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MELDUNG/1779: Gladiatoren auf Werbetour (SB)



Miguel Cotto und Saul "Canelo" Alvarez starten ihre Kampagne

Das spektakuläre Duell zwischen Miguel Cotto und Saul "Canelo" Alvarez, das am 21. November im Mandala Bay in Las Vegas über die Bühne geht, wirft seinen Schatten voraus. Um für ihren Kampf zu werben, machen die Kontrahenten eine Tour durch vier Städte. Erste Station war Los Angeles, wo der Mexikaner gefeiert und der Puertoricaner ausgepfiffen wurde, wie es zu erwarten war. Cotto, der den WBC-Titel im Mittelgewicht verteidigt, versuchte das Beste aus der unangenehmen Situation zu machen und erklärte, er werde allen zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Sein Trainer Freddie Roach hielt es keine Minute auf der Bühne aus, wo er lediglich ankündigte, man werde den Kampf vorzeitig gewinnen.

Der 34jährige Puertoricaner machte einen zuversichtlichen Eindruck, solange Roach neben ihm stand. Offensichtlich setzt er volles Vertrauen in seinen Trainer, der Mittel und Wege ersinnen will, den neun Jahre jüngeren Mexikaner in die Schranken zu weisen. Cotto, der 40 Auftritte gewonnen und vier verloren hat, gilt eher als Außenseiter im Kampf gegen Alvarez, der mit 45 Siegen, einer Niederlage sowie einem Unentschieden aufwarten kann. "Canelo" bezeichnete Cotto als einen großartigen Boxer, gegen den anzutreten ihn ganz besonders motiviere. Er selbst sei indessen stark und schnell, was ihn zuversichtlich stimme, diesen Kampf für sich zu entscheiden.

Miguel Cotto wird darauf angewiesen sein, daß sein Trainer verschiedene taktische Varianten ausarbeitet, wie dem Mexikaner beizukommen sei. Bei der Niederlage seines Schützlings Manny Pacquiao am 2. Mai gegen Floyd Mayweather schien Roach keine Alternative in der Hinterhand zu haben. Bei seinem letzten Auftritt in Houston gegen James Kirkland mußte Alvarez anfangs schwere Treffer einstecken, die ihn sichtlich in Mitleidenschaft zogen. Später drehte er jedoch den Spieß um und zwang seinen Gegner in die vorzeitige Niederlage.

Während Cotto bekanntermaßen über gute Nehmerqualitäten verfügt und eine Menge einstecken kann, ist ungewiß, in welchem Maße das auch für "Canelo" gilt. Wenngleich der Mexikaner körperliche Vorteile ins Feld führen kann, trifft er doch auf einen erfahrenen und technisch versierten Gegner, der eine beträchtliche Schlagwirkung aufzubieten hat. Sollte es Alvarez nicht gelingen, den Weltmeister frühzeitig niederzukämpfen, hätte Cotto gute Aussichten, seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. [1]

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WBO-Präsident schließt Kampf zwischen Sturm und Abraham aus

Nachdem Promoter Wilfried Sauerland jüngst erklärt hatte, ein Kampf zwischen Arthur Abraham und Felix Sturm müsse noch vor Jahresende stattfinden, da er andernfalls kaum noch realisiert werden könne, hat WBO-Präsident Paco Valcárcel postwendend auf diese Äußerung reagiert. Er schließt eine Titelverteidigung des WBO-Weltmeisters im Supermittelgewicht gegen den Kölner aus, da dieser derzeit nicht unter den Top 15 der Rangliste geführt werde. Natürlich könnte das Duell unter diesen Umständen als Nichttitelkampf ausgetragen werden, wobei Sauerland zuvor sondieren müßte, ob der Verband in diesem Fall Abraham den Gürtel aberkennen würde.

Als einfachste Lösung bietet sich theoretisch an, daß Felix Sturm zunächst einen Gegner aus den Top 15 der WBO besiegt, dadurch in der Rangliste aufsteigt und anschließend mit dem Segen des Verbands den Berliner herausfordert. Daß sich der Kölner für diesen Weg entscheidet, ist jedoch unwahrscheinlich, zumal er dabei das Risiko einginge, bereits im ersten Schritt zu scheitern und damit vollends mit leeren Händen dazustehen. Ein gutdotierter Kampf gegen Abraham wäre für ihn derzeit die mit Abstand günstigste Option, selbst wenn dabei der WBO-Titel nicht auf dem Spiel stünde. [2]

Ein Kampf zwischen Sturm und Abraham hätte im Grunde schon vor Jahren ausgetragen werden müssen, als beide noch Weltmeister im Mittelgewicht waren und auf dem Höhepunkt ihrer Popularität standen. Verständlicherweise blieb es damals bei Wortgefechten, da keiner der beiden Boxer und beteiligten Promoter Gefahr laufen wollte, im Falle der Niederlage um die Früchte eines langjährigen Aufbaus gebracht zu werden. Sturm, der in jüngerer Zeit von Sam Soliman und Fedor Tschudinow besiegt wurde, hat den Zenit seines Könnens längst überschritten. Abraham stand nach mehreren Niederlagen im Super-Six-Turnier mit dem Rücken an der Wand, als er sich durch seine Siege über Robert Stieglitz wieder ins Geschäft brachte. Der Berliner hat derzeit die besseren Karten und könnte sich bei einer sorgsamen Auswahl der Gegner noch einige Zeit als WBO-Weltmeister behaupten. Beide bekämen mit Sicherheit große Probleme, stiegen sie mit international führenden Akteuren in den Ring. Deshalb spricht vieles dafür, daß das nächste innerdeutsche Duell tatsächlich ins Auge gefaßt wird.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/cotto-on-november-21st-im-going-to-show-the-world-what-im-made-of/#more-197938

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/wbo-president-shoots-down-abraham-sturm-fight-discussion/#more-197921

26. August 2015


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