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MELDUNG/1467: Kein Ruhmesblatt - Bryant Jennings besiegt Mike Perez (SB)




Nächster Herausforderer des WBC im Schwergewicht gekürt

Das Duell der beiden bislang ungeschlagenen Schwergewichtler Bryant Jennings und Mike Perez im New Yorker Madison Square Garden endete mit einem knappen Punktsieg des US-Amerikaners. Während eine Wertung Perez mit 114:113 den Zuschlag gab, lauteten die beiden anderen 115:112 und 114:113 für seinen Gegner. Während der US-Amerikaner damit in 19 Profikämpfen unbesiegt ist, stehen für den Kubaner 20 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden zu Buche. Da es sich um einen Ausscheidungskampf des WBC handelte, ist Jennings damit nächster Anwärter auf einen Titelkampf. Zunächst wird allerdings Deontay Wilder voraussichtlich im November auf den amtierenden Weltmeister Bermane Stiverne treffen.

Mike Perez begann stark und konnte die frühe Phase des Kampfes dank seiner wuchtigen und präzisen Schläge kontrollieren. Jennings kam jedoch mit zunehmender Kampfdauer immer besser zur Geltung und verbuchte schließlich die klareren Treffer. Sein Gegner ließ in der zweiten Hälfte deutliche Konditionsschwächen erkennen und behalf sich des öfteren mit Klammern oder Schieben. Die dramatische Entscheidung fiel in der letzten Runde, als Ringrichter Harvey Dock den Kubaner wegen eines Kopfstoßes mit einem Punktabzug bestrafte, ohne den der Kampf unentschieden geendet hätte.

Es war kein beeindruckender Sieg, da Jennings sechs Runden lang nichts riskiert und trotzdem regelmäßig Treffer kassiert hatte. Am Ende gewann er nur deswegen, weil Perez so rasant die Luft ausging, als habe er sich nur auf die halbe Strecke vorbereitet. Gegen Bermane Stiverne, der zwölf Runden lang nicht müde wird und härter als Perez schlägt, oder Deontay Wilder, gegen dessen Rechte bislang kein Kraut gewachsen ist, stünde Bryant Jennings mit dieser Leistung auf verlorenem Posten. [1] Wie die Börsen von 130.000 Dollar für Jennings und 60.000 Dollar für Perez zeigen, hat das Schwergewicht in den USA nicht gerade Hochkonjunktur.

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Tyson Fury tritt doch nicht gegen Alexander Ustinow an

Nach langem Hin und Her ist der Schwergewichtskampf in Manchester endgültig ausgefallen. Erst sagte Dereck Chisora wegen eines Handbruchs ab, dann wurde kurzfristig Alexander Ustinow verpflichtet, und schließlich ließ Tyson Fury auch dieses Duell platzen. Seinen Angaben zufolge ist sein Onkel schwer erkrankt und befindet sich in einem kritischen Zustand. Er sei sehr enttäuscht, da er hart trainiert und sich um einen starken Ersatzgegner bemüht habe. Unter den gegebenen Umständen sei die Absage jedoch die einzig angemessene Entscheidung gewesen. [2]

Diese Begründung würde wohl weithin akzeptiert, hätte Fury nicht auf übelste Weise Dereck Chisora als Drückeberger beschimpft, der eine Verletzung simuliere, um vor ihm davonzulaufen. Daher kann die argwöhnische Gegenfrage kaum ausbleiben, ob es nun Fury selber ist, der Angst vor Ustinow bekommen hat. Nach Jahren der Kämpfe gegen körperlich unterlegene Kontrahenten schien sich Fury endlich an einen Schwergewichtler heranzuwagen, der fast so groß und noch schwerer ist als er selber. Damit stand erstmals ein echter Prüfstein für die tatsächlichen Qualitäten des Briten in Aussicht, was die Absage in letzter Minute zwangsläufig um so frustrierender für die Fans macht.

Von einer Verschiebung des Kampfs gegen Ustinow war keine Rede, weshalb man wohl davon ausgehen muß, daß dieses Duell nicht mehr stattfinden wird. Da Fury eine Herausforderung Wladimir Klitschkos anstrebt, der Weißrusse jedoch bei der WBO nicht unter den Top 15 geführt wird, muß der Brite wohl doch darauf warten, bis Dereck Chisora wieder zur Verfügung steht. [3] Fury hatte vor wenigen Tagen noch erklärt, der Londoner sei für ihn kein Thema mehr. Diese Aussage könnte sich nun als voreilig erweisen, zumal Chisoras Promoter Frank Warren geltend macht, daß der Vertrag mit Fury nach wie vor Gültigkeit habe.

Warren zufolge müsse man eben abwarten, bis Chisoras Handverletzung ausgeheilt ist und er wieder das Training aufnehmen kann. Es gehe noch immer darum, wer gegen Klitschko antreten darf, und da der Termin im Juli ins Wasser gefallen sei, werde man ihn im Herbst nachholen. Sofern nichts dazwischenkommt, was bei diesen beiden Boxern offensichtlich jederzeit der Fall sein kann, kommt es zu einer Revanche, die außer den eingefleischten britischen Fans niemanden in Begeisterungsstürme versetzt.

Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Jahr 2011 sah Chisora wie ein kräftiger Cruisergewichtler aus, der sich in den Ring mit dem 2,06 m großen Fury verirrt hatte. Dieser dominierte den einseitigen Kampf mit seiner Masse, ohne mehr als einen Punktsieg zu erzielen. Es gibt wenig Gründe, dasselbe Schauspiel drei Jahre später zu wiederholen, zumal Chisora unterdessen gegen Robert Helenius, Vitali Klitschko und David Haye verloren hat. Einzig der Umstand, daß sich der Londoner mit wesentlich stärkeren Kontrahenten als Fury gemessen hat, könnte die Hoffnung nähren, daß er im zweiten Anlauf eine deutlich bessere Figur macht. [4]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/07/golovkin-geale-early-action-from-msg/#more-179511

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6225-in-letzter-sekunde-abgesagttyson-fury-macht-einen-rueckzieher.html

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/07/fury-withdraws-from-ustinov-fight-due-to-uncles-illness/#more-179492

[4] http://www.boxingnews24.com/2014/07/fury-still-under-contract-for-chisora-rematch-fight-to-be-rescheduled-for-possibly-october/#more-179501

28. Juli 2014