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MELDUNG/1016: Kein Wiedersehen mit Karoly Balzsay (SB)




Ex-Weltmeister hängt die Boxhandschuhe an den Nagel

Auf einer Pressekonferenz in Ungarn hat Karoly Balzsay bekanntgegeben, daß er die Boxhandschuhe an den Nagel hängt und eine Rückkehr in den Ring kategorisch ausschließt. Wie der 33 Jahre alte frühere Weltmeister im Supermittelgewicht zur Begründung seines Rücktritts anführte, habe es mit der Hamburger Universum Box-Promotion nicht funktioniert. Daher beende er sein Engagement im Boxsport. Balzsay, der 25 Profikämpfe gewonnen und zwei verloren hat, blickt eigenen Angaben zufolge ohne Wehmut zurück. Wenngleich seine Karriere sehr turbulent verlaufen sei, habe er wunderbare 20 Jahre in diesem Sport erlebt. Was seine Zukunftspläne betrifft, will der Ungar die Ausbildung zum Sportmanager abschließen.

Zu Amateurzeiten war Karoly Balzsay dreimal ungarischer Juniorenmeister, worauf er bei den Senioren sogar siebenmal den nationalen Titel errang. Als größten Erfolg konnte er den Gewinn einer Silbermedaille bei den Europameisterschaften für sich verbuchen. Balzsay wechselte ins Profilager und krönte seinen Aufstieg im Jahr 2009 mit einem Sieg über Denis Inkin, der ihn zum WBO-Weltmeister machte. Der Ungar mußte den Gürtel jedoch schon bei seiner zweiten Titelverteidigung dem Magdeburger Robert Stieglitz überlassen, der ihn bis zur Niederlage gegen Arthur Abraham Ende August 2012 behielt.

In einem zweiten Anlauf sicherte sich Balzsay 2011 im Kampf gegen den bis dahin ungeschlagenen Ukrainer Stanislaw Kaschtanow den vakanten regulären Titel der WBA. Diesen Gürtel konnte er einmal erfolgreich gegen Dimitri Sartison verteidigen, der sich vorzeitig geschlagen geben mußte.

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Francesco Pianeta gegen Wladimir Klitschko?

Während vor allem die hiesige Boxszene lebhaft darüber spekuliert, wen sich Wladimir Klitschko für seine freiwillige Titelverteidigung am 6. April als Herausforderer aussuchen wird, will der US-amerikanische Experte Dan Rafael die Antwort bereits kennen. Es sei nicht Fres Oquendo, der sich selbst mit aller Macht ins Gespräch gebracht hat, oder irgendein anderer bereits genannter Name, sondern der in Gelsenkirchen lebende Italiener Francesco Pianeta, der das große Los gezogen habe. Das jedenfalls will Rafael von einer ungenannten Quelle im Lager des 36 Jahre alten Weltmeisters erfahren haben, wobei er immerhin geringfügig einschränkt, daß dies "vermutlich" die Antwort auf die oft gestellte Frage nach dem Kandidaten sei.

Wie es weiter heißt, soll der Kölner Privatsender RTL, der alle Auftritte der Klitschkos exklusiv überträgt und daher ein Mitspracherecht besitzt, bereits zugestimmt haben, da Pianeta in Deutschland gut bekannt sei. Wenngleich die Klitschkos ihr Geld auch mit dem Verkauf der weltweiten Übertragungsrechte verdienen, spielt sich ihr Kerngeschäft doch im deutschsprachigen oder benachbarten Raum ab. Hier füllen sie im Winter die größten Arenen und im Sommer Fußballstadien, während RTL mit ihnen nicht selten Quoten im zweistelligen Bereich einfährt. Daß der 28jährige Pianeta international wenig bekannt ist, spielt daher für das ukrainische Brüderpaar kaum eine Rolle.

Zudem dürfte der Gelsenkirchener relativ billig zu haben sein, da die für ihn größte Börse seiner Karriere immer noch recht sparsam für die Klitschkos ausfiele. Auf dem Papier sieht Francesco Pianeta, der 28 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet hat, wie ein anspruchsvoller Herausforderer aus. In sportlicher Hinsicht spricht jedoch vieles dagegen, den Italiener als Gegner einzustufen, der Wladimir Klitschko unter Umständen das Wasser reichen könnte. Der mit 1,96 m hochgewachsene Schwergewichtler hat gegen Francois Botha und Oliver McCall gekämpft, als sie bereits 44 respektive 47 Jahre alt waren. Damit sind auch schon die prominentesten Kontrahenten des Gelsenkircheners genannt. In der aktuellen Rangliste der WBO wird der 28jährige Pianeta an neunter Stelle geführt, bei der WBA ist der ehemalige EU-Champion derzeit die Nummer zwölf.

Pianeta mußte wegen einer Krebserkrankung eine einjährige Pause einlegen und steht erst seit 2011 wieder ganzjährig im Training. Daher wäre er gut beraten, sich mit seinem Magdeburger Promoter Ulf Steinforth (SES) ausgiebig ins Benehmen zu setzen, ob der finanzielle Vorteil eines Kampfs gegen Klitschko den Schaden der zu erwartenden Niederlage aufwiegt. Die Antwort auf diese Frage läßt sich nicht übers Knie brechen, da eine Niederlage gegen den Ukrainer keine Schande und für den unterlegenen Herausforderer nicht zwangsläufig von Nachteil ist, sofern er sich im Ring gut gehalten hat. Würde Pianeta als krasser Außenseiter seine Haut teuer verkaufen, könnte das durchaus seinen Bekanntheitsgrad steigern und seine Karriere befördern. Von Belang ist das alles freilich nur, falls der Boxexperte Dan Rafael mit seiner Nachricht tatsächlich ins Schwarze getroffen hat.

9. Februar 2013