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MELDUNG/926: Beschauliche Pressekonferenz mit Arthur Abraham und Mehdi Bouadla (SB)




Spannend wird es erst Mitte Dezember im Ring

Am 15. Dezember verteidigt Arthur Abraham den Titel der WBO im Supermittelgewicht zum ersten Mal. Gegner des Weltmeisters ist der Franzose Mehdi Bouadla, der zwar verspätet auf der Pressekonferenz in Nürnberg erschien, dafür aber bereits ein Erfolgsrezept in der Tasche hatte. Er habe sich die Aufzeichnungen mehrerer Kämpfe Abrahams angesehen, darunter natürlich auch dessen Titelgewinn, und wisse, wie er ihn besiegen könne. Nähere Angaben, wie er das zu bewerkstelligen gedenkt, machte der Herausforderer nicht. Wenngleich die Ankündigungen im Vorfeld eines Kampfs natürlich mehr oder weniger Schall und Rauch sind, war in diesem Fall auch der bloße Unterhaltungswert recht bescheiden.

Zu Mehdi Bouadla ist wissenswert, daß er im vergangenen Jahr einen Kampf im Supermittelgewicht gegen Abrahams dänischen Teamkollegen Mikkel Kessler durch technischen K.o. in der sechsten Runde verloren und seither vier Auftritte im Mittelgewicht bestritten hat. Für den 30jährigen Franzosen stehen 26 Siege und vier Niederlagen zu Buche, er ist internationaler Champion der WBA und wird in der Weltrangliste der WBO an Nummer 15 geführt, so daß er gerade noch als Kandidat für eine freiwillige Titelverteidigung des Weltmeisters in Frage kommt.

Arthur Abrahams aktuelle Bilanz weist 35 gewonnene und drei verlorene Kämpfe aus. Der 32 Jahre alte Champion aus dem Sauerland-Boxstall war früher IBF-Weltmeister im Mittelgewicht. Den WBO-Titel im höreren Limit gewann er am 25. August, als er sich vor 10.000 Zuschauern in der Berliner o2 World gegen Robert Stieglitz aus Magdeburg durchsetzte und ihn mit einem einstimmigen Punktsieg als Weltmeister ablöste.

Auf der Pressekonferenz bezeichnete es der Berliner als besonders schön, seinen Titel in Nürnberg zu verteidigen. Er habe seine Jugendzeit in Franken verbracht und dort das Boxen erlernt. Einige Zeit sei er auch für die Staffel des 1.FC Nürnberg angetreten. Es sei eine gutes Gefühl, wieder Weltmeister zu sein. Aus zwischenmenschlicher Sicht habe sich durch den Titelgewinn natürlich nichts verändert - "ich bin so, wie ich vorher war". Ihm persönlich sei der Gürtel jedoch sehr wichtig, er schlafe einfach besser. In einer zweiten Gewichtsklasse den Titel zu gewinnen, sei für ihn nicht so wichtig gewesen: "Entscheidend war für mich, überhaupt wieder Weltmeister zu sein." Allerdings stehe er als amtierender Champion wiederum unter stärkerem Druck. Das bedeute für ihn, noch härter zu arbeiten als zuvor.

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Kein Olympiastart Wladimir Klitschkos 2016 in Rio

Es war ohnehin eine eher spekulative als sonderlich realistische Idee. Nun ist die Vorstellung, Wladimir Klitschko könne 2016 in Rio de Janeiro beim olympischen Boxturnier auf Medaillenjagd gehen, endgültig vom Tisch. Der Ukrainer hatte nach einem Besuch der Sommerspiele in London laut darüber nachgedacht, 20 Jahre nach seiner Goldmedaille von Atlanta noch einmal um Edelmetall zu kämpfen und dabei womöglich den Kreis seiner Karriere zu schließen.

Abwegig war diese Perspektive insofern nicht, als die Trennung zwischen olympischem und professionellem Sport auch beim Boxen gelockert wird. Allerdings dürfen nach aktuellem Stand des Reglements nur Boxer mit weniger als 15 Profikämpfen antreten, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Da Klitschko im März 2016 seinen 40. Geburtstag feiert und schon jetzt 61 Profikämpfe absolviert hat, fällt er in doppelter Hinsicht durch dieses Raster.

Nachdem diese Möglichkeit selbst theoretisch gestorben ist, faßt Wladimir Klitschko eine andere Form der Krönung seiner Karriere ins Auge. Er wurde im Jahr 2000 Weltmeister der WBO, verlor diesen Titel aber 2003 sensationell im Kampf gegen den Südafrikaner Corrie Sanders. Seit 2006 ist der Ukrainer IBF-Champion, 2008 holte er sich gegen Sultan Ibragimow den WBO-Gürtel zurück und 2011 gewann er gegen David Haye schließlich noch den Titel der WBA hinzu. Nun plant er nach dem Rücktritt seines Bruders Vitali, der spätestens Ende kommenden Jahres die Handschuhe endgültig an den Nagel hängen dürfte, auch noch den vierten bedeutenden Titel im Schwergewicht zu erobern. Gelänge es ihm, neben seinen drei anderen Trophäen und dem weniger wichtigen Gürtel der IBO Weltmeister des Verbands WBC zu werden, hätte er etwas erreicht, was noch keinem Boxer in der Königsklasse gelungen ist.

26. Oktober 2012