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MELDUNG/1554: Eingebettet in ein gut aufgestelltes Team (SB)




Ruslan Tschagajew bahnt seine Titelverteidigung an

Der damals noch bei der Hamburger Universum Box-Promotion unter Vertrag stehende Ruslan Tschagajew wurde 2007 durch einen Punktsieg über den 2,13 m großen Russen Nikolaj Walujew aus dem Team Sauerland Weltmeister der WBA im Schwergewicht. Zwei Jahre später unterlag er Wladimir Klitschko, als er nach einer Absage David Hayes kurzfristig als Herausforderer eingesprungen war. Bei einem erneuten Angriff auf diesen Titel scheiterte der Usbeke 2011 an dem Russen Alexander Powetkin. Da Klitschko seit seinem Sieg über den Briten David Haye im Juli 2011 auch Superchampion der WBA ist, kommt dem regulären Titel dieses Verbands nur noch eine untergeordnete Bedeutung zu. Dieser Titel war vakant, seit Powetkin im Oktober 2013 gegen Wladimir Klitschko in Moskau verloren hatte.

Anfang Juli 2014 kam es vor 30.000 Zuschauern in der ausverkauften Achmat-Arena von Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, zu einem Kampf um den regulären Titel der WBA im Schwergewicht. Dabei setze sich Ruslan Tschagajew gegen den sechs Jahre älteren Puertoricaner Fres Oquendo knapp nach Punkten durch. Für den Usbeken standen damit 33 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Tschagajew, der am Vortag rund zehn Kilo mehr als der Puertoricaner auf die Waage gebracht hatte, marschierte beharrlich nach vorn, konnte den beweglicheren Gegner jedoch selten stellen. Der in der Rechtsauslage boxende Usbeke schlug häufig zum Körper des etwas größeren Kontrahenten und mit Haken zu dessen Kopf, vermochte Oquendo aber nicht zu erschüttern. Dieser wirkte phasenweise agiler und technisch versierter, doch ließ er die erforderliche Beharrlichkeit vermissen. Nach gelungenen Kombinationen zog sich der 41jährige wieder in die Defensive zurück, als müsse er erst einmal Luft schöpfen.

Ob Oquendo unter konditionellen Problemen litt oder auf eine Taktik bloßer Nadelstiche setzte, blieb ungewiß. Er deutete sein Talent zwar des öfteren an, legte aber zu keinem Zeitpunkt entschlossen nach. Erst in der zwölften Runde setzte er noch einmal alles auf eine Karte und brachte etliche gute Treffer ins Ziel. Es hätte jedoch schon eines Niederschlags bedurft, um den Rückstand auf den Punktzetteln wettzumachen oder gar vorzeitig zu gewinnen. So endete der glanzlose Titelkampf zumindest zur Zufriedenheit des Publikums, da der vom tschetschenischen Oberhaupt Ramsan Kadyrow geförderte Usbeke als Lokalmatador angetreten war.

Wenn Wladimir Klitschko seine diversen Titel am Samstag in der Hamburger O2 World gegen den Bulgaren Kubrat Pulev verteidigt, wird Tschagejew als aufmerksamer Beobachter das Geschehen vor Ort verfolgen. Der Usbeke strebt nach wie vor eine Revanche gegen den Ukrainer an. Wie er geltend macht, habe er vor ihrem ersten Kampf im Sommer 2009 kaum Gelegenheit gehabt, sich angemessen vorzubereiten, da er als Ersatzgegner eingesprungen war. Wenngleich er die Chance natürlich ergriffen habe, ärgerten ihn die Umstände noch immer. Mit ausreichend Zeit und einer angemessenen Vorbereitung traue er sich zu, Klitschko in Schwierigkeiten bringen zu können.

Der 36 Jahre alte Tschagajew wird voraussichtlich Anfang 2015 in den Ring zurückkehren. Nach Angaben seines Promoters Timur Dugatsajew steht man in Verhandlungen mit möglichen Herausforderern. Allerdings müsse man den genauen Termin und Gegner natürlich auch mit der WBA abstimmen und wolle zunächst alle Verträge unterschreiben, bevor man die Einzelheiten bekanntgeben könne.

Tschagajew, der seit Jahren in Hamburg lebt, wird inzwischen wieder von Fritz Sdunek trainiert. Die beiden kennen einander aus ihrer gemeinsamen Zeit im Universum-Boxstall, doch bahnte sich erst in Grosny eine erneute Zusammenarbeit an. Als der Usbeke im Juli durch den Sieg über Fres Oquendo den regulären Titel der WBA im Schwergewicht gewann, stand Sdunek als Cutman zur Unterstützung seines ehemaligen Schützlings und langjährigen Assistenten Artur Grigorian mit in der Ecke. Nachdem Tschagajew eine Rißwunde davongetragen hatte, übernahm Sdunek die Führung und trug so zum Erfolg Tschagajews bei.

Der boxbegeisterte tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow, der als Förderer des Usbeken den Titelkampf in Grosny möglich gemacht hatte, war von der Arbeit Fritz Sduneks sehr angetan. Nach der Rückkehr des Teams nach Hamburg setzte sich Promoter Timur Dugatsajew mit Sdunek zusammen und verpflichtete ihn als Cheftrainer, während Grigorian als Assistent Teil des Teams bleibt. Dugatsajew lobt Sdunek als den besten Trainer in Deutschland, dank dessen beeindruckender Arbeit sich Tschagajew weiter verbessern werde.

Auch der Usbeke zeigt sich überzeugt, in der Zusammenarbeit mit seinem alten und neuen Trainer zu einer Weiterentwicklung fähig zu sein. Mit Fritz Sdunek als Trainer, Artur Grigorian als Co-Trainer, Timur Dugatsajew als Manager und Promoter sowie Ramsan Kadyrow als Förderer und Freund sei das Team perfekt aufgestellt und bereit, jede Herausforderung anzunehmen. [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6596-team-chagaev-am-samstag-zu-gast-bei-klitschko-vs-pulevruslan-chagaev-plant-titelverteidigung-a.html

13. November 2014