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MELDUNG/1319: Selbst Riesen wachsen mit ihren Aufgaben (SB)




Deontay Wilder in Puerto Rico gegen Malik Scott

Der US-amerikanische Schwergewichtler Deontay Wilder ist in 30 Profikämpfen ungeschlagen und mußte dabei nie länger als vier Runden boxen, um einen vorzeitigen Sieg davonzutragen. Dank dieser makellosen Bilanz ist der 28jährige bis auf den dritten Platz der WBC-Rangliste und damit fast schon in Reichweite eines Kampfs um die Weltmeisterschaft dieses Verbands vorgerückt. Um den durch Vitali Klitschkos Versetzung in den Stand des sogenannten Champion Emeritus vakant gewordenen WBC-Titel kämpfen der Kanadier Bermaine Stiverne und der US-Amerikaner Chris Arreola. Zeigt sich Wilder entschlossen, den Griff nach dem Gürtel des Champions zu wagen, könnte er möglicherweise gegen den Sieger dieses Duells antreten.

Kritiker halten Deontay Wilder allerdings vor, er sei bislang gefährlichen Gegnern aus dem Weg gegangen. Sein Landsmann Kelvin Price, der unsägliche Brite Audley Harrison und der ehemalige Weltmeister Sergej Liachowitsch sind die namhaftesten Opfer des 2,01 m messenden US-Amerikaners, der in der Tat noch keine wirklich großen Bäume ausgerissen hat. Auch der in 18 Kämpfen ungeschlagene Bryant Jennings, der neben Wilder als bester US-Schwergewichtler unter 30 Jahren gilt, hält seinen Rivalen für überbewertet. Dieser habe noch nie in Kämpfen mit anspruchsvollen Gegnern den Beweis seiner Qualitäten angetreten. Jennings selbst hat am vergangenen Wochenende im New Yorker Madison Square Garden Theatre ein erfolgreiches Debüt beim Sender HBO gegeben und den bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Polen Arthur Szpilka durch technischen K.o. in der zehnten Runde besiegt.

Bei seinem letzten Auftritt im Oktober 2013 mußte Wilder erst zum dritten Mal in seiner Profikarriere über vier Runden gehen. In der Boardwalk Hall von Atlantik City bereitete Nicolai Firtha dem Favoriten allerdings anfänglich größere Probleme als erwartet. Der krasse Außenseiter, den man im Vorfeld als Fallobst geschmäht hatte, überraschte den Olympiadritten von 2008 mit einem furiosen Auftakt. Firtha, der immerhin schon mit Alexander Powetkin und Jonathon Banks über die Runden gegangen war und Tyson Fury Probleme bereitet hatte, hielt diese Offensive jedoch nicht lange durch und mußte nach insgesamt drei Niederschlägen schließlich im vierten Durchgang die Segel streichen.

Richard Schaefer, der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, versprach sich vom neuerlichen Erfolg seines Boxers einen Schub, der diesem in absehbarer Zeit zu einem Titelkampf verhelfen könnte. Sei Wilder erst einmal WBC-Weltmeister, werde man sich Wladimir Klitschko vornehmen, um alle Titel zu vereinigen und den unbestrittenen Weltmeister zu küren. Das sei der Plan, und er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um ihn zu verwirklichen, so Schaefer.

Zunächst muß der amerikanische Riese aber noch einmal kleinere Brötchen backen. Am 15. März trifft er im Vorprogramm der Weltmeisterschaft im Halbweltergewicht zwischen Danny Garcia und Mauricio Herrera in Puerto Rico auf Malik Scott, der sich als sein bislang stärkster Gegner erweisen dürfte. Scott gilt als versierter Techniker und hat 36 Kämpfe gewonnen, einen verloren sowie einen weiteren unentschieden beendet. Im vergangenen Jahr rang er dem ungeschlagenen Viatscheslaw Glatskow ein Unentschieden ab, das man wohl als Geschenk an den Ukrainer bezeichnen muß. In seinem nächsten Kampf wurde Scott von dem Briten Dereck Chisora durch einen umstrittenen Abbruch besiegt. Am vergangenen Wochenende meldete sich Malik Scott mit einem vorzeitigen Sieg über den Aufbaugegner Grover Young zurück.

"Das wird ein richtiger Kampf gegen einen richtigen Gegner", hält Richard Schaefer allen Skeptikern entgegen. Er sage voraus, daß Deontay Wilder innerhalb der nächsten zwölf Monate Schwergewichtsweltmeister wird. Deontay sei sich im klaren darüber, daß er als Champion ein Botschafter des Sports sein müsse. Er sei freundlich empfangen worden, als er in England gegen Audley Harrison antrat. Nun reise man nach Puerto Rico und wolle auch dort die Unterstützung der Fans gewinnen. [1] Natürlich weiß der Golden-Boy-Geschäftsführer nur zu gut, daß Wilder stärkere Gegner als Scott besiegen muß, um es mit Kalibern wie Bermane Stiverne, Chris Arreola oder gar Wladimir Klitschko aufnehmen zu können. Andererseits ist nach Vitali Klitschkos mutmaßlichem Abschied die Gelegenheit so günstig wie lange nicht mehr, sich einen Titel auf vergleichsweise leichtem Weg zu sichern.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/deontay-wilder-bewaehrungsprobe-am-15-maerz-gegen-scott-31228

30. Januar 2014