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MELDUNG/1645: Deutsch-englischer Brückenschlag vertieft Zusammenarbeit (SB)



Kooperationsvertrag zwischen Team Sauerland und Matchroom Boxing

Der Berliner Promoter Sauerland Event ist bereits seit mehreren Jahren in Skandinavien wie auch in England aktiv, um auf diese Weise seine Geschäftstätigkeit auf breitere Füße zu stellen. Diese strategische Expansion war um so wichtiger, als man in jüngerer Zeit das abschreckende Beispiel der Hamburger Universum Box-Promotion vor Augen hatte, die nach dem Rückzug des Fernsehpartners ZDF ihrem Untergang entgegentaumelte. Obgleich inzwischen auch die ARD den hochdotierten Vertrag mit Sauerland nicht mehr verlängert hat, konnte mit Sat.1 ein neuer Fernsehpartner gefunden werden, der die Präsenz auf dem deutschen Markt weiterhin möglich macht.

Zugleich arbeiten mit Team Sauerland und Matchroom Boxing die beiden größten Promoter Europas schon seit geraumer Zeit eng zusammen. Im Mai 2013 veranstalteten sie in der ausverkauften Londoner O2 Arena die vielbeachtete Revanche zwischen dem Briten Carl Froch und dem Dänen Mikkel Kessler im Supermittelgewicht. 2014 brach der zweite Kampf zwischen dem inzwischen bei Sauerland unter Vertrag stehenden George Groves und dem Weltmeister Carl Froch alle Rekorde - mehr als 80.000 Zuschauer wurden im Wembley-Stadion Zeuge dieses Duells der beiden britischen Erzrivalen. Die erste Sauerland-Veranstaltung in England im September 2014 wurde gleichermaßen von Matchroom Boxing unterstützt. Paul Smith, der gegen den WBO-Champion Arthur Abraham zweimal in Folge verloren hat, steht ebenfalls bei Eddie Hearn unter Vertrag.

Nun haben Sauerland Event und Matchroom Boxing zum beiderseitigen Nutzen einen weitreichenden Kooperationsvertrag vereinbart. Während künftig die deutschen Veranstaltungen wie auch die "Nordic Fight Nights" aus Dänemark von Sky Sports in England gezeigt werden, kann die ProSiebenSat.1-Gruppe unter der Marke "ran Boxen" bis zu 20 Veranstaltungen von Matchroom Boxing auf ihren Plattformen Sat.1, ran.de und maxdome übertragen. Auf diese Weise erreichen die Auftritte Arthur Abrahams, Jürgen Brähmers und anderer Sauerland-Boxer ein Millionenpublikum auf der Insel, was umgekehrt auch für namhafte Akteure wie Carl Froch, Kell Brook, James DeGale, Tony Bellew, Nathan Cleverly, Ricky Burns, Lee Selby und Anthony Joshua in Deutschland gilt.

Kalle Sauerland spricht denn auch von einer historischen Zusammenarbeit, bei der es nur Gewinner gebe. Das Abkommen garantiere ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit auf dem wichtigen englischen Boxmarkt. Sein Bruder Nisse Sauerland bezeichnet die Kooperation als einen Meilenstein in der internationalen Vermarktung, zumal man auch das Rahmenprogramm gemeinsam gestalten werde, um dem Nachwuchs frühzeitig wichtige Auslandserfahrungen zu ermöglichen. Auch Eddie Hearn setzt hohe Erwartungen in eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Team Sauerland. [1]

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Astronomische Eintrittspreise bei Mayweather gegen Pacquiao

Wenn Floyd Mayweather und Manny Pacquiao am 2. Mai in Las Vegas den teuersten Kampf aller Zeiten austragen, der Schätzungen zufolge bis zu 400 Millionen Dollar brutto umsetzen könnte, übersteigen auch die Eintrittspreise im MGM Grand jedes bislang bekannte Maß. Der Durchschnittspreis der Karten soll bei mehr als 10.000 Dollar liegen, und einige "billige" Tickets für 1000 Dollar werden noch schneller als der Rest des Kontingents vergriffen sein.

Wie Pacquiaos Promoter Bob Arum betont, werde niemand eine Eintrittskarte bekommen, ohne dafür zu bezahlen. So verkaufe beispielsweise das MGM Tickets für Plätze in Ringnähe nur an Kunden, deren Kreditlinie 250.000 Dollar beträgt. Die Nachfrage sei so ungeheuer, daß er am Telefon sitzen und an einem Tag ganz allein sämtliche Eintrittskarten absetzen könnte.

Wäre es nach Arum gegangen, würde der Kampf im Cowboys Stadium in Arlington, Texas, ausgetragen, das bei Football-Spielen bis zu 105.000 Zuschauer faßt. Wenngleich die Kapazität beim Boxen geringer ist, sind Manny Pacquiao und Joshua Clottey dort im Mai 2010 vor immerhin 41.843 Fans aufgetreten. Floyd Mayweather bestand jedoch auf das MGM Grand mit seinen 16.800 Plätzen, da er in der Spielerstadt lebt und seit Jahren dort Anfang Mai und Mitte September zu den mexikanischen Feiertagen aufzutreten pflegt. Zweifellos ließen sich für das Cowboys Stadium sehr viel mehr Eintrittskarten verkaufen, doch daß die Preise deswegen erheblich niedriger ausfielen, darf bezweifelt werden. [2]

Es liegt auf der Hand, daß sich die meisten Fans solche Ausgaben für eine einzige Veranstaltung - und sei sie noch so außergewöhnlich - nicht leisten können. Das gilt um so mehr, wenn man sich einen Boxkampf nicht allein, sondern wie üblich mit Angehörigen oder Freunden ansehen will. Sind schon die rund 90 Dollar für eine Buchung im Bezahlfernsehen ein Ausschlußkriterium für breite Kreise der Bevölkerung, so gilt das erst recht für die Eintrittspreise vor Ort, so daß man mit Fug und Recht von einem elitären Spektakel im Ring wie außerhalb desselben sprechen kann.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/mehr-boxen-bei-ran/23.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/02/arum-nobody-is-getting-the-mayweather-pacquiao-tickets-without-paying-for-them/#more-188679

27. Februar 2015


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