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MELDUNG/871: Chad Dawson und Andre Ward treffen sich im Supermittelgewicht (SB)




Ward besteht auf Heimvorteil und seine gewohnte Gewichtsklasse

In einem der hochkarätigsten Duelle des Jahres treffen am 8. September der in 25 Kämpfen ungeschlagene Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Supermittelgewicht, Andre Ward, und der WBC-Champion im Halbschwergewicht, Chad Dawson, aufeinander. Beide Boxer gelten derzeit als die führenden Vertreter ihres Limits: Ward hat das Super-Six-Turnier gewonnen, Dawson die Revanche gegen seinen Vorgänger Bernard Hopkins für sich entschieden. Für das vom Sender HBO übertragene Spektakel hat sich Andre Ward wie so oft alle Vorteile gesichert: Gekämpft wird in Oakland, so daß er Heimvorteil genießt, und überdies in seiner gewohnten Gewichtsklasse, weshalb Chad Dawson erstmals seit 2006 wieder im Supermittelgewicht antritt und durch die strapaziöse Gewichtsreduktion belastet ist.

Der 30jährige Dawson, für den 31 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen, wollte eigentlich in einem sogenannten Catchweight antreten, das irgendwo in der Mitte zwischen den beiderseitigen Limits liegt. Er hatte dafür 170 amerikanische Pfund vorgeschlagen, doch lehnte man dies in Wards Lager ebenso ab wie man auf Oakland als Austragungsort bestand. Dawson erklärte dazu in einer Stellungnahme, sei er ein echter Champion und wolle diesen Kampf unbedingt realisieren. Daher habe er dem Gegner alles zugestanden, was dieser verlangte.

Zudem bemühte sich der Halbschwergewichtschampion noch einmal, die Bedenken zu zerstreuen, daß angesichts der beiderseits exzellenten Technik und hervorragenden Defensivqualitäten ein taktisch geprägtes Gefecht zu befürchten sei. Langweilig werde es sicher nicht, da die Stile so gut zusammenpaßten, daß ein Anwärter auf den "Kampf des Jahres" dabei herausspringen könne. Seine Fans würden einen völlig anderen Chad Dawson zu sehen bekommen, dessen blitzschnelle Manöver, erstklassige Beinarbeit und alles, was sonst noch dazugehört, das Publikum begeistern würden.

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Alfredo Angulo endlich aus Abschiebelager freigekommen

Alfredo Angulo ist endlich auf freiem Fuß. Nach sieben langen Monaten in einem kalifornischen Abschiebelager, in das ihn die repressive US-amerikanische Einwanderungspolitik verschlagen hatte, kann er darangehen, die losen Enden seiner Karriere wieder zu verknüpfen. Nachdem das Visum des 30jährigen Mexikaners abgelaufen war, war er auf Anraten seiner Anwälte noch einmal in die USA zurückgereist, um die Angelegenheit zu klären. Das sollte sich als verhängnisvoll erweisen, da man ihn umgehend in ein Lager in El Centro brachte, wo er in Ungewißheit über sein weiteres Schicksal auf die Bearbeitung seines Falles warten mußte. Dort bekam er die Tücken des Gefängnissystems zu spüren, mußte er doch gemeinsam mit den anderen "Illegalen" nicht selten schwere Arbeit für einen Dollar am Tag verrichten.

Wie Angulo nach seiner Entlassung mitteilte, wolle er erst einmal ausgiebig Zeit mit seiner Tochter verbringen, die er seit sieben Monaten nicht mehr gesehen hat. Danach wird der frühere Interimschampion der WBO im Halbmittelgewicht, der seit seiner letztjährigen Niederlage gegen James Kirkland in Mexiko nicht mehr im Ring gestanden hat, sein Comeback in Angriff nehmen. Promoter Oscar de la Hoya will nicht ausschließen, daß man Alfredo Angulo noch vor Ende des Jahres wiedersehen werde.

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Südafrikaner Isaac Chilemba wagt sich an Zsolt Erdei heran

Der Ungar Zsolt Erdei gehörte einst zu den besten Akteuren, mit denen die Hamburger Universum Box-Promotion aufwarten konnte. Er ist in 33 Profikämpfen ungeschlagen und war lange Jahre WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht sowie zuletzt auch im Cruisergewicht. Wie viele seiner Kollegen ein Opfer der Turbulenzen, die den einst größten Boxstall Europas nach Auslaufen des millionenschweren Fernsehvertrags mit dem ZDF erschütterten, ging er das Wagnis ein, seine sportliche Laufbahn in den USA fortzusetzen. Um ein Haar hätte er sogar einen Titelkampf bekommen, doch sagte sein Gegner den bereits festgesetzten Termin verletzungsbedingt ab.

Am 29. September bekommt es Erdei mit dem aufstrebenden Isaac Chilemba zu tun, der wie Thomas Oosthuizen, von dem er sich 2010 unentschieden getrennt hat, derzeit zu den herausragenden Repräsentanten des südafrikanischen Boxsports gehört. Der 25jährige Chilemba ist sich bewußt, daß er mit seiner Bilanz von 19 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden in punkto Erfahrung im Schatten des Ungarn steht. Der schweren Aufgabe ungeachtet macht er für sich geltend, bereits sechs zuvor ungeschlagene Gegner besiegt zu haben. Dank harter Arbeit, Disziplin und Zielstrebigkeit werde er in seinem ersten Hauptkampf bei HBO auch Erdeis Nimbus zerstören und sich als Boxer von Weltklasse erweisen. Chilemba wäre indessen nicht der erste, den der oftmals zu Unrecht unterschätzte Ungar aus allen Träumen gerissen hat.

17. August 2012