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MELDUNG/1280: Wladimir Klitschko will seinen Bruder beerben (SB)




Kampf um den WBC-Titel frühestens Ende kommenden Jahres

Wie nicht anders zu erwarten, will Wladimir Klitschko den Titel seines Bruders, dessen politische Karrierepläne in der Ukraine keine Zeit mehr für sportliche Ambitionen lassen, in die Familie zurückholen. Da der 37 Jahre alte Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und kleineren IBO im Falle des Erfolgs alle vier bedeutenden Gürtel in Händen hielte, überträfe er selbst Mike Tyson, Evander Holyfield und Lennox Lewis, die drei Titel gleichzeitig getragen haben.

Aller Voraussicht nach könnte der jüngere Klitschko jedoch nicht vor Ende kommenden Jahres einen Kampf um den WBC-Titel bestreiten. Zunächst stehen für ihn die Pflichtverteidigungen gegen den Australier Alex Leapai bei der WBO und den Bulgaren Kubrat Pulew beim Verband IBF an. Da der Ukrainer seit dem Sieg über Alexander Powetkin im Oktober als Superchampion der WBA bei diesem Verband zwei Jahre statt einem Zeit hat, seinen Gürtel zu verteidigen, könnte er den Kampf um den Titel des WBC dazwischenschieben. Allerdings kämpfen zunächst der Kanadier Bermane Stiverne und der US-Amerikaner Chris Arreola um die vakante Trophäe. Der Sieger müßte dann einer Titelvereinigung mit Wladimir Klitschko zustimmen. Das wiederum ist keineswegs selbstverständlich, da der neue WBC-Champion eher geneigt sein könnte, seinen Titel zunächst freiwillig zu verteidigen, statt sich der Gefahr auszusetzen, ihn sofort an Klitschko loszuwerden. [1]

Dessen Manager Bernd Bönte bestätigte, daß Wladimir im Frühjahr seinen WBO-Gürtel gegen Alex Leapai verteidigen wird. Der Australier hatte im November überraschend den Ranglistenersten Denis Boitsow besiegt. Dabei mutete der Erfolg des in Samoa geborenen Titelanwärters um so bemerkenswerter an, als sein russischer Gegner zuvor in 33 Profikämpfen ungeschlagen und in der Vergangenheit mehrmals als möglicher Herausforderer Klitschkos im Gespräch gewesen war. Leapai setzte sich in Bamberg klar nach Punkten durch, obgleich ihn eine Handverletzung und überdies ab der siebten Runde eine Zerrung des Wadenmuskels beeinträchtigte. Er machte über weite Strecken den Kampf, schickte den Russen in der siebten und neunten Runde zu Boden und drängte trotz seiner Erschöpfung bis zuletzt auf eine vorzeitige Entscheidung. Sein Sieg war mithin keineswegs ein Zufallsprodukt, sondern hochverdient.

Da Kubrat Pulew als Pflichtherausforderer der IBF noch geraume Zeit auf ein Duell mit Wladimir Klitschko warten muß, trägt er sich mit dem Gedanken, in der Zwischenzeit einen weiteren Aufbaukampf zu absolvieren. Der in 19 Profikämpfen ungeschlagene Bulgare hat am vergangenen Wochenende in Neubrandenburg den US-Amerikaner Joey Abell vorzeitig besiegt. Pulew übernahm frühzeitig das Kommando und schickte den hochgewachsenen Gegner insgesamt viermal mit Körpertreffern auf die Bretter, bis Abell schließlich in der Pause zur fünften Runde aufgab.

Was Klitschko betrifft, meint der Bulgare, daß ihm der Weltmeister nicht gerade davonlaufe, aber offensichtlich kein Interesse daran habe, sich mit ihm zu messen. Der Ukrainer suche sich lieber schwächere Gegner aus und laviere herum, um möglichst lange an der Spitze zu bleiben. Da Klitschko jedoch dazu verpflichtet sei, den IBF-Titel innerhalb eines Jahres zu verteidigen, werde es unvermeidlich zu diesem Duell kommen. Zuvor wolle er voraussichtlich im März oder April einen weiteren Aufbaukampf bestreiten. Als möglicher Gegner käme Dereck Chisora in Frage, der 19 Auftritte gewonnen und vier verloren hat. Der Brite hatte Pulew als Europameister beerbt als der Bulgare den Titel niedergelegte, um Ende August einen Ausscheidungskampf der IBF gegen Tony Thompson zu bestreiten. Das wäre kein Problem, da er bereit für jeden sei, erklärt Kubrat Pulew. Er werde werde hart trainieren und Chisora besiegen. [2]

Nach Pulews Rücktritt als Europameister hatte die Europäische Box-Union einen Kampf zwischen Dereck Chisora und dem Sauerland-Boxer Edmund Gerber anberaumt, in dem der vakante Titel neu vergeben werden sollte. Der 25 Jahre alte Schweriner stieg am 21. September als Außenseiter in den Ring der Londoner Copper Box Arena, wo er sich den Traum vom ersten Titel im Profigeschäft nicht erfüllen konnte. Vor heimischem Publikum sicherte sich Chisora durch technischen K.o. in der fünften Runde den Gürtel des Europameisters und wahrte damit die Chance, noch einmal in den oberen Rängen mitzumischen. Der 29jährige Londoner hatte bereits Kämpfe gegen so namhafte Rivalen wie Tyson Fury, Vitali Klitschko, Robert Helenius und David Haye ausgetragen, dabei aber jedesmal den kürzeren gezogen. Nach drei Niederlagen in den vier vorangegangenen Kämpfen konnte sich Chisora am 20. Juli mit einem Sieg gegen den ungeschlagenen US-Amerikaner Malik Scott erfolgreich zurückmelden.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/nach-den-pflichtverteidigungen-gegen-leapai-und-pulev-wladimir-will-vitalis-guertel-holen-30623

[2] http://www.boxen.de/news/klitschko-kampf-erst-im-sommer-pulev-im-maerz-oder-april-wieder-im-ring-30622

19. Dezember 2013