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MELDUNG/1632: Reden kostet nichts (SB)



Dillian Whyte bringt sich als Gegner Anthony Joshuas ins Gespräch

Der in dreizehn Profikämpfen ungeschlagene britische Schwergewichtler Dillian Whyte hat sich als möglicher Gegner Anthony Joshuas ins Gespräch gebracht. Während dieser angesichts seiner zehn vorzeitig gewonnenen Auftritte als vielversprechendes Talent hofiert wird und den Medien wohlbekannt ist, kann Whyte das nicht von sich sagen. Wie er nun erklärt, würde er ein Angebot, gegen den an Nummer sieben der WBC-Rangliste plazierten Joshua zu kämpfen, jederzeit annehmen. Schließlich habe er ihn zu Amateurzeiten schon einmal besiegt und damals auf die Bretter geschickt.

Seit dieser Niederlage sei Anthony Joshua klar, daß ihm auch im Falle einer Revanche dasselbe Schicksal drohe. Sollte er dennoch darauf bestehen, könne man darüber reden. Hinterherlaufen werde er ihm aber nicht, so Whyte. Seines Erachtens wartet die britische Öffentlichkeit schon lange darauf, daß sich Joshua endlich einem Gegner stellt, der ihm nicht von vornherein unterlegen ist.

Bei den Olympischen Spielen in London 2012 gewann Anthony Joshua die Goldmedaille, wobei Kritiker einwenden, er habe damals seine vier Kämpfe vor allem dank ihm gewogener Punktrichter für sich entschieden. Mit dem Rückenwind des Olympiasiegs wechselte er 2013 ins Profilager, wo ihn sein Promoter Eddie Hearn mit sorgsam ausgewählten Gegnern zu einer Serie vorzeitiger Erfolge führte. Kontrahenten wie der 47jährige Matt Skelton, der 39 Jahre alte Michael Sprott oder der 36jährige Konstantin Airich boxten so statisch, daß sie dem aufstrebenden Nachwuchstalent leichte Ziele boten.

Da Joshua systematisch von Kontrahenten ferngehalten wurde, die über eine gefährliche Schlagwirkung verfügen, mußte er kein Risiko eingehen, seinerseits schwer getroffen zu werden oder gar seine makellose Bilanz zu gefährden. Deshalb ist es so gut wie ausgeschlossen, daß Hearn einen Kampf gegen Dillian Whyte zuläßt. Diesen beeindruckten Joshuas Schläge bei ihrer damaligen Begegnung so wenig, daß er seinen Gegner durch den Ring trieb und ihm schwer zusetzte.

Wenngleich man einräumen kann, daß sich Anthony Joshua im Zuge seiner Profilaufbahn verbessert hat, gilt das wohl um so mehr für Dillian Whyte. Dessen professionelle Karriere lag aufgrund einer zweijährigen Sperre wegen Drogenkonsums sehr lange auf Eis, doch in den drei Kämpfen, die er seither bestritten hat, machte er eine gute Figur. Am vergangenen Wochenende setzte er sich in London gegen den Brasilianer Marcelo Luiz Nascimento bereits in der zweiten Runde durch, nachdem sein Gegner dreimal zu Boden gegangen war.

Vor allem Whytes linker Haken dürfte die meisten Gegner im Schwergewicht vor beträchtliche Probleme stellen, doch kann er auch mit der Rechten gehörig austeilen, was ihn zu einem gefährlichen Kandidaten macht. Nascimentos Schläge sind ebenfalls nicht von schlechten Eltern, zumal der Brasilianer schon mit etlichen namhaften Gegnern im Ring gestanden hat. Whyte dämmte den Druck jedoch schon in der ersten Runde ein und schickte Nascimento mit einem linken Haken auf die Bretter. Dieser kam zwar wieder auf die Beine, doch boxte er in Reaktion auf den Warnschuß erheblich zurückhaltender, ohne das frühe Ende im nächsten Durchgang abwenden zu können. [1]

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Artur Beterbijew offenbar nicht gegen Isaac Chilemba

Artur Beterbijew hat zwar erst sieben Profikämpfe bestritten und alle gewonnen, gilt aber längst als gefährlichster Kandidat für einen künftigen Titelkampf im Halbschwergewicht. Der beim Verband WBA an Nummer elf geführte Russe kehrt am 4. April in Quebec im Vorprogramm des WBC-Weltmeisters Adonis Stevenson in den Ring zurück. Der Gegner des 30jährigen muß noch gefunden werden, wobei Isaac Chilemba, der in der WBC-Rangliste an zweiter Stelle steht, offenbar nicht zur Debatte steht. Warum Beterbijew oder sein Management diese Option ausschlagen, ist nicht bekannt. Würde sich der Russe Chilemba stellen und ihn besiegen, könnte er einen großen Sprung nach vorn in den Ranglisten machen. Da er bereits 30 Jahre alt ist, hat er natürlich nicht ewig Zeit, es bei seinem weiteren Aufstieg allzu ruhig angehen zu lassen.

Isaac Chilemba, der eigenen Angaben zufolge gerne gegen Beterbijew antreten würde, reagierte erbost. Man habe dem Russen diesen Kampf angeboten, doch habe sein Lager bislang die Offerte nicht akzeptiert. Offenbar habe man Angst vor ihm, was scheinbar typisch für die Boxer kanadischer Promoter sei. Erst sei Adonis Stevenson davongelaufen, jetzt mache Beterbijew dasselbe. Dieser habe schon beim Sparring keine Chance gegen ihn gehabt und fürchte deshalb erst recht einen richtigen Kampf, so Chilemba. [2]

Artur Beterbijew trat für die russische Mannschaft bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012 im Schwergewicht an, mußte aber in beiden Fällen vorzeitig die Segel streichen. In Beijing schied er gegen Zhang Xiaoping aus, in London unterlag er Olexander Usyk aus der Ukraine. Die Treue zu seinem Umfeld, dem er seine solide boxerische Ausbildung und Förderung verdankt, hielten ihn davon ab, schon nach den Spielen in China ins Profilager zu wechseln. Vier weitere Jahre im Amateurboxen führten dazu, daß er sich nun beeilen muß, seinen Aufstieg als Profi voranzutreiben. Andererseits ist natürlich nicht auszuschließen, daß er erst in dieser Zeit zu jenem Boxer gereift ist, der heute der professionellen Konkurrenz im Halbschwergewicht gehörigen Respekt einflößt.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/02/dillian-whyte-anthony-joshua-knows-i-carry-the-power-to-ko-him/#more-188024

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/02/artur-beterbiev-to-fight-on-april-4th-on-stevenson-card-in-quebec-canada/#more-188006

10. Februar 2015


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