der von Dirk Dzemski trainierte Magdeburger noch nicht so viele hochklassige Gegner vor den Fäusten hatte wie Abraham, darf man gespannt sein, wie er sich gegen den Berliner hält. Bei seinem letzten Auftritt hat Stieglitz am 5. Mai in Erfurt den Australier Nader Hamdan einstimmig nach Punkten besiegt.

Der 32jährige Arthur Abraham, der 34 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, kehrt mit guten Erinnerungen in die Halle am Friedrichshain zurück. Dort hatte er nach seinem Aufstieg ins Supermittelgewicht zum Auftakt des Super-Six-Turniers im Oktober 2009 den in die Jahre gekommenen US-Star Jermain Taylor durch K.o. in der zwölften Runde besiegt und sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes gesetzt. Wer hätte damals gedacht, welchen Absturz der als Mitfavorit gehandelte Berliner im weiteren Verlauf des Turniers erleben sollte! Er unterlag Andre Dirrell, Carl Froch und Andre Ward, worauf der Fortgang seiner Karriere auf Messers Schneide stand.

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Karo Murat überbrückt die Wartezeit

Karo Murat hat zwar als Pflichtherausforderer im Prinzip schon geraume Zeit das Vorrecht, gegen den Weltmeister der IBF im Halbschwergewicht anzutreten, doch zerschlug sich im Februar die Chance, mit Tavoris Cloud in den Ring zu steigen. Dieser zog einen Kampf gegen den Spanier Gabriel Campillo vor, der ihn seiner Außenseiterrolle zum Trotz vor enorme Probleme stellte und umstritten gegen den Champion verlor. Da Cloud seinen Titel im August gegen Jean Pascal verteidigt, bleibt Murat nichts anderes übrig, als sich erneut vertrösten zu lassen und darauf zu hoffen, später im Jahr endlich zum Zuge zu kommen.

Da seit seinem letzten Auftritt inzwischen neun Monate verstrichen sind, überbrückt der 28jährige die Wartezeit mit einem Kampf am 2. Juni im dänischen Herning. Dort präsentiert sein Promoter Sauerland Event eine Titelverteidigung der Weltmeisterin im Weltergewicht, Cecilia Braekhus, die gegen Jessica Balogun aus Deutschland antritt. Im Vorprogramm bekommt es der von Ulli Wegner trainierte Murat mit dem in Tschechien lebenden Kubaner Miguel Velozo zu tun und möchte mit einer überzeugenden Leistung seinen Anspruch auf den erhofften Titelkampf bekräftigen.

26. Mai 2012