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MELDUNG/1005: Deutscher Verband verhängt Dopingsperre gegen Mariusz Wach (SB)




Wladimir Klitschkos letzter Gegner muß Sanktionen hinnehmen

Am 10. November 2012 verteidigte Wladimir Klitschko seine Titel im Schwergewicht in Hamburg gegen den Polen Mariusz Wach. Vor 15.000 Zuschauern in der ausverkauften O2-Arena traf der Weltmeister erstmals in seiner Profikarriere auf einen Kontrahenten, der mit 2,02 m noch größer als er selbst ist und der zudem in 27 Profikämpfen ungeschlagen war. Was im Vorfeld des Kampfs als Indikator für einen ausgesprochen gefährlichen Herausforderer ausgewiesen worden war, schrumpfte im Ring rasch auf boxerisches Durchschnittsmaß, da sich Wach als technisch limitiert erwies. Lediglich seinen bemerkenswerten Nehmerqualitäten hatte es der Pole zu verdanken, daß er zwölf Runden gegen den klar überlegenen Champion durchhielt und sich nur nach Punkten geschlagen geben mußte.

Klitschko ließ von Beginn an mit einer aggressiven Kampfesweise und hohem Tempo keinen Zweifel aufkommen, daß er Herr im Ring war. Der Herausforderer verstand es nicht, seine überlegene Reichweite zu nutzen und sich den Ukrainer vom Leib zu halten, der ihn fast nach Belieben mit seinem starken linken Jab und der wuchtigen Rechten traktierte. Wach bewegte sich einfach zu langsam, um den fortgesetzten Treffern zu entgehen. Einzig in der fünften Runde hatte er eine gute Szene, als Klitschko an den Seilen stehend kurzfristig in Schwierigkeiten geriet. Das sollte jedoch die einzige Situation bleiben, in der der Weltmeister Unsicherheit erkennen ließ, denn in der Folge dominierte er wie zuvor das Geschehen. In der achten Runde konnte der Pole nach einer Trefferserie von Glück reden, daß sich der konditionell angeforderte Champion etwas bremsen mußte. Vom zehnten Durchgang an erhöhte Klitschko abermals den Druck, um ein vorzeitiges Ende zu erzwingen, doch hielt sich Wach bis zum Schlußgong tapfer auf den Beinen.

Nach seinem Sieg gedachte Wladimir Klitschko seines zwei Wochen zuvor verstorbenen Trainers und Mentors Emanuel Steward, dessen Geburtstag man beim vorangegangenen Kampf noch gemeinsam im Ring gefeiert habe. Er bedankte sich bei seinem gesamten Team für die gelungene Vorbereitung und attestierte seinem früheren Trainingspartner Johnathon Banks eine großartige Leistung, der ihn auf den Titelkampf vorbereitet hatte und ihm weiter als Trainer zur Seite stehen solle. Banks ist ein langjähriger Weggefährte Stewards in der legendären Boxschule "Kronk" in Chicago und selbst ein erfolgreicher Schwergewichtler, der nicht lange nach dem Hamburger Auftritt Klitschkos seinen Landsmann Seth Mitchell, den der Sender HBO zum Hoffnungsträger aufgebaut hatte, bereits in der zweiten Runde besiegte.

Einige Zeit später wurde bekannt, daß Mariusz Wach nach dem Kampf positiv auf anabole Steroide getestet worden war. Wie der 33 Jahre alte Pole versicherte, könne er sich diesen Befund nicht erklären. Möglicherweise sei es im Zuge seiner Vorbereitung in den USA zu Manipulationen in seinem Umfeld gekommen. Der Verdacht falle auf die Trainer, doch sei es schwierig für ihn, mehr zu diesem Thema zu sagen. Bei der Vorbereitung hätten ihm sehr viele Leute geholfen, über deren Handlungsweise er sich inzwischen nicht mehr im klaren sei.

Darüber hinaus ließ der Pole wissen, daß er die deprimierende Niederlage wie auch die gegen ihn erhobenen Vorwürfe erst einmal verarbeiten müsse. Er durchwandere ein tiefes Tal, habe sein Herz für das Boxen verloren und interessiere sich derzeit nicht mehr für diesen Sport. In den zurückliegenden Monaten habe er sich lediglich einen Auftritt seines Landsmanns Tomasz Adamek in New Jersey angesehen. Nun wolle er sich Zeit nehmen, nach diesem Rückschlag wieder Mut zu schöpfen und Motivation für die Fortsetzung seiner Karriere zu entwickeln. Rückhalt erfahre er dabei durch seine Familie und engste Freunde.

Inzwischen sind erste Sanktionen gegen Mariusz Wach verhängt worden. Der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) hat den Polen für ein Jahr gesperrt, wobei die Sperre rückwirkend mit dem Kampftermin in Kraft tritt. Zudem muß Wach eine für seine Einkommensverhältnisse geringfügige Geldstrafe von 5113 Euro bezahlen, die der Max-Schmeling-Stiftung zugute kommt. Der Pole hat das Recht, die Öffnung der B-Probe zu verlangen, doch hat sein Promoter Global Boxing bereits angekündigt, auf diesen Schritt verzichten zu wollen. In Deutschland kann Wach daher erst Ende des Jahres wieder auftreten, wobei eine Revanche gegen Klitschko ohnehin nicht zur Debatte steht. Um so wichtiger für den Fortgang seiner Laufbahn ist unter diesen Umständen, ob sich die Boxkommissionen der US-Bundesstaaten der Sperre anschließen werden.

27. Januar 2013