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MELDUNG/973: WBA drängt auf fristgerechten Kampf Klitschkos gegen Powetkin (SB)




Superchampion soll sich dem Weltmeister Ende Februar stellen

Die World Boxing Association (WBA) hat in einem Schreiben an Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin noch einmal deutlich gemacht, daß die Verbandsführung den Kampf zwischen dem Superchampion und dem regulären Weltmeister im Schwergewicht bis spätestens 26. Februar realisiert sehen möchte. Eine auf 30 Tage befristete Verhandlungsphase läuft bereits, und sollten die beiden Parteien bis zum 17. Januar keine Einigung erzielen, käme es zur Versteigerung der Austragungsrechte. Wladimir Klitschko, der 59 Siege und drei Niederlagen vorzuweisen hat, war im Juli 2011 nach seinem Punktsieg gegen den Briten David Haye in Hamburg zum Superchampion ernannt worden. Der in 25 Kämpfen ungeschlagene Alexander Powetkin sicherte sich den vakant gewordenen regulären Titel im August 2011 im Kampf gegen Ruslan Tschagajew.

Klitschkos Team hat bislang stets deutlich gemacht, daß es die Ende Februar ablaufende Frist für die anstehende Pflichtverteidigung nicht akzeptiert und von einer Zusage der WBA ausgeht, daß der Ukrainer nach seinem Titelgewinn 24 Monate Zeit habe, also erst im Sommer gegen Powetkin antreten müsse. Da der Kampf zwischen den beiden in der Vergangenheit schon zweimal ohne Zutun Klitschkos abgesagt wurde, kann man dem Superchampion weder vorwerfen, er gehe dem Russen aus dem Weg, noch dieses Duell zum Gipfel dessen verklären, was im Schwergewicht derzeit möglich ist. Immerhin erweckt die in Panama ansässige WBA zumindest den Eindruck, sie wolle das seit Jahren diskutierte, ab nie realisierte Duell endlich mit Anschub über die Bühne bringen.

Von Klitschko heißt es, er wolle seinen nächsten Kampf im März 2013 bestreiten. Ob jedoch der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag stehende Powetkin der Gegner sein wird, ist ungewiß. Mitte November hatte eine Stellungnahme von Sauerland-Geschäftsführer Chris Meyer darauf schließen lassen, daß sich in der Kontroverse um die bislang unvereinbaren beiderseitigen zeitlichen Vorstellungen ein Kompromiß abzeichnet. Meyer zitierte eine Vorgabe der WBA vom 30. Oktober, wonach der Sieger des Kampfs zwischen Wladimir Klitschko und Mariusz Wach bei seinem nächsten Auftritt gegen Alexander Powetkin antreten müsse. Man habe selbst vor einer vergleichbaren Wahl gestanden, als man noch vor der Pflichtverteidigung Powetkins gegen Hasim Rahman das Duell mit Marco Huck einschieben wollte. Damals habe man mit Rahmans Team eine Vereinbarung über eine finanzielle Entschädigung getroffen. Genauso ließe sich die Situation mit Klitschko regeln, falls dieser eine freiwillige Titelverteidigung gegen einen anderen Herausforderer vorziehen möchte.

Als Alternative scheint Klitschko einen Kampf gegen den ungeschlagenen Denis Boitsow ins Auge gefaßt zu haben, der 31 Auftritte gewonnen hat. Der 26jährige führt zwar die Rangliste der WBO an, wurde aber von diesem Verband noch nicht zum offiziellen Pflichtherausforderer des Weltmeisters ernannt. Wladimir Klitschkos letzte Pflichtverteidigung bei der WBO war ein Sieg über den US-Amerikaner Eddie Chambers im März 2010 und liegt damit bereits über zweieinhalb Jahre zurück. Offenbar hat das Management der Klitschkos versucht, Boitsow zum offiziellen WBO-Herausforderer erklären zu lassen, damit daraus eine Pflichtverteidigung würde und der zeitliche Spielraum erweitert wäre. Diesem Vorhaben war jedoch bislang kein Erfolg beschieden.

Da die Klitschkos in Personalunion von Profisportlern und Selbstvermarktern die finanziellen Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit tunlichst nicht an die große Glocke hängen, ist kein Präzedenzfall bekannt, in dem sie eine anstehende Pflichtverteidigung mittels einer Entschädigungszahlung verschoben hätten. Soweit man weiß, halten sie die entsprechenden Vorgaben der Verbände durchaus ein, operieren dabei jedoch in einem sehr flexiblen zeitlichen Rahmen. Der Kampf gegen Powetkin wird kommen, darf man den vorliegenden Informationen entnehmen, doch daß sich Wladimir Klitschko dabei ganz den Vorgaben der WBA und den Wünschen des Gegners fügt, wäre ein Novum.

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David Price in Liverpool gegen Tony Thompson

Mindestens eine Etage tiefer als Klitschko und Powetkin treibt der britische Schwergewichtler David Price seine Karriere voran. Er hat bislang 15 Kämpfe bestritten, alle gewonnen und dreizehn Gegner vorzeitig besiegt. Im nächsten Schritt setzt ihm Promoter Frank Maloney am 23. Februar in Liverpool mit Tony Thompson einen namhaften Kontrahenten vor, der bereits um die Weltmeisterschaft gekämpft hat. Für den US-Amerikaner stehen 36 Siege und drei Niederlagen zu Buche, doch hat der 41jährige seit seiner zweiten Herausforderung Wladimir Klitschkos, dem er im Juli 2012 durch technischen K.o. in der sechsten Runde unterlag, nicht mehr im Ring gestanden. Dennoch führt ihn die IBF auf Platz neun ihrer aktuellen Rangliste.

Im Falle eines Sieges gegen Tony Thompson würde David Price daher beim dritten Weltverband den Sprung in die Top 15 schaffen. Das dürfte eines der Hauptmotive Maloneys bei der Wahl dieses Gegners gewesen sein, wobei der britische Promoter in Ankündigung eines großartigen Kampfs zudem darauf verweist, daß Price auch in den USA zunehmend bekannter werde. Seine beiden letzten Auftritte seien dort im Fernsehen zu sehen gewesen, und wenn dieser oder jener moniere, es gehe mit dem talentierten Boxer zu langsam voran, halte er seine Erfahrung im angemessenen Aufbau von Schwergewichtlern dagegen.

20. Dezember 2012