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MELDUNG/1087: Frank Warren kündigt Kampf zwischen Chisora und Wilder an (SB)




Beide wollen sich für einen Titelkampf im Schwergewicht empfehlen

Am 27. April konnte der in 28 Profikämpfen ungeschlagene US-amerikanische Schwergewichtler Deontay Wilder den bislang bedeutendsten Sieg seiner Karriere feiern. Hatte er zuvor nur einen einzigen Boxer aus den Top 100 zum Gegner gehabt, so besiegte der 27jährige nun in Sheffield den ehemaligen Europameister Audley Harrison. Der 41 Jahre alte Brite verlor bereits nach 70 Sekunden durch technischen K.o. und erklärte nach dieser desaströsen Niederlage seine Karriere für beendet. Wenngleich sich die Frage aufdrängt, ob Harrison tatsächlich ein ernsthafter Prüfstein für Wilder war, kann dieser jedenfalls für sich geltend machen, jeden seiner Gegner binnen weniger Runden besiegt zu haben.

Die nächste Schlagzeile zum Thema Deontay Wilder war hingegen unerfreulich, da er vor wenigen Tagen in Las Vegas festgenommen wurde. Dem Vernehmen nach hatte er den Kampf zwischen Floyd Mayweather und Robert Guerrero im MGM Grand besucht und soll danach in seinem Hotelzimmer eine Frau geschlagen und gewürgt haben. Wilder wurde inzwischen gegen Zahlung einer Kaution von 15.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt, doch muß sich der 27jährige möglicherweise vor Gericht verantworten. Noch ist nicht bekannt, was genau sich in dem Hotelzimmer abgespielt hat. Wilders Trainer Jay Deas teilte mit, er werde mit seinem Schützling reden und herausfinden, was passiert ist. Zur Zeit verfüge er noch über keine näheren Informationen. Deontay sei wieder zu Hause in Alabama, doch habe er noch keine Gelegenheit gehabt, alles mit ihm zu besprechen. [1]

Wenig später wurde diese Meldung von den weiteren Ereignissen in den Hintergrund gedrängt. Wie der britische Promoter Frank Warren auf einer Pressekonferenz angekündigt hat, werde es bereits am 15. Juni in der Londoner Wembley Arena zu einem Kampf im Schwergewicht zwischen Dereck Chisora und Deontay Wilder kommen. Dem 29jährigen Briten war nach seiner Niederlage gegen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko wegen eines Handgemenges mit seinem Landsmann David Haye und anderer Vorfälle im Umfeld des Kampfs die heimische Lizenz entzogen worden, worauf er unter der Regie des luxemburgischen Verbands mit Haye in den Ring stieg. Die beiden lieferten einander im Juli 2012 einen turbulenten und sehenswerten Kampf, in dem sich Chisora durch technischen K.o. in der fünften Runde geschlagen geben mußte.

Inzwischen hat Dereck Chisora die britische Lizenz zurückbekommen und seitdem einen Aufbaukampf bestritten. Am 20. April besiegte er Hector Alfredo Avila durch technischen K.o. in der neunten Runde, gab dabei aber eine wenig überzeugende Vorstellung. Nun hofft er offenbar, sich mit einem Sieg gegen Wilder für einen weiteren Titelkampf zu empfehlen. Der US-Amerikaner sei genau das, was er im Augenblick brauche, so Chisora. Er habe Wilder erstmals gesehen, als dieser vor zwei Jahren ins Scheinwerferlicht gerückt war. Schon damals habe er zu seinem Trainer gesagt, daß das ein großartiger Gegner für ihn wäre. Nun sei es also soweit, und die Boxfans dürften sich auf einen spannenden Kampf gefaßt machen. Bei diesem Auftritt könne man einen großartigen Dereck Chisora erleben, der sein Meisterstück abliefern werde: Er wolle Wilder unter Druck setzen, ihn in tiefe Gewässer führen und dort ertränken, bediente sich der Brite einer recht ungewöhnlichen Beschreibung seines Vorhabens.

Chisoras aktuelle Bilanz ist nicht gerade berauschend, hat er doch vier seiner letzten sechs Kämpfe verloren. Wie er jedoch geltend macht, habe Wilder seine perfekte Siegesserie mit leichten Erfolgen gegen schwache Kontrahenten erwirtschaftet. Hätte ihm sein Promoter Frank Warren einen Haufen Taxifahrer vorgesetzt, stünden für ihn jetzt 20 gewonnene Kämpfe zu Buche. Er habe indessen von Beginn seiner Profikarriere an darauf Wert gelegt, nicht gegen namenlose Boxer anzutreten, sondern sich mit gefährlichen Schwergewichtlern zu messen.

Frank Warren muß natürlich einräumen, daß Deontay Wilder nicht nur wesentlich mehr Kämpfe als Chisora bestritten, sondern auch alle vorzeitig gewonnen hat. Dereck habe jedoch mit viel besseren Gegnern im Ring gestanden, als der Amerikaner. Das trifft zu, da der Brite mit einer ganzen Reihe hochklassiger Kontrahenten wie Vitali Klitschko, David Haye oder Robert Helenius im Ring gestanden hat. Vermutlich hoffe man im Lager Wilders, mit einem Sieg über Chisora einen Sprung in den Ranglisten zu machen, so Warren. Der Amerikaner meine es sehr ernst und sei ein spektakulärer Kämpfer. Da die beiderseitigen Stile gut zusammenpaßten, werde man in der Wembley Arena einen echten Krieg erleben. [2]

Noch vor wenigen Tagen hatte der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, Richard Schaefer, einen Kampf zwischen Wilder und Chisora dementiert. Was den Sinneswandel herbeigeführt haben könnte, ist derzeit offen, zumal Schaefer das Duell noch nicht offiziell bestätigt hat. Man darf wohl vermuten, daß Frank Warren mit einem attraktiven finanziellen Argument Türen geöffnet hat.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/us-schwergewichts-hoffnung-wilder-in-las-vegas-verhaftet-26414

[2] http://www.boxingscene.com/frank-warren-wilder-chisora-set-6-15-wembley-arena--65339

11. Mai 2013