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MELDUNG/1928: Prominenz im Doppelpack (SB)



Badou Jack und James DeGale verteidigen ihre Gürtel

Badou Jack verteidigt den WBC-Titel im Supermittelgewicht am 30. April voraussichtlich in Washington D.C. gegen Lucian Bute. Der in Las Vegas lebende Schwede hatte sich den Gürtel im April 2015 durch einen überraschenden Punktsieg über den favorisierten Anthony Dirrell in Chicago gesichert. Im September 2015 setzte er sich in der Spielerstadt nach Punkten gegen den Briten George Groves durch. Bute mußte sich zuletzt vor heimischem Publikum dem britischen IBF-Champion James DeGale geschlagen geben, wobei nicht wenige Experten der Auffassung waren, daß er mindestens ein Unentschieden verdient gehabt hätte. Um gegen Jack die Oberhand zu behalten, müßte der Herausforderer mit einer höheren Schlagfrequenz aufwarten, um im Falle eines engen Verlaufs die Punktrichter für sich einzunehmen. Während für den Weltmeister 20 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat der in Kanada lebende Rumäne 32 Auftritte gewonnen und drei verloren.

Im Vorprogramm derselben Veranstaltung verteidigt James DeGale den Gürtel der IBF gegen Rogelio Medina, der im Unterschied zu Bute als Außenseiter in den Ring steigt. Der Champion aus England hat 22 Siege und eine Niederlage auf dem sportlichen Konto, die Bilanz des Herausforderers weist 36 gewonnene und sechs verlorene Kämpfe auf. Der 30jährige DeGale hat den Titel im April 2015 durch einen knappen Punktsieg gegen den US-Amerikaner Andre Dirrell gewonnen und im November in Quebec City gegen Lucian Bute erstmals erfolgreich verteidigt.

Daß Badou Jack und James DeGale gemeinsam im Rahmen eines Kampfabends präsentiert werden, könnte darauf hindeuten, daß ein Duell der beiden Weltmeister zur Vereinigung ihrer Titel später im Jahr geplant ist. Sollten sich Jack und DeGale in Washington durchsetzen, würde dies dem Interesse des Publikums sicher zuträglich sein, die beiden gegeneinander kämpfen zu sehen. Behielte jedoch Bute die Oberhand, bliebe offen, ob er angesichts seiner umstrittenen Niederlage gegen den Briten geneigt wäre, einer Revanche gegen DeGale den Zuschlag zu geben.

Bevor die aktuelle Konstellation bekanntgegeben wurde, hatte ein möglicher Kampf der beiden Briten James DeGale und George Groves im Raum gestanden, der vermutlich eine große Arena in London füllen würde. Wie inzwischen publik geworden ist, könnte diese Option im Sommer über die Bühne gehen, sofern keiner von beiden bei seinem nächsten Auftritt eine Niederlage einstecken muß.

Deshalb sollte DeGale ungeachtet seiner Favoritenstellung auf der Hut sein, da Rogelio Medina für eine gehörige Schlagwirkung bekannt ist. Für den Herausforderer dürfte es darauf ankommen, den Champion derart unter Druck zu setzen, daß dessen sattsam bekannte Probleme zutage treten, die volle Distanz bei hohem Tempo durchzustehen. Interessanter wird aber dennoch der Hauptkampf des Abends zwischen Jack und Bute sein, die nahezu gleichwertig einzuschätzen sind. Bei DeGale steht eher zu befürchten, daß er sich Medina selten zum Schlagabtausch stellt und sein Heil in ständigen Ausweichmanövern sucht. [1]

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Ein Wiedersehen mit den Brüdern Anthony und Andre Dirrell

Der ehemalige WBC-Weltmeister im Supermittelgewicht Anthony Dirrell trifft am 29. April in Atlantik City in einem auf zehn Runden angesetzten Kampf auf Caleb Truax. Um sich mit dem 31jährigen Dirrell zu messen, steigt der ein Jahr ältere Truax aus dem Mittelgewicht ins höhere Limit auf. Während für den früheren Champion 28 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat sein Gegner 26 Auftritte gewonnen und zwei verloren.

Mit von der Partie ist an diesem Abend im Trump Taj Mahal auch Anthonys ein Jahr älterer Bruder Andre Dirrell, der ebenfalls über zehn Runden auf Blake Caparello trifft, der zeitweise im Halbschwergewicht angetreten ist und dort sogar um einen Titel gekämpft hat. Andre Dirrell, der als der talentiertere der beiden Brüder gilt, hat 24 Kämpfe für sich entschieden und zweimal verloren. Der 29 Jahre alte Australier kann mit einer Bilanz von 22 Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden aufwarten.

Dirrell hat seit der Niederlage gegen James DeGale im April 2015 in Boston nicht mehr im Ring gestanden. Wäre der US-Amerikaner nicht in der zweiten Runde zweimal niedergeschlagen worden, hätte er den Kampf wahrscheinlich gewonnen. In einem der beiden Fälle hatte der Brite seinen Gegner eher umgestoßen als schwer getroffen, was der Ringrichter jedoch nicht realisierte. DeGale, der als Außenseiter angetreten war, profitierte damals überraschenderweise von einer wohlwollenden Punktwertung.

Schon in der Vergangenheit war Andre Dirrell in Titelkämpfen nicht gerade vom Glück begünstigt. So mußte er sich 2009 im Rahmen des Super-Six-Turniers dem Briten Carl Froch in Nottingham knapp nach Punkten geschlagen geben, der bei diesem Auftritt vom Heimvorteil profitierte. Von seinen boxerischen Möglichkeiten her gehört der ältere Dirrell zweifellos zu den herausragenden Akteuren des Supermittelgewichts. Würde er nicht immer wieder längere Pausen zwischen seinen Auftritten einlegen, könnte er diese Gewichtsklasse längst dominieren.

Der aktuellen Unterbrechung seiner Karriere von einem Jahr ging bereits eine Abwesenheit vom Ring zwischen März 2010 und Dezember 2011 voraus, die seiner Weiterentwicklung und Durchsetzung gegen die Konkurrenz natürlich nicht förderlich war. 2012 trug er überhaupt keinen Kampf aus, und von Februar 2013 bis August 2014 war wiederum nichts von ihm zu sehen. Unter diesen Umständen mutet es nachgerade erstaunlich an, wie gut er sich im vergangenen Jahr gegen James DeGale geschlagen hat. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/03/jack-bute-degale-medina-dc-armory-washington-dc/#more-206642

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/03/dirrell-brothers-action-april-29/#more-206649

19. März 2016


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