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MELDUNG/1485: Überheblichkeit ist ein schlechtes Markenzeichen (SB)




Adrien Broner sollte Marcos Maidana vergessen

Adrien Broner, der bereits im Alter von sechs Jahren zu boxen begann, bestritt als Amateur 319 Kämpfe, von denen er 300 gewann. 2008 unterschrieb er einen Profivertrag bei den Golden Boy Promotions und brachte es zum Weltmeister der WBO im Superfedergewicht, des WBC im Leichtgewicht und schließlich der WBA im Weltergewicht. Unterwegs stieg ihm der Ruhm zu Kopf, so daß er sich bereits als legitimer Erbe Floyd Mayweathers im Rang des besten Boxers aller Gewichtsklassen sah und entsprechend großspurig benahm. Nachdem er lange als aufsteigender Stern am US-amerikanischen Boxhimmel gepriesen worden war, fiel er der eigenen Selbstüberschätzung zum Opfer.

Ende 2012 trat er noch im Leichtgewicht an, worauf er auf der Jagd nach lukrativen Kämpfen und weiteren Titeln das nächsthöhere Limit übersprang und am 22. Juni 2013 mit Paulie Malignaggi in den Ring stieg, der dabei den Gürtel der WBA im Weltergewicht verteidigte. Wenngleich es Broner beträchtliche Mühe kostete, sich in der ungewohnten Gewichtsklasse zu behaupten, konnte er sich umstritten nach Punkten durchsetzen und dem New Yorker den Titel abnehmen. Lange durfte er sich jedoch des frischen Ruhms nicht erfreuen, da er bereits bei seiner ersten Titelverteidigung am 14. Dezember 2013 dem Argentinier Marcos Maidana unterlag, der ihn klar dominierte und ihm nach 27 Siegen in Folge die erste Niederlage beibrachte.

Bei diesem Sieg wog Maidana im Kampf etwa 72,5 Kilo, während der Titelverteidiger lediglich 63,5 Kilo auf die Waage gebracht hatte. Dieses Mißverhältnis zeigt, daß Broner im Weltergewicht körperlich überfordert ist. Ende Januar 2014 wurde ihm auch der WBC-Titel im Leichtgewicht aberkannt, den er nach seinem Erfolg gegen Gavin Rees über ein Jahr nicht mehr verteidigt hatte. Broner kündigte zunächst eine Revanche mit Marcos Maidana an, die im Vertrag ihres ersten Kampfs als Option vereinbart worden war. Dem Argentinier war jedoch der im April geplante Termin zu kurzfristig anberaumt. So kam es, daß Maidana schließlich am 3. Mai im MGM Grand in Las Vegas auf Floyd Mayweather traf und sich bei der Punktniederlage gegen den Superstar bemerkenswert gut in Szene setzte. Broner bekam einen Auftritt im Vorprogramm, bei dem er den überforderten Carlos Molina besiegte.

Hatte man nach der bitteren Niederlage gegen Maidana einen fulminanten Auftritt des US-Amerikaners erwartet, so wirkte dieser eher desinteressiert und wenig motiviert, mehr als das Nötigste zu tun. Trotz seiner physischen Überlegenheit griff Broner immer wieder zu regelwidrigen Tricks wie Ellbogenstößen oder Ringereinlagen, die vom Referee nicht einmal moniert wurden. Später leistete sich der Favorit diverse lächerliche Showeinlagen und herablassende Gesten.

Im anschließenden Interview mit Jim Gray vom Sender Showtime sagte Broner: "I just beat the fuck out of a Mexican!" Da er immer ausfallender in seiner Wortwahl wurde, rief ihn Gray zur Ordnung und beendete wenig später das Gespräch. In Reaktion auf diese Äußerung belegte ihn der Verband WBC wegen Verdachts auf einen rassistischen Hintergrund seiner Aussage mit einer Sperre.

Von Broners früheren Schnelligkeit, Schlagfrequenz und Trefferwirkung hatte man im Kampf gegen Molina kaum etwas gesehen, weshalb sich die Experten weitgehend einig waren, daß er mit einer solchen Leistung keine Chance gegen Lucas Matthysse, Danny Garcia oder Lamont Peterson gehabt hätte. So gesehen wäre Adrien Broner gut beraten, ins Leichtgewicht zurückzukehren und dieses Limit nie wieder zu verlassen. Allerdings dürfte er kaum in der Lage sein, dieses Gewicht auf Dauer zu halten, so daß seine Zukunft wohl im Halbweltergewicht liegt.

Dort trifft Broner, der 28 Auftritte gewonnen und einen verloren hat, in seinem nächsten Kampf am 6. September in seiner Heimatstadt Cincinnati auf Emmanuel Taylor, für den 18 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen. Während der Lokalmatador selbstbewußt wie eh und je von einem sicheren Erfolg ausgeht, schielt er mit einem Auge nach wie vor auf Marcos Maidana, da ihm die Niederlage offenbar keine Ruhe läßt. Taylor dürfte in der Tat keine hohe Hürde sein, da er im Februar gegen Chris Algieri verloren hat und sich zuletzt nur mühsam gegen den Aufbaugegner Karim Mayfield durchsetzen konnte. [1]

Eine Revanche gegen Maidana sollte Broner lieber vergessen, da der Argentinier kaum ins Halbweltergewicht herunterkommen würde. Maidana bestreitet am 13. September einen Rückkampf gegen Floyd Mayweather und dürfte unabhängig vom Ausgang dieses Duells nicht nur aufgrund seines Gewichts eine Nummer zu groß für Adrien Broner sein. Dieser sollte besser seine Karriere im Halbweltergewicht konsolidieren und insbesondere an seinem Image arbeiten. Nach der Niederlage gegen Maidana im Dezember verließ er wortlos den Ring, was beim Publikum den Eindruck hinterließ, daß er auch noch ein schlechter Verlierer sei.

Noch verheerender für seinen Ruf war die abfällige Äußerung über Mexikaner nach seinem Sieg gegen Molina, die durch alle Medien ging und die riesige hispanische Fangemeinde in helle Aufregung versetzte. Daran änderte auch eine halbherzige Entschuldigung Broners nichts, die zudem in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde. Wer wie er erhebliche Teile des zahlenden Publikums verprellt, muß sich nicht wundern, wenn seine Resonanz in Fachkreisen wie auch bei der Zuschauerschaft immer weniger mit der Selbsteinschätzung Schritt halten kann.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/08/broner-needs-to-forget-about-avenging-his-loss-to-maidana/#more-180360

15. August 2014