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MELDUNG/1507: Sturm und Stieglitz machen aus der Not eine Tugend (SB)




Beiderseitiger Titelverlust führt die Exweltmeister zusammen

Nach längeren Verhandlungen hinter verschlossenen Türen haben sich Sturm Promotion, SES Boxing und der Privatsender Sat.1 darauf geeinigt, daß Felix Sturm und Robert Stieglitz am 8. November in Stuttgart gegeneinander antreten. Da der Leverkusener normalerweise im Mittelgewicht (bis 72,574 kg), der Magdeburger jedoch ein Limit höher im Supermittelgewicht (bis 76,203 kg) boxt, wurde ein Kampfgewicht von höchstens 75 kg vereinbart. Sturm und Stieglitz stehen insofern mit dem Rücken an der Wand, als sie ihre Titel verloren und damit einen erheblichen Teil ihrer Attraktivität für das Publikum eingebüßt haben.

Daher macht ihr seit geraumer Zeit diskutiertes Duell durchaus Sinn, weil es bei den deutschen Zuschauern sehr viel besser ankommt, als ein Aufbaukampf gegen irgendeinen hierzulande kaum bekannten ausländischen Gegner. Der Ausgang dieses Aufeinandertreffens dürfte beträchtlichen Einfluß auf den weiteren Verlauf ihrer Karriere haben: Dem Sieger winkt womöglich ein Titelkampf gegen WBO-Weltmeister Arthur Abraham, der hierzulande ausgezeichnet zu vermarkten wäre. Für den Verlierer dürfte der Zug zu einem Kampf um die Weltmeisterschaft für längere Zeit abgefahren sein.

Abraham muß seinen Titel allerdings noch am 27. September in Kiel gegen den 31 Jahre alten Briten Paul Smith verteidigen, der als Außenseiter gehandelt wird. Sollte sich der Berliner wie erwartet durchsetzen, wäre er vermutlich einem innerdeutschen Kräftemessen nicht abgeneigt. Da der Vertrag zwischen Sauerland Event und der ARD zum Ende des Jahres ausläuft, wäre die Fernsehübertragung wesentlich unproblematischer zu lösen als in der Vergangenheit. Sat.1 könnte auch diesen Kampf übertragen und sicherlich eine gute Einschaltquote erzielen.

Der 35jährige Felix Sturm hat 39 Siege, vier Niederlagen und zwei Unentschieden vorzuweisen. Er war früher Superchampion der WBA im Mittelgewicht, bis er von dem Australier Daniel Geale entthront wurde. Durch einen Sieg über den gesundheitlich schwer beeinträchtigten Briten Darren Barker sicherte er sich den Gürtel der IBF, verlor ihn jedoch bereits bei der ersten Titelverteidigung Anfang Juni an den 40 Jahre alten Australier Sam Soliman, der ihm Anfang 2013 schon einmal das Nachsehen gegeben hatte.

Da Sturm und der 67jährige Fritz Sdunek ihre Zusammenarbeit aufgrund der weiten Entfernung zwischen ihren Wohnorten Köln und Hamburg beendet haben, muß sich der ehemalige Champion wieder allein vorbereiten. Das ist zwar keine neue Erfahrung für ihn, doch wird ihm Sduneks Rat in der Ringecke fehlen.

Für den 33 Jahre alten Robert Stieglitz stehen 47 gewonnene und vier verlorene Profikämpfe zu Buche. Er war längere Zeit WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht, bis er sich Arthur Abraham geschlagen geben mußte. Bei der Revanche holte sich der Magdeburger den Gürtel zurück, doch verlor er ihn in ihrem dritten Kampf wieder an den Rivalen aus Berlin. Zuletzt setzte sich Stieglitz gegen Sergei Chomitski in der zehnten Runde durch. [1]

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Revanche zwischen Solis und Thompson in Düsseldorf

Der Rückkampf zwischen dem US-Amerikaner Tony Thompson und dem kubanischen Olympiasieger Odlanier Solis findet am 18. Oktober in Düsseldorf statt. Damit präsentiert sich Promoter Ahmet Öner nach mehr als einjähriger Abwesenheit wieder einmal mit einer Veranstaltung in Deutschland, dem er eigentlich den Rücken gekehrt hatte. Für ihn sei das so eine Art Comeback, nachdem er sich in den letzten Jahren ein bißchen zurückgehalten und um andere Dinge gekümmert habe. Aber nachdem das deutsche Boxen tot am Boden liege, werde es Zeit, Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten, setzt sich Öner als Heilsbringer in Szene, wofür er freilich wenig Handhabe ins Feld führen kann.

Sein Schwergewichtler Odlanier Solis ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie die vordem von der kubanischen Gesellschaft alimentierte Karriere eines talentierten Sportlers in den Mühlen des Profigeschäfts ruiniert werden kann. Für Solis stellt das zweite Duell mit Tony Thompson vermutlich die allerletzte Chance dar, seiner Laufbahn doch noch einmal Schub zu verleihen. Den ersten Kampf gegen den US-Amerikaner hatte "La Sombra" im März in der Türkei infolge einer enttäuschenden Vorstellung knapp nach Punkten verloren.

Das ist natürlich auch Öner nicht entgangen, der Solis eine deutliche Steigerung und einen klaren Sieg abverlangt. Andernfalls sei es das wohl für den Kubaner gewesen, in den er viel Zeit und Geld investiert habe. Der Boxer müsse endlich etwas zeigen, das erwarte er einfach von ihm, da es um alles oder nichts gehe. Solis müsse das in ihn gesetzte Vertrauen zurückzahlen, macht der Promoter aus seiner Kalkulation mit dem Investitionsobjekt keinen Hehl. [2] Daß diese Herangehensweise den deutschen Boxsport wiederbelebt, der auch ohne Öner über die Runden kommt, darf bezweifelt werden.


Fußnoten:

[1] http://sport-90.de/boxen/profiboxen/felix-sturm-gegen-robert-stieglitz-am-8-november-in-stuttgart

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6466-18-oktober-im-castello-duesseldorftony-thompson-vs-odlanier-solis-ii.html

18. September 2014