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MELDUNG/1751: Lange nichts mehr gehört ... (SB)



Lucian Bute will noch einmal Tritt fassen

Nach einer langen Pause von eineinhalb Jahren und zwei Niederlagen in seinen letzten drei Kämpfen kehrt Lucian Bute in den Ring zurück, um seiner darniederliegenden Karriere noch einmal einen neuen Schub zu verleihen. Der ehemalige IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht, für den 31 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, trifft am 15. August in Montreal im Halbschwergewicht auf Andre di Luisa. Für den 35jährigen Lokalmatador dürfte dieses auf zehn Runden angesetzte Gefecht eine relativ leichte Aufgabe sein, da der zwei Jahre jüngere Italiener mit seiner Bilanz von 17 gewonnenen und zwei verlorenen Auftritten als zweitklassig eingestuft wird. Der Kampf soll im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" beim Sender NBCSN zu sehen sein.

Daß der in Kanada lebende Rumäne nicht nur als Favorit antritt, sondern diesen Auftritt unbedingt zu seinen Gunsten entscheiden muß, will er nicht ins Bodenlose stürzen, macht die Sache nicht leichter für ihn. Bute hat in seinen letzten Kämpfen einen derart schlechten Eindruck hinterlassen, daß ihm selbst ein limitierter Gegner wie Di Luisa Probleme bereiten könnte. Der Italiener hat wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen, sollte er überraschend gegen den noch immer recht prominenten Kontrahenten die Oberhand behalten.

Bei seinem letzten Sieg, der nun schon drei Jahre zurückliegt, setzte sich Bute unspektakulär gegen Denis Gratschow nach Punkten durch. Was sich damals schon abgezeichnet hatte, trat bei der Niederlage gegen den Kanadier Jean Pascal in seinem bislang letzten Auftritt noch deutlicher zu Tage. Bute hielt sich auffallend zurück, als fürchte er unablässig, von Pascal gekontert zu werden. Auf diese Weise kann man gegen einen hochklassigen Gegner nicht gewinnen, so daß sich grundsätzlich die Frage stellt, ob der Rumäne sein früheres Können noch einmal wachrufen kann.

Da er in Montreal nach wie vor eine ansehnliche Fangemeinde mobilisieren düfte, wird er wohl auch bei einem weithin unbekannten Kontrahenten wie dem Italiener recht gut verdienen. Doch auch im Falle eines überzeugenden Sieges wäre zunächst nicht mehr gewonnen als die Zuversicht, endlich wieder Tritt fassen zu können. Er selbst gibt sich optimistisch und berichtet, ihm sei die Leidenschaft keineswegs abhanden gekommen. Er trainiere zweimal täglich und das sechs Tage die Woche. Nun freue er sich auf die Rückkehr in den Ring, bei der er sich in ausgezeichneter Verfassung präsentieren werde.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Lucian Bute viereinhalb Jahre lang IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht. 2011 beeindruckte er noch beim Punktsieg über Glen Johnson, doch im folgenden Jahr ging es mit seiner Laufbahn bergab. Im Mai 2012 mußte er sich Carl Froch in Nottingham in der fünften Runde geschlagen geben und seinen Gürtel an den Briten abtreten. Gegen Gratschow machte er im November 2012 trotz seines Sieges keine sonderlich gute Figur und 2013 stand er aufgrund mehrerer Verletzungen überhaupt nicht im Ring. Im Januar 2014 folgte dann die Niederlage gegen Jean Pascal, worauf man lange nichts mehr von Bute hörte und sich fragte, ob er womöglich schon einen Schlußstrich gezogen habe. [1]

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Sommerpause bei HBO bremst Gennadi Golowkin

Gennadi Golowkin gehört nicht nur zu den allerbesten, sondern auch den fleißigsten Weltmeistern des aktuellen Boxgeschäfts. Der in 33 Kämpfen ungeschlagenen Kasache pflegt viermal im Jahr aufzutreten und bleibt auf diese Weise durchgängig in guter körperlicher Verfassung. Nun macht ihm jedoch HBO insofern einen Strich durch die Rechnung, als der Sender offenbar im August und September überhaupt keine Boxkämpfe zeigen will.

Golowkins Promoter Tom Loeffler bleibt unter diesen Umständen nichts anders übrig, als die Zwischenzeit bestmöglich zu nutzen und für Oktober oder November einen namhaften Herausforderer aufzutreiben. Wer das sein könnte, ist freilich völlig offen, da die prominente Konkurrenz den Superchampion der WBA im Mittelgewicht fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Loeffler müßte schon eine Menge Geld auf den Tisch legen, um Demetrius Andrade oder Erislandy Lara aus dem Halbmittelgewicht hochzulocken. Beide wären gefährliche Gegner, die Golowkin dennoch nicht scheuen würde. Wie er glaubhaft versichert, gehe er niemandem aus dem Weg und freue sich um so mehr, je berühmter und hochklassiger der Kontrahent ist.

Nachdem Carl Froch inzwischen nach mehr als einjährigem Zaudern seine Karriere beendet hat, entgeht dem Kasachen die erhoffte Gelegenheit, sich vor großer Kulisse in London mit dem Briten zu messen. Dieser hatte sich zeitweise für die Idee erwärmt, doch nach wochenlangem Brüten schließlich beschlossen, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Da mithin die aussichtsreichste Option auf einen bedeutenden Kampf gestorben ist, muß Golowkin die Zeit des Wartens auf Miguel Cotto oder Saul "Canelo" Alvarez überbrücken. Leider steht zu befürchten, daß der Sieger dieses Duells den WBC-Titel im Mittelgewicht eher niederlegen wird, als ihn gegen den Pflichtherausforderer Golowkin zu verteidigen.

Der Kasache wäre dann automatisch neuer Champion dieses Verbands, was jedoch allenfalls einem Trostpreis gleichkäme. Wenngleich er alle vier Titel zusammenführen möchte, geht es ihm doch in erster Linie darum, die prominentesten und populärsten Rivalen zu besiegen. Immerhin könnte er als Champion zweier Verbände bei seinen Titelverteidigungen eher auf einen guten Herausforderer treffen, als es ihm bislang möglich war. Ob es diese Kandidaten allerdings riskieren würden, wie sämtliche Gegner des Kasachen seit sechs Jahren vorzeitig zu verlieren, steht freilich auf einem anderen Blatt. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/07/lucian-bute-battles-andrea-di-luisa-on-815-in-comeback-bout/#more-196150

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/07/golovkin-expected-back-in-the-ring-before-end-of-2015/#more-196166

16. Juli 2015


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