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MELDUNG/2180: Turnierauftakt glanzlos gelungen (SB)



Callum Smith setzt sich gegen Erik Skoglund durch

Zum Auftakt der hoch dotierten World Boxing Super Series hat sich Callum Smith im Supermittelgewicht wie erwartet gegen Erik Skoglund durchgesetzt. Der in 23 Kämpfen ungeschlagene Ranglistenerste des Verbands WBC behielt in der Liverpooler Echo Arena einstimmig nach Punkten die Oberhand (116:112, 117:110, 117:111). Für den Schweden, dem von vornherein wenig Chancen eingeräumt worden waren, stehen nun 26 Siege und eine Niederlage zu Buche. Wenngleich der 27jährige Lokalmatador diesen Auftritt relativ mühelos über die Bühne brachte und in der elften Runde sogar einen Niederschlag erzielte, konnte von einer Glanzleistung an diesem Abend keine Rede sein. Seinen britischen Landsleuten Chris Eubank jun. und George Groves, die ebenfalls am Turnier teilnehmen, dürfte diese Vorstellung jedenfalls keine schlaflosen Nächte bereiten.

Nachdem Callum Smith energisch begonnen hatte und damit eine hochklassige Darbietung in Aussicht zu stellen schien, ließ er doch gegen Mitte des Kampfs erheblich nach und unternahm nur das Allernötigste, um Skoglund nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Erst in den letzten Runden wachte der Liverpooler wieder auf und setzte dem Gegner druckvoll zu, so daß an seinem Punktsieg nicht zu rütteln war. Ob er nach einer längeren Pause noch nicht recht in Schwung gekommen war oder mit Skoglund einen Gegner vor den Fäusten hatte, der denn doch erheblich stärker als die bisherigen Kontrahenten des Briten war, sei dahingestellt. Jedenfalls hatte Smith bei seinen vorangegangenen Auftritten einen deutlich entschiedeneren Eindruck hinterlassen als jetzt im Viertelfinale des Turniers.

Wenngleich der hoch gewachsene Liverpooler durchaus zur Sache gehen und seine Gegner insbesondere mit Schlägen zum Körper in Mitleidenschaft ziehen kann, ist er doch selber ziemlich leicht zu treffen. Da er sich aufrecht hält und dabei recht steif wirkt, gibt er das Bild eines Storchs im Ring ab, dessen Deckung löchrig und Kondition fadenscheinig ist. Sollte er sich nicht erheblich steigern, dürfte in der nächsten Runde des Turniers Endstation für ihn sein. Wenngleich er eine makellose Bilanz zu verteidigen hat und im Falle des Erfolgs nicht nur viel Geld verdienen kann, sondern sich auch ins internationale Rampenlicht katapultieren könnte, ist sein Weiterkommen in diesem Format keinesfalls ein Selbstgänger. [1]

Die World Boxing Super Series wird von den Promotern Richard Schaefer und Kalle Sauerland für die Schweizer Comosa AG organisiert. Das Turnier wird im Cruiser- und Supermittelgewicht ausgetragen, wobei das höhere Limit erheblich stärker besetzt ist, das es nahezu die gesamte aktuelle Weltelite repräsentiert. Es kämpfen jeweils acht Teilnehmer paarweise gegeneinander, der Sieger erreicht die nächste Runde. Die Viertelfinalkämpfe finden im September und Oktober statt, worauf im Januar und Februar 2018 die Halbfinals folgen sollen. Die Sieger in beiden Gewichtsklassen werden schließlich im Mai 2018 ermittelt. Diesen stehen dann mehr als zehn Millionen Euro sowie die eigens dafür geschaffene Muhammad-Ali-Trophy in Aussicht. Für das lukrative Turnier werden insgesamt 50 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet.

Callum Smith war im Supermittelgewicht an Nummer zwei gesetzt, doch als Turnierfavoriten werden George Groves und Chris Eubank jun. gehandelt. Da IBF-Weltmeister James DeGale wegen einer Verletzung und WBO-Champion Gilberto Ramirez aus Mexiko aufgrund einer Ende September in den USA geplanten Titelverteidigung fehlen, hält sich die Qualität der Konkurrenz in Grenzen. Der Liverpooler dürfte es im nächsten Schritt mit Jürgen Brähmer zu tun bekommen, sofern sich dieser gegen den 26jährigen Rob Brant aus St. Paul in Minnesota durchsetzt. Dank seiner Erfahrung sollte der ehemalige Weltmeister aus Schwerin in der Lage sein, die erste Runde des Turniers erfolgreich zu überstehen.

Chris Eubank jun. wird wohl im Kampf gegen den jungen Türken Avni Yildirim ebenso die Oberhand behalten wie George Groves, der zum Auftakt auf seinen Landsmann Jamie Cox trifft. Daher zeichnet sich ein Halbfinale zwischen Groves und Eubank ab, während Callum Smith im Finale auf einen der beiden treffen würde, sollte er sich gegen Brähmer behaupten. Von allen sonstigen Unwägbarkeiten wie Verletzungen abgesehen, hat der Liverpooler zumindest auf dem Papier gewisse Aussichten, seine Karriere auf diesem Weg zu beflügeln. Um das in die Tat umzusetzen, muß er allerdings in seinem nächsten Kampf engagierter und überzeugender zu Werke gehen als gegen den Schweden Erik Skoglund.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2017/09/callum-smith-vs-erik-skoglund-results/#more-243041

20. September 2017


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