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MELDUNG/1938: Wenn Briten auf Franzosen treffen ... (SB)



Callum Smith macht kurzen Prozeß mit Hadillah Mohoumadi

Callum Smith hatte leichtes Spiel mit Hadillah Mohoumadi, den er in Liverpool bereits in der ersten Runde besiegte und damit neuer Europameister im Supermittelgewicht wurde. Da es sich zugleich um einen Ausscheidungskampf des WBC handelte, ist der 25jährige Brite nun Pflichtherausforderer des Weltmeisters Badou Jack. Während der in 19 Auftritten ungeschlagene Smith die WBC-Rangliste anführt, wurde der 35 Jahre alte Franzose, für den nun 20 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, bislang an Nummer sechs notiert.

Der Titelverteidiger trieb den Briten zwar frühzeitig in die Seile, wurde dort aber von einem linken Haken überrascht, der seinen Untergang einleitete. Der Franzose wich augenblicklich zurück und beschränkte sich zunächst auf seine Deckung, was Smith Gelegenheit gab, einige Treffer zu landen. Dann ergriff Mohoumadi wieder die Initiative, doch seine wilden Schläge verfehlten den Herausforderer. Dadurch war er offen für die Angriffe des Briten, der es zuerst mit Körpertreffern versuchte und dann einen wuchtigen Uppercut ins Ziel brachte, der den Europameister schwer in Mitleidenschaft zog. Sofort trieb ihn Smith mit weiteren Treffern in die Seile und schlug dort solange auf ihn ein, bis Ringrichter Francisco Alloza Rosa einschritt und den ungleichen Kampf nach 1:41 Minuten der ersten Runde für beendet erklärte.

Alles in allem bot Mohoumadi eine schwache Vorstellung, was die Frage aufwirft, wieso ihn der Verband WBC so weit vorn in seiner Rangliste geführt hatte. Der Franzose hat seit 2012 keinen namhaften Gegner besiegt, bekam aber dennoch diesen Ausscheidungskampf und wurde damit Anthony Dirrell (Nummer 3) und Andre Dirrell (Nummer 5) vorgezogen, die wesentlich stärker einzuschätzen sind. Die beiden Brüder würden auch mit Callum Smith mehr oder minder kurzen Prozeß machen, der von Glück reden konnte, einen derart schwachen Kontrahenten vorgesetzt bekommen zu haben.

Promoter Eddie Hearn lobte Smith dennoch über den grünen Klee und erklärte, jetzt werde Badou Jack sicher keine Lust mehr haben, sich dem Pflichtherausforderer zu stellen. Sollte es zu einem Titelkampf zwischen dem in Las Vegas lebenden Schweden und dem Briten kommen, dürfte der Herausforderer jedoch denkbar schlechte Karten haben. Callum Smith ist sehr groß und wirkte an diesem Abend allein schon körperlich derart überlegen, daß der vergleichsweise schmächtige Franzose chancenlos war. Der Brite sah noch massiver als die führenden Halbschwergewichtler Sergej Kowaljow und Adonis Stevenson aus, so daß er im Ring zwei Gewichtsklassen über seinem Gegner zu boxen schien.

Schon seinen vorangegangen Kampf hatte Smith bereits in der ersten Runde gewonnen und dabei im November 2015 seinem Landsmann Rocky Fielding frühzeitig das Nachsehen gegeben. Dieser war schlecht beraten, sich blindlings in den offenen Schlagabtausch zu stürzen und trotz eines Niederschlag nicht davon abzulassen. Die raschen Erfolge gegen Fielding und Mohoumadi sind kein Beleg für eine hohe Qualität Callum Smiths, die ihn befähigen würde, sich sofort mit Badou Jack zu messen. Günstiger wären wohl zwei oder drei Aufbaukämpfe gegen anspruchsvolle Kontrahenten, in denen sich der Brite für den Gipfelsturm rüsten könnte. [1]

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Geschenkter Sieg Rocky Fieldings gegen Christopher Rebrasse

Im Vorprogramm der Veranstaltung in der Liverpooler Echo Arena kam der britische Supermittelgewichtler Rocky Fielding mit einem geschenkten Punktsieg (114:113, 114:113, 113:115) über den Franzosen Christopher Rebrasse davon, der über weite Strecken der aktivere und gefährlichere Akteur war. Während der Brite seine Bilanz auf 22 Siege und eine Niederlage ausbauen konnte, sind für Rebrasse nun 24 gewonnene, fünf verlorene und drei unentschieden abgeschlossene Auftritte notiert.

In der zweiten Runde schickte der Franzose seinen Gegner mit zwei rechten Geraden in die Seile, worauf er ihn dort mit einer Kombination niederschlug. Und das war beileibe nicht die einzige gute Szene Rebrasses, der Fieldung stets in Bedrängnis brachte, sobald er Kombinationen schlug. Der Brite fand kein Mittel, sich dagegen wirksam zu verteidigen, und wäre einem wuchtiger schlagenden Widersacher vorzeitig unterlegen. Der Franzose brachte einige verbotene Schläge zum Hinterkopf an, die der Ringrichter jedoch ebensowenig monierte wie Fieldings Einsatz des Unterarms vor allem in der letzten Runde, der einem insgesamt unsauber geführten Kampf die negative Krone aufsetzte.

Da Rebrasse in der Mehrzahl der Runden die bessere Figur machte und zudem einen Niederschlag zu seinen Gunsten verbuchen konnte, hätte ihm der Sieg zugesprochen werden müssen, wie das wenigstens einer der drei Punktrichter getan hatte. Welchen Kampf die anderen beiden verfolgt hatten, bleibt ihr Geheimnis. Dieser unverdiente Erfolg könnte sich als Danaergeschenk für den Briten erweisen, sofern sich dieser nicht eingesteht, daß er nach der desaströsen Niederlage gegen seinen Landsmann Callum Smith im letzten November im Grunde erneut verloren hat. Fielding wurde so lange mit relativ schwachen Gegnern zu einem ungeschlagenen Hoffnungsträger aufgebaut, daß eine realistische Einschätzung der dringend gebotenen Kurskorrekturen auf der Strecke geblieben zu sein scheint. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/04/callum-smith-destroys-hadillah-mohoumadi-1st-round/#more-207571

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/04/fielding-defeats-rebrasse-controversial-decision/#more-207568

3. April 2016


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