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MELDUNG/1382: Mexikanisches Feuer gegen kubanische Expertise (SB)




Spektakuläres Duell zwischen Saul Alvarez und Erislandy Lara

In einem spektakulären Kampf des Halbmittelgewichts treffen am 12. Juli im MGM Grand von Las Vegas Saul Alvarez und Erislandy Lara aufeinander, die beiden besten Boxer dieser Gewichtsklasse, wenn man einmal von dem alles überragenden Floyd Mayweather absieht. Das Duell wird vom Sender Showtime übertragen und findet zweifellos großen Anklang beim Publikum. Der reguläre WBA-Titel des Kubaners steht allerdings nicht auf dem Spiel, zumal vereinbart wurde, daß die Kontrahenten das Limit um ein Pfund überschreiten dürfen.

Wie Richard Schaefer, der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, wo der Mexikaner unter Vertrag steht, dazu erklärte, sei bekanntlich Floyd Mayweather der Superchampion der WBA, Lara hingegen lediglich der reguläre Weltmeister dieses Verbands. Alvarez gehe daher zu Recht davon aus, daß Floyd der wahre Champion im Halbmittelgewicht ist, weshalb er nicht um einen Titel kämpfen wolle, der eigentlich Mayweather gehört.

Erislandy Lara sollte ursprünglich am 2. Mai gegen den US-Amerikaner Ishe Smith boxen, hat diesen Kampf aber zugunsten des Mexikaners abgesagt. Alvarez und Lara haben mit Alfredo Angulo und Austin Trout zwei Gegner gemeinsam. Beide konnten Angulo in der zehnten Runde vorzeitig besiegen, wobei Lara jedoch zuvor deutlich größere Probleme hatte. Dafür tat sich der Mexikaner gegen Trout schwerer und setzte sich gegen den US-Amerikaner weniger klar nach Punkten durch. Dazwischen mußte Alvarez jedoch im September 2013 die Titel der Verbände WBA und WBC an Floyd Mayweather abtreten, der ihn klar dominierte. Während der erst 23 Jahre alte Mexikaner bereits 43 Auftritte gewonnen, einen verloren sowie einen unentschieden beendet hat, stehen für den 31jährigen Lara 19 Siege, eine Niederlage und zwei Unentschieden zu Buche. [1]

Da der Kubaner seine Gegner mitunter eher einzuschläfern als niederzukämpfen pflegt, hält wohl die Mehrzahl der Experten Alvarez nicht nur für favorisiert, sondern auch die bessere Wahl, was die Zukunft des Boxsports insgesamt betrifft. Zwar spricht man Lara die Fähigkeit nicht ab, selbst diesen gefährlichen Gegner auszuboxen und auszumanövrieren, doch sehen manche in Alvarez bereits einen neuen Oscar de la Hoya, da er mit seiner attraktiven Kampfesweise ein Massenpublikum in seinen Bann schlägt und insbesondere die hispanischen Zuschauer in Euphorie versetzt.

Der junge Mexikaner hat sich mehr als einmal in einer wahren Ringschlacht durchgesetzt und dabei selber jede Menge Schläge abbekommen, so daß seine riesige Fangemeinde mit ihm litt, doch am Ende triumphierte. Aus diesem Stoff sind epische Karrieren gewoben, wie die Geschichte Oscar de la Hoyas lehrt, der seinem Beinamen "Golden Boy" im Ring wie an der Kasse alle Ehre machte. Noch wäre es vermessen, Alvarez auf eine Stufe mit dem Boxkünstler, Musiker, Entertainer und Vermarktungsgenie zu setzen, der das erfolgreichste Promotions-Unternehmen der Branche auf den Weg gebracht hat.

Außerdem ist De la Hoya US-amerikanischer Staatsbürger mit mexikanischen Wurzeln, was es ihm erleichterte, sein Publikum beiderseits der Grenze aufzubauen. Andererseits halten die Mexikaner Alvarez zugute, daß er einer der ihren ist, und hassen Oscar de la Hoya, weil er einst ihren Volkshelden Julio Cesar Chavez besiegt hat. Was aus Sicht der Branche zählt, sind letztendlich allein die Zahlen des Bezahlfernsehens, und in dieser Hinsicht macht auch Saul Alvarez eine gute Figur.

De la Hoya war vielleicht nicht der beste Boxer seiner Ära, doch mit Abstand der unterhaltsamste. Er nahm es mit jedem Gegner von Rang und Namen auf, so daß neben Julio Cesar Chavez auch Felix Trinidad, Fernando Vargas, Shane Mosley und viele weitere hochklassige Akteure seinen Weg kreuzten. Auch in dieser Hinsicht kann Alvarez trotz seiner vielen Siege noch nicht mithalten, doch hat er sich bereits Floyd Mayweather gestellt und verloren. Mit allen anderen könnte er jedoch fertigwerden, und so setzt er mit Erislandy Lara wiederum sehr weit oben an. Er bestand sogar ausdrücklich auf den Kubaner und wollte keinen schwächeren Gegner akzeptieren. Das spricht dafür, daß Saul Alvarez an den Stiefeln Oscar de la Hoyas Maß genommen hat. [2]

Andere setzen hingegen auf Erislandy Lara und machen geltend, er komme in seiner Kampfesweise Floyd Mayweather näher als jeder andere Boxer. Der Kubaner könnte daher Saul Alvarez eine ähnliche Lektion erteilen wie Mayweather und den jungen Mexikaner ein zweites Mal vor aller Welt vorführen. Der renommierte Trainer und Kommentator Teddy Atlas hebt die Qualitäten des Kubaners hervor, der als Amateur und Profi zu überzeugen verstand, so daß er ein kompletterer Boxer als Alvarez sei. Laras einzige Schwäche sei seine mangelnde Aktivität im Ring, weshalb der Mexikaner eine außerordentlich harte Nuß zu knacken hätte, sollte Lara gegen ihn aufs Tempo drücken. Gewinnt der Kubaner diesen Prestigekampf, steigt er zu einem Superstar der Branche auf und kann sich mindestens eines noch höher dotierten Rückkampfs gegen Alvarez sowie diverser weiterer lukrativer Optionen sicher sein. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5802-alvarez-vs-lara-offiziellwba-titel-steht-am-12-juli-nicht-auf-dem-spiel.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/04/saul-canelo-alavarez-the-new-oscar-de-la-hoya/#more-174280

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/04/canelo-to-face-erislandy-lara-on-july-12th/#more-174263

15. April 2014