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MELDUNG/056: Zu welchen Sport-Themen wird promoviert und habilitiert? (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 36 / 7. September 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Zu welchen Sport-Themen wird promoviert und habilitiert?
Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat seine aktuelle Übersicht vorgelegt

Von Prof. Detlef Kuhlmann


Es soll ja immer noch Menschen geben, die überrascht fragen: Kann man im Sport promovieren? Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Bonn legt schon seit Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen Übersichten vor mit erfolgreich abgeschlossenen Habilitations- und Dissertationsvorhaben mit sportwissenschaftlichem Bezug an deutschen, österreichischen und schweizerischen Hochschulen und Universitäten. Früher wurden diese Listen einmal pro Jahr auch in der Zeitschrift "Sportwissenschaft" veröffentlicht, die vom Deutschen Olympischen Sportbund mit herausgegeben wird. Seit Mitte der 1990er Jahre sind diese Aufstellungen jedoch für alle Interessierten jederzeit abrufbar im Internet unter
www.bisp.de

Die jüngste Übersicht des Bundesinstituts nennt für das zurückliegende Kalenderjahr 2009 insgesamt 124 Dissertationen mit den Namen des Autors oder der Autorin, der Hochschule, an der das Verfahren abgeschlossen wurde, und dem Originaltitel der Arbeit; ebenfalls sind zwei Habilitationsschriften im letzten Jahr entstanden. 2008 gab es ebenfalls 124 Promotionsabschlüsse, davor schwankten die Zahlen zwischen 120 und 193 - sieht man einmal vom vorläufigen "Rekordjahr" 2000 ab, als sogar 222 Dissertationen angenommen wurden.

Die jüngsten Dissertationen verteilen sich geografisch auf insgesamt 39 Universitäten von Greifswald bis Konstanz und von Aachen bis Regensburg. Themen und Titel können zum einen den verschiedenen Teildisziplinen des Studienfaches Sportwissenschaft zugeordnet werden, das in Deutschland an über 60 Universitäten und Pädagogischen Hochschulen belegt werden kann. Darüber hinaus haben viele Dissertationen einen thematischen Zugang über diverse Sportarten und sportbezogene Bewegungsformen: Da geht es um "Überlastungsschäden beim Eisklettern", um "Leistungsdiagnostik im Schwimmsport", um die "Vermarktung des Spitzenhandballs", um "Krafttraining im Boxen", um die "Wirksamkeit eines vibrationsdämpfenden Systems in Tennisschlägern" und schließlich um "Schießsport und innere Bleibelastung". Es gibt etliche Arbeiten zum Fußball, aber auch eine über "Erlebnisberichte von Bergsteigern" andere zum "Gleichgewichts- und Koordinationstraining vs. Nordic Walking" und nicht zuletzt zum Schulsport: "Die Auswirkungen von kreativem Tanzunterricht auf die Graphomotorik von Erstklässlern".

Betrachtet man nur die Erforschung des Hochleistungssports, dann verdeutlichen allein die folgenden ausgewählten Beispiele das breite thematische Spektrum, in dem aktuell gearbeitet wird: An der Universität Freiburg sind gleich zwei (fast gleichnamige) Arbeiten entstanden, die sich beide mit der "Trainingserfassung und Verletzungsanamnese von Hochleistungssportlern mit einer Behinderung in der Vorbereitungsphase auf die Sommer-Paralympics in Athen im Jahr 2004" beschäftigen, während an der Deutschen Sporthochschule Köln eine Promotion vorliegt, die sich mit der "Selbstdarstellung von Spitzensportlerinnen und -sportlern auf persönlichen Homepages im Internet" auseinandersetzt.

Das Thema Doping wird nicht nur in medizinischer Sicht bearbeitet: An der Freien Universität Berlin ist beispielsweise jetzt an der Juristischen Fakultät ein Verfahren abgeschlossen worden zum Thema "Doping in der DDR: eine rechtshistorische und strafrechtliche Aufarbeitung", während sich eine andere Arbeit an der Universität Tübingen in sozialwissenschaftlicher Perspektive mit der "Entstehung einer Dopingkarriere: Prädikatoren eines Phasenmodells von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg" beschäftigt, aus der unter Umständen Empfehlungen für die weitere Dopingprävention abzuleiten sind.

2009 sind zwei Habilitationsschriften auf dem Gebiet der Sportwissenschaft in Deutschland entstanden. Damit wird die formale Voraussetzung erfüllt, um später als Professor oder Professorin an einer Universität berufen zu werden. Mit dem Erreichen dieser zweiten Qualifikationsstufe wird der vorläufige Titel "Privat-Dozent" verliehen, und zwar jetzt an Christoph Anders von der Universität Jena mit einer Schrift über "Rumpfmuskelkoordination: Reaktion auf dynamische und statische externe Stimuli" und an Peter Trillenberg von der Universität Lübeck zum Thema "Das okulomotorische System: Einfluss von Prädiktion, Adaption und Auge-Hand-Koordination".


Weitere Infos unter
www.bisp.de/cln_099/nn_15936/DE/Produkte/HabilDiss/HabilDiss.html


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 36 / 7. September 2010, S. 34
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2010