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MELDUNG/1100: Ein Champion im Wartestand will Andre Ward nicht sein (SB)




Weltbester Supermittelgewichtler legt sich mit dem Verband WBC an

Als das prestigeträchtige Super-Six-Turnier beendet war, stand Andre Ward an der Spitze des Supermittelgewichts. Der 29jährige Kalifornier hatte den Wettbewerb als einziger Teilnehmer ohne Niederlage absolviert und die Gürtel der Verbände WBA und WBC zusammengeführt. Gleich zum Auftakt war es ihm im November 2009 vor heimischem Publikum in Oakland gelungen, mit dem Dänen Mikkel Kessler einen der Turnierfavoriten zu besiegen und ihm den WBA-Titel abzunehmen. Danach setzte sich Ward gegen Allan Green und Sakio Bika durch, worauf er im Halbfinale auf den Berliner Arthur Abraham traf, der gegen ihn chancenlos war. Das Finale des Turniers ging schließlich im Dezember 2011 in Atlantic City über die Bühne. Dort besiegte er den britischen WBC-Weltmeister Carl Froch einstimmig nach Punkten, führte damit die beiden Titel zusammen und verbesserte seine makellose Profibilanz auf 25 gewonnene Auftritte.

Im Jahr 2012 stand der Kalifornier nur ein einziges Mal im Ring. In einem Duell der führenden Akteure zweier Gewichtsklassen setzte er sich im September durch Abbruch in der zehnten Runde gegen den WBC-Weltmeister im Halbschwergewicht, Chad Dawson, durch. Allerdings wurde der Prestigekampf in Wards Gewichtsklasse wie auch in Oakland ausgetragen, so daß er die Vorteile auf seiner Seite hatte. Indessen bot er eine überzeugende technische und taktische Leistung, der Dawson nicht gewachsen war.

Für das neue Jahr kündigte Andre Ward wesentlich häufigere Auftritte an. So wollte er im Januar 2013 gegen Kelly Pavlik antreten, der früher als weltbester Mittelgewichtler gegolten hatte. Es sollte jedoch anders kommen. Eine Schulterverletzung durchkreuzte die Pläne des Kaliforniers, der den Kampf gegen Pavlik zunächst zweimal verschob und schließlich komplett absagte, da er sich einer Operation unterziehen mußte und dadurch für längere Zeit ausfiel. Nachdem er von dem Eingriff genesen war und das Training wieder aufgenommen hatte, stellte sich für ihn die Frage, gegen wen er seinen nächsten Kampf bestreiten könnte. Wenngleich bei den Verbänden WBA und WBC natürlich Pflichtherausforderer auf ihn warteten, sah er sich nicht genötigt, die Wahl eines Wunschgegners davon beeinträchtigen zu lassen. Unterdessen hat das WBC jedoch beschlossen, Ward zum "Champion im Wartestand" herabzustufen, womit er nicht mehr regulärer Weltmeister wäre, jedoch Anspruch auf einen sofortigen Titelkampf gegen seinen Nachfolger hätte.

Nun hat sich Andre Ward entschlossen, den reduzierten Titel des WBC zum Zeichen des Protests niederzulegen. Er ist der Auffassung, daß ihm der Verband den regulären Titel zu Unrecht aberkannt hat. Wie es in einer Erklärung heißt, mit der der Kalifornier seinen Schritt begründet, habe er sich die Sache reiflich überlegt wie auch mit seiner Familie und dem Team besprochen. Seines Wissens habe der Verband beschlossen, ihm den Gürtel abzunehmen und Sakio Bika gegen Marco Antonio Periban um den vakanten Titel kämpfen zu lassen. Eingehende Beratungen mit seinem Manager James Prince und seinem Anwalt Josh Dubin hätten ihn jedoch in der Auffassung bestärkt, daß der Verband nicht das Recht hatte, ihm den Titel abzuerkennen und ihn zum "Champion im Wartestand" zurückzustufen. Diese Position habe man dem WBC mitgeteilt, worauf es zu einer Diskussion gekommen sei, die eine unterschiedliche Auffassung hinsichtlich der Fakten und Regeln zutage gefördert habe.

Seiner Meinung nach habe er die geltenden Regeln keineswegs verletzt. Zum Zeitpunkt seines Kampfs gegen Chad Dawson habe es beim WBC keinen Pflichtherausforderer gegeben. Obgleich er sich dann an der Schulter verletzt habe, sei er willens und fähig gewesen, seinen Titel innerhalb der vorgeschriebenen Frist zu verteidigen. Der Verband sei jedoch nicht darauf eingegangen und habe ihm kurzerhand den Titel abgenommen. Er habe stets hart gearbeitet, sich den stärksten Gegnern erfolgreich gestellt und versucht, den WBC-Titel zu gewinnen und zu verteidigen. Die Fans wüßten sicher zu würdigen, daß er für seine Überzeugungen einstehe, so Ward. Er sei der Weltmeister im Supermittelgewicht und vertraue darauf, weiterhin als dieser anerkannt zu werden. Derzeit stehe er im Training, fühle sich großartig und freue sich auf seine Rückkehr in den Ring. Nun darf man darf gespannt sein, wie die Verbandsführung des WBC mit dieser Situation umgeht. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/ward-legt-wbc-emeritus-titel-nieder-26631

25. Mai 2013