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MELDUNG/1021: Wann geht es je mit rechten Dingen zu? (SB)




Francois Botha erhebt schwere Vorwürfe

Der Vorwurf, es gehe nicht alles mit rechten Dingen zu, hat den Boxsport Zeit seiner Geschichte begleitet. Das schlicht zu konstatieren wäre banal, bliebe doch die Frage ausgeklammert, was es demgegenüber mit den rechten Dingen auf sich hat, die gutzuheißen man leichtfertig geneigt sein mag. Soviel läßt sich immerhin sagen: Der jüngst ausgetragene Kampf zwischen dem Neuseeländer Sonny Bill Williams und dem Südafrikaner Francois Botha nahm einen Verlauf, wie man ihn wohl nie zuvor erlebt hat. Fast alle Beteiligten, darunter auch der zu diesem Zeitpunkt klar dominierende Botha, erfuhren erst in der zehnten Runde, daß man nicht wie erwartet zwei weitere Runden boxen würde. Das kam Williams sehr entgegen, der dadurch die drohende Niederlage vermied und statt dessen nach Punkten gewann.

Danach überstürzten sich die Ereignisse. Ob der Neuseeländer den gewonnenen internationalen Titel behalten darf, ist ungewiß, zahlreiche Kritiker sprachen von einem weiteren Sargnagel für den Boxsport, und Botha wurde bei der Dopingprobe positiv getestet. Damit nicht genug, rückte der Südafrikaner nun mit dem schweren Vorwurf heraus, Williams' Manager Khodder Nasser habe ihm im Vorfeld 150.000 Dollar angeboten, damit er den Kampf absichtlich verliere.

Wie Botha behauptet, habe er drei Tage vor dem Kampf einen Anruf von Nasser erhalten und sich daraufhin mit ihm getroffen. Man habe ihn zunächst ohne erkennbares Ziel im Auto herumgefahren, dann sein Handy konfisziert und schließlich bei einem Spaziergang im Park besagte Summe für eine abgesprochene Niederlage in Aussicht gestellt. Er habe dieses Angebot jedoch rundweg ausgeschlagen. Wie nicht anders zu erwarten, hat Nasser die Anschuldigungen im Gegenzug vehement zurückgewiesen und Botha als schlechten Verlierer bezeichnet, der haltlose Bezichtigungen erhebe. Man darf also gespannt sein, wieviel Staub dieser an sich recht belanglose Kampf in Australien noch aufwirbeln wird.

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Warum nicht lieber gleich hinlegen?

Wie zahllose andere Boxer vor ihm hat sich der US-amerikanische Schwergewichtler Nick Capes hingelegt, bevor er einen Volltreffer einstecken mußte. Allerdings hat er das so ungeschickt angestellt, daß die Farce offensichtlich war und umgehend als Lachnummer im Internet kursierte. Verdenken kann man es Capes nicht, daß er Angst vor dem riesigen Gegner hatte, der ihn bei ihrem kurzen Auftritt um Haupteslänge überragte. Es handelte sich um den 1,96 m großen und 117 kg schweren Footballspieler Ray Edwards, der zwei Kämpfe gewonnen hatte und nun auch den dritten erfolgreich über die Bühne bringen wollte.

Nick Capes, der als Ersatzgegner eingesprungen war, blickte in seiner gleichermaßen jungen boxerischen Profilaufbahn hingegen auf zwei Niederlagen zurück, die seine künftige Rolle als Prügelknabe vorzeichneten. Nachdem Capes zum Auftakt immerhin so getan hatte, als wolle er gegen den Hünen kämpfen, ließ er sich nach dem ersten Uppercut, der sein Ziel um fast einen halben Meter verfehlte, theatralisch und wie vom Blitz getroffen zu Boden fallen, wo er liegenblieb und recht überzeugend schwere Benommenheit simulierte. So endete sein riskantes Unterfangen bereits nach 30 Sekunden, ohne daß er Schaden genommen hätte. Der Ringrichter zählte ihn tatsächlich aus, und Ray Edwards verzog sich sichtlich irritiert in seine Ecke.

Der "Phantomschlag", von dem alsbald die Rede war, hat natürlich ein Nachspiel für Nick Capes, den die Boxkommission von North Dakota auf unbestimmte Zeit sperrte. Was Ray Edwards als Boxer zustande bringt, wird sich erst dann abzeichnen, wenn er einen Gegner vor die Fäuste bekommt, der tatsächlich mit ihm kämpfen will. Luftlöcher zu schlagen wird dann nicht reichen, doch da Aufbaugegner als Kanonenfutter herhalten müssen, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen, bis sich herausgestellt hat, ob sich in seinem Fall eine imposante Physis mit boxerischen Fertigkeiten paart.

15. Februar 2013