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MELDUNG/1659: Kandidat von trauriger Gestalt (SB)



Viatscheslaw Glatskow Punktsieger gegen Steve Cunningham

Viatscheslaw Glatskow ist neuer Pflichtherausforderer der IBF im Schwergewicht. Damit winkt ihm die Chance, gegen den Sieger des Kampfs zwischen Wladimir Klitschko und Bryant Jennings anzutreten, die am 25. April in New York aufeinandertreffen. Im Vorprogramm der erfolgreichen Titelverteidigung Sergej Kowaljews gegen Jean Pascal in Montreal setzte sich der 30jährige Ukrainer gegen den acht Jahre älteren Steve Cunningham durch. Nach einem eher gemächlichen Duell lag Glatskow bei allen drei Punktrichtern in Front (116:112, 116:112, 115:113). Während der ungeschlagene Ukrainer damit 20 Siege und ein Unentschieden auf dem Konto hat, stehen für seinen US-amerikanischen Gegner, der früher Weltmeister im Cruisergewicht gewesen war, 28 gewonnene und sieben verlorene Auftritte zu Buche.

Der aus Philadelphia stammende Außenseiter war durchweg der aktivere Boxer und arbeitete fleißig mit dem Jab wie auch Schlägen zum Körper, während der Ukrainer hinter ihm hermarschierte und auf gelegentliche Einzeltreffer setzte. In der vierten Runde schwoll Glatskows linke Augenpartie an, in der neunten verlor er nach einer Rechten des Gegners seinen Mundschutz. Zur Mitte des Kampfs spornte Trainer Victor Petroschenko seinen Schützling an, engagierter zu Werke zu gehen, da er andernfalls verlieren werde, was jedoch ohne nennenswerte Folgen blieb. In der anderen Ecke ermahnte Naazim Richardson seinen Boxer, er müsse unbedingt die letzten drei Runden für sich entscheiden, weil er in der Punktwertung zurückliege.

Während der sichtlich gezeichnete Ukrainer nach wie vor keine Initiative erkennen ließ, erhöhte Cunningham den Druck, der freilich mangels Schlagwirkung keinen entscheidenden Durchbruch herbeiführte. Gegen Ende schien dem Amerikaner allmählich die Luft auszugehen, was seinem Gegner Gelegenheit gab, regelmäßiger Schläge ins Ziel zu bringen. Erst in der letzten Runde setzte Glatskow alles auf eine Karte und landete einige schwere Treffer, als sei ihm endlich aufgegangen, was auf dem Spiel stand. [1]

Die Punktrichter meinten es jedoch wieder einmal gut mit dem Ukrainer, dessen wuchtigeren Treffern sie den Vorzug vor den zahlreicheren Schlägen des US-Amerikaners gaben. Es war bereits die dritte Entscheidung zugunsten Glatskows, über die man geteilter Meinung sein konnte. Im Februar 2013 trennte er sich unentschieden von Malik Scott, in dem nicht wenige den Sieger sahen, im August 2014 setzte er sich nicht minder umstritten gegen Derric Rossy durch.

Steve Cunningham war im Grunde der bessere Boxer, aber als ehemaliger Cruisergewichtler wie so oft körperlich unterlegen. Damit bekam Viatscheslaw Glatskow, der in den Ranglisten der Verbände IBF (2), WBC (5) und WBO (7) gut plaziert ist, die Option eines Titelkampfs mehr oder minder geschenkt. Wie er in dieser Verfassung gegen Wladimir Klitschko bestehen sollte, steht in den Sternen. [2]

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Isaac Chilemba gibt Wasili Lepichkin das Nachsehen

Ebenfalls im Vorprogramm der Veranstaltung in Montreal kämpften die Halbschwergewichtler Isaac Chilemba und Wasili Lepichkin um die Chance eines Titelkampfs gegen Sergej Kowaljew. Wenngleich keiner von beiden eine beeindruckende Vorstellung gab, boxte Chilemba doch derart überlegen, daß ihm ein klarer Punktsieg nicht zu nehmen war (100:90, 99:91, 99:91). Der 26jährige wurde in Malawi geboren und lebt in Südafrika. Seit der Niederlage in einem Ausscheidungskampf gegen den Briten Tony Bellew im Mai 2013 hat er nun fünf Kämpfe in Folge gewonnen und seine Position an Nummer zwei der WBC-Rangliste behauptet. Er kann mit 24 Siegen, zwei Niederlagen sowie zwei Unentschieden aufwarten, während Lepichkin 17 Auftritte gewonnen und einen verloren hat.

Isaac Chilemba ging agil zu Werke, beschäftigte seinen Gegner mit zahlreichen Schlägen und brachte präzise Treffer ins Ziel. Der 29jährige Russe kämpfte so verhalten, als wolle er gar nicht im Ring stehen, so daß ihn sein Vater und Trainer nach der fünften Runde fragte, ob er ihn aus dem Kampf nehmen solle. Lepichkin machte jedoch weiter und hielt bis zum Ende durch, obgleich er kaum noch Widerstand leistete und wie ein Sparringspartner an den Seilen verharrte. Obgleich Chilemba damit freie Bahn hatte, gelang es ihm nicht, den Gegner auf die Bretter zu schicken.

Zwar hat Isaac Chilemba durch seinen Erfolg die Tür zu einem Titelkampf gegen Sergej Kowaljew offengehalten, doch dürfte es nicht so schnell dazu kommen. Der Russe ist durch seinen Sieg gegen Pascal neuer Pflichtherausforderer beim WBC geworden, dessen Weltmeister Adonis Stevenson ihm daher nicht länger aus dem Weg gehen kann. Dem Russen winkt die Chance, alle vier maßgeblichen Titel im Halbschwergewicht zu vereinigen, was für ihn natürlich absolute Priorität genießt.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12484820/vyacheslav-glazkov-defeats-steve-cunningham-unanimous-decision

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/03/kovalev-vs-pascal-early-results/#more-189381

17. März 2015


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