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MELDUNG/1517: Weltverbände wälzen Reformpläne (SB)




Verbandspräsidenten erörtern strukturelle Eingriffe

In der vergangenen Woche sind die Verbandspräsidenten Mauricio Sulaiman (WBC), Gilberto Mendoza (WBA) und Daryl Peoples (IBF) in Playa del Carmen zusammengetroffen, um verschiedene Pläne zur Umstrukturierung des professionellen Boxsports zu erörtern. Daß damit ein Schlußstrich unter die bisweilen erbitterte Konkurrenz der Verbände gezogen wird, ist nicht anzunehmen. Vielmehr kann man wohl davon ausgehen, daß die langjährige Rivalität befristet und partiell zurückgestellt wird, um gemeinsam die Verwertungsbedingungen zu verbessern.

In Zeiten hochfrequent wechselnder Konsumgewohnheiten erweist sich die Aufsplitterung in diverse Verbände und eine anwachsende Flut von Titeln als weniger denn je geeignet, Zuschauer an den Boxsport zu binden. Da die Weltverbände bei Titelkämpfen mitverdienen, ist dies ihre wichtigste Einkommensquelle, was die Erfindung immer neuer Gürtel erklärt. Um diese finanziellen Mechanismen in Stellung zu bringen und für attraktive Kämpfe mit hohen Umsätzen zu sorgen, ringen die Verbandsführungen um Einfluß und Kontrolle. So mißfällt dem Sportpublikum einerseits die Unüberschaubarkeit des Boxens mit seinen zahllosen Weltmeistern und andererseits auch der Ruf der Branche, mit undurchsichtigen bis dubiosen Mitteln zu operieren.

Was die drei Verbandspräsidenten im einzelnen beraten oder gar beschlossen haben, ist bislang nicht bekannt. Es kursieren jedoch Gerüchte, in denen von mehr oder minder weitreichenden Reformen die Rede ist, die angeblich in absehbarer Zeit umgesetzt werden sollen. Wie es heißt, wollen die drei Verbände künftig nur noch einen Weltmeister pro Gewichtsklasse akzeptieren und zu diesem Zweck in allen Limits ein Turnier durchführen, aus dem der einzige wahre Champion hervorgehen soll.

Realistischer als dieser ambitionierte Entwurf mutet das ebenfalls ins Gespräch gebrachte Vorhaben an, das bisherige Wertungssystem der Punktrichter zu überarbeiten. So beraten die Verbände offenbar, ob halbe Punkte eingeführt werden sollen und für eine Runde beispielsweise 9,5 oder 8,5 notiert wird. [1]

Die WBA hat das System halber Punkte bereits in Kämpfen außerhalb der USA eingesetzt und für tauglich befunden. Nun haben die Verantwortlichen von WBA, WBC und IBF entschieden, dieses Verfahren in Nichttitelkämpfen in größerem Umfang zu testen.

Nicht in die gemeinsame Planung einbezogen ist der Verband WBO, dessen Präsident Francisco Valcarcel inzwischen kritische Einwände gegen eine Änderung des Punktesystems vorgebracht hat. Das Vorhaben, anstelle des althergebrachten 10-Punkte-Systems mit halben Punkten zu arbeiten, halte er für eine sehr schlechte Idee. Es führe nur zu Manipulationen und Störungen. Das neue System sei in Argentinien getestet worden und habe überhaupt nichts gebracht, so Varcacel. Was Boxen wirklich besser machen würde, seien ehrenhafte und gut ausgebildete Offizielle. [2]

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Sturm gegen Stieglitz wird Ausscheidungskampf der WBO

Wie aus Kreisen des Weltverbands WBO verlautete, soll der Sieger des Duells zwischen Felix Sturm und Robert Stieglitz, das am 8. November in Stuttgart ausgetragen wird, gegen Arthur Abraham antreten. Man werde den Kampf Sturm gegen Stieglitz zu einem Ausscheidungskampf erklären, so der WBO-Offizielle Istvan Kovacs. Der Gewinner sei dann der nächste Pflichtherausforderer des amtierenden Weltmeisters.

Endgültig beschlossen werden soll die Entscheidung bei der Versammlung des Verbandes vom 27. bis 31. Oktober in Las Vegas. Die WBO sieht offenbar nicht als Hindernis an, daß Sturm bisher nur im Mittelgewicht und noch nie im Supermittelgewicht gekämpft hat. Sturm habe sich auf vielfältige Weise um den Boxsport verdient gemacht, sagte Kovacs. Daher werde man ihn auch im Supermittelgewicht als Pflichtherausforderer akzeptieren.

Die beiden ehemaligen Weltmeister Sturm und Stieglitz haben vereinbart, ihren Kampf in einer Gewichtsklasse zwischen dem Mittelgewicht (bis 72,5 Kilogramm) und dem Supermittelgewicht (bis 76,2) bei knapp über 75 Kilogramm auszutragen.

Arthur Abraham, der seinen WBO-Titel im Supermittelgewicht am Samstag in Kiel durch einen klaren Punktsieg gegen den Engländer Paul Smith verteidigt hat, ist bereit für den Kampf und begrüßt die bevorstehende Entscheidung des Verbands. Wie der 34jährige Berliner erklärte, wolle er gegen den Gewinner des Kampfs zwischen Robert Stieglitz und Felix Sturm antreten. Beiden winke die Chance, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Für die deutschen Fans sei das eine gute Nachricht. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/sensation-wbc-wba-und-ibf-wollen-gemeinsamen-superchampion-32808

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6514-francisco-valcarcelwbo-praesident-gegen-neues-punktesystem.html

[3] http://www.sportal.de/felix-sturm-und-robert-stieglitz-kaempfen-um-wm-chance-gegen-arthur-abraham-1-2014092942792200000

30. September 2014