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MELDUNG/1662: Keine Worte für die Goldwaage (SB)



Titelkämpfe mit Anthony Dirrell und Daniel Jacobs

Im Rahmen seines Formats "Premier Boxing Champions" präsentiert Al Haymon am 24. April zusammen mit dem Sender Spike TV, der einer von mehreren Fernsehpartnern des Beraters ist, in Chicago zwei Akteure, die ihren Titel erstmals verteidigen. Anthony Dirrell ist amtierender WBC-Champion im Supermittelgewicht, während Daniel Jacobs den Gürtel des regulären WBA-Weltmeisters im Mittelgewicht zu Markte trägt, der niedriger als jener des Superchampions Gennadi Golowkin einzustufen ist. Beide Boxer haben in der Vergangenheit eine Krebserkrankung überstanden, die zwangsläufig mit einer längeren Ausfallzeit verbunden war. Veranstalter des Kampfs sind Warriors Boxing und Mayweather Promotions.

Im Hauptkampf des Abends trifft der 30jährige Anthony Dirrell, der 27 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet hat, auf Badou Jack, für den 18 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen. Der in Flint, Michigan, lebende Champion mußte 2007 und 2008 eine krankheitsbedingte Pause von insgesamt 20 Monaten einlegen. Damit nicht genug, fiel er nach einem Motorradunfall, bei dem er sich das linke Bein und Handgelenk brach, 2012 und die erste Hälfte des Jahres 2013 aus. Im Dezember 2013 forderte er den damaligen WBC-Weltmeister Sakio Bika heraus, von dem er sich unentschieden trennte. Bei der Revanche im August 2014 setzte sich Dirrell einstimmig nach Punkten durch und wurde damit neuer Champion dieses Verbands.

Wie Anthony Dirrell bei der Ankündigung des kommenden Kampfs sagte, freue er sich sehr, sein Können bei Spike TV unter Beweis zu stellen. Er wolle dem Publikum einen spektakulären Auftritt bieten, nach dem er in aller Munde sein werde. Wenngleich Badou Jack ein zäher Gegner sei, werde er an diesem Abend sein blaues Wunder erleben.

Der 31 Jahre alte Badou Jack wurde in Schweden geboren, lebt in Las Vegas und steht bei den ortsansässigen Mayweather Promotions unter Vertrag. Nachdem er vor dreizehn Monaten überraschend von Derek Edwards besiegt worden war, hat er sich gegen Jason Escalera und Francisco Sierra durchgesetzt. Der bevorstehende Kampf sei eine Gelegenheit, die er nicht ungenutzt verstreichen lassen werde, so der Herausforderer. Er wolle Anthony Dirrells außergewöhnliche Fähigkeiten nicht in Abrede stellen, aber den Titelverteidiger mit der Wucht von Schlägen konfrontieren, wie sie der Champion noch nicht erlebt habe. So freue er sich schon darauf, den Ring am 24. April als neuer WBC-Weltmeister im Supermittelgewicht zu verlassen.

Der in Brooklyn lebende Daniel Jacobs ist 28 Jahre alt und hat bislang 28 Auftritte gewonnen sowie einen verloren. Seit er aufgrund seiner schweren Krankheit 19 Monate außer Gefecht war, hat er sechs Kämpfe in Folge für sich entschieden. Im August 2014 setzte er sich vor heimischem Publikum im New Yorker Barclays Center in der fünften Runde gegen den Australier Jarrod Fletcher durch und wurde regulärer WBA-Weltmeister im Mittelgewicht. Er versprach den Zuschauern vor Ort in Chicago wie auch bei Spike TV eine großartige Vorstellung, in der er ein Glanzlicht zu setzen hoffe.

Der 31jährige Herausforderer Caleb Truax aus Osseo, Minnesota, kann mit 25 Siegen, einer Niederlage sowie zwei Unentschieden aufwarten. Im April 2012 schrammte er haarscharf an einer Sensation vorbei, als er den früheren Weltmeister Jermain Taylor zu Boden schickte, am Ende aber einstimmig nach Punkten unterlag. Seither ist er mit sieben gewonnenen Kämpfen und einem unentschieden gewerteten Auftritt ungeschlagen. Das Duell mit Jacobs ist sein erster Kampf um die Weltmeisterschaft.

Deshalb kann man ihm durchaus abnehmen, daß ihn diese Perspektive in helle Aufregung versetzt. Er zollt seinem prominenten Gegner Respekt, macht aber wie jeder Herausforderer für sich geltend, über Mittel und Möglichkeiten zu verfügen, die selbst der Champion noch nicht erlebt hat. Sollte ihn der Titelverteidiger unterschätzen, werde er für diese Fehlannahme einen hohen Preis entrichten müssen. [1]

Bei solchen Pressekonferenzen oder Stellungnahmen in den elektronischen Medien steht eine gewisse Repräsentationspflicht zu Werbezwecken auf dem Programm, die abgearbeitet werden muß. Auf die Goldwaage legen sollte man die in derartigen Zusammenhängen getroffenen Äußerungen ohnehin nicht, zumal sie oftmals auch gar keinen Sinn machen. Glaubte ein Herausforderer allen Ernstes, von dieser oder jener Überheblichkeit des Favoriten profitieren zu können, wäre er schlecht beraten, dies im Vorfeld auszuposaunen. Was den Kampf betrifft, sind diese Äußerungen mehr oder minder irrelevant, zielen sie doch in erster Linie auf ein Publikum ab, das mit Klischees unterhalten werden will.


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12505308/anthony-dirrell-daniel-jacobs-defend-titles-april-fight-card-chicago

20. März 2015


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