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MELDUNG/1122: Schwedin Frida Wallberg nach Notoperation auf dem Weg der Besserung (SB)




Nach der Niederlage im Titelkampf gegen Diana Prazak kollabiert

Die schwedische Profiboxerin Frida Wallberg befindet sich inzwischen auf dem Weg der Besserung. Sie war nach ihrem Kampf gegen die Australierin Diana Prazak zusammengebrochen und mußte auf Grund einer Gehirnblutung notoperiert werden. Mittlerweile ist die 30jährige aus dem künstlichen Koma aufgewacht. Wie sie auf ihrer Facebook-Seite schreibt, sei sie wieder wach, aber müde wegen der Medikamente. Sie wolle nicht, daß man sich Sorgen um ihren Gesundheitszustand macht. Rückblickend auf den Kampf heißt es weiter, sie habe zunächst einem Sieg entgegengesehen, als ihre Beine nach der fünften Runde schwer geworden seien. In der achten Runde habe sie dann ein Schwinger getroffen. [1]

Frida Wallberg hatte im Hauptkampf einer Veranstaltung des Promoters Golden Ring in Stockholm den Titel des WBC im Superfedergewicht gegen die in Los Angeles lebende Australierin Diana Prazak verteidigt. Die Weltmeisterin dominierte fünf Runden lang das Geschehen im Ring und lag nach Punkten in Führung. Dann schienen jedoch ihre Kräfte zusehends zu schwinden, so daß die Herausforderin die Oberhand gewann und immer mehr Treffer landen konnte.

In der siebten Runde wurde die Titelverteidigerin von einem rechten Schwinger getroffen und wirkte daraufhin schwer angeschlagen. Wenngleich sie die Pause aufrecht stehend erreichte, schien sie sich nicht wieder erholt zu haben, als die achte Runde eingeläutet wurde. Während eines Schlagabtauschs schickte Prazak die Schwedin mit einem kurzen linken Haken zu Boden. Wallberg kam wieder auf die Beine und durfte den Kampf fortsetzen, worauf die Australierin mit einem rechten Haken einen zweiten Niederschlag herbeiführte. Nun schritt Ringrichter Bela Florian ein und brach den Kampf ab, der mit technischem K.o. gewertet wurde.

Während Diana Prazak jubelnd in die Arme ihrer Trainerin Lucia Rijker sprang und sich als neue Weltmeisterin feiern ließ, ging Frida Wallberg unsicheren Schrittes in ihre Ecke, wo sie bereits der Ringarzt Robert Ludwig erwartete. Nach kurzer Prüfung ihrer Verfassung kam er offenbar zu dem Schluß, daß keine gesundheitliche Gefahr drohe, und wandte sich ab. Da die Schwedin jedoch vornübergebeugt mehr in den Seilen zu hängen als zu stehen schien, ging die aufmerksam gewordene Lucia Rijker zu ihr und kümmerte sich um sie. Die Trainerin der Australierin war es dann auch, die den Arzt zurückrief, worauf die Sanitäter Wallberg auf eine Trage legten und sie mit Sauerstoff versorgten. Dann wurde sie ins Krankenhaus gebracht und notoperiert. Im Karolinska-Hospital der schwedischen Hauptstadt wurde Frida Wallberg nach erfolgreicher Operation ins künstliche Koma versetzt. Wie ihr Lebensgefährte und Promoter Robert Stridsberg berichten konnte, zeigte sie bereits bei einer zwischenzeitlichen Reduzierung des Komas positive Reaktionen.

Der schwedische Boxverband hat eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt, bei der sicher auch die gravierende Fehleinschätzung des Ringarztes zur Sprache kommen wird. Robert Ludwig gilt als erfahrener Experte, da er seit Jahrzehnten als Ringarzt tätig ist. Fest steht, daß ohne die energische Initiative Lucia Rijkers weitere kostbare Zeit verstrichen wäre, was möglicherweise verhängnisvolle Folgen gehabt hätte. Frida Wallbergs Trainer William Nguesseu, ein ehemaliger Boxer, der selbst nach einer Kopfverletzung seine aktive Karriere beenden mußte, ist natürlich nicht gut auf den Arzt zu sprechen. Allerdings müssen sich auch die Betreuer der Schwedin die Frage gefallen lassen, wieso sie nicht zuallererst zur Stelle waren. [2]

Natürlich stellt sich erst im Rückblick vieles wie eine zusammenhängende Abfolge dar, die ein früheres Eingreifen erfordert hätte. So könnte der deutliche Leistungsabfall Frida Wallbergs nach der fünften Runde als eine Art Frühindikator interpretiert werden. Auch weiß man nun, daß sich die Schwedin von dem ersten schweren Treffer in der siebten Runde nicht mehr erholt hatte und daher im nächsten Durchgang höchst gefährdet war. Verfolgt man die Aufzeichnung der achten Runde, geht Diana Prazak siegessicher auf ihre Gegnerin los, die zwar noch mechanisch mitzuboxen versucht, aber einen derart geschwächten und desorientierten Eindruck macht, daß sie wie ein wehrloses Opfer der vehement angreifenden Australierin wirkt.

Dem Vernehmen nach wird Frida Wallberg die nächsten fünf oder sechs Tage vorsichtshalber im Krankenhaus verbringen. Auf Grund der eng gefaßten Regeln in Schweden kann sie nach diesem Vorfall in ihrem Heimatland nicht mehr als Profiboxerin in den Ring steigen. Da die Statuten in anderen europäischen Ländern weniger streng sind, könnte Wallberg im Ausland eine Lizenz beantragen. Daß ihr davon dringend abzuraten ist, dürfte indessen außer Frage stehen.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/boxerin-frida-wallberg-aus-dem-koma-erwacht-27118

[2] http://www.boxingscene.com/frida-wallberg-health-update-mishap-investigated--66664

18. Juni 2013