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HAUSTIER/124: Informationsdienst Tier und Gesundheit 4/2007 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

Tier und Gesundheit - animal Nr. 4 - Dezember 2007

Schicksal von Schreiadler "Sigmar" teilen viele
Wie sich Vögel nachts im Flug orientieren
Unangenehm und nicht ungefährlich: Ohrenentzündung beim Vierbeiner
Schniefnase bei Katzen
Milch gegen Magengeschwür?
Australien: Kühe produzieren Milch mit Antikörpern
BUCHTIPP
Hund tut gut - Der goldige Muck
MELDUNGEN
Großbritannien: Ein Drittel der Hunde und Katzen ist zu dick
Muskelpaket Milbe
Winziges Spinnentier ist stärkstes Tier der Welt

Das Schicksal von Schreiadler "Sigmar" teilen viele

Vogelschützer beklagen den immer noch verbreiteten illegalen wie legalen Tierabschuss

(animal) Das Schicksal des Brandenburger Adlers "Sigmar" ging Ende September durch zahlreiche bundesdeutsche Gazetten. Der seltene Schreiadler war in Brandenburg aufgezogen und ausgewildert und dann bei seiner Reise gen Süden auf der Insel Malta von Jägern schwer verletzt worden. Vogelschützer hatten ihn mit einer großangelegten Aktion per Flugzeug zurück in seine alte Heimat gebracht, wo er genesen soll.

Von den Schreiadlern gibt es in Deutschland nur noch etwa 90 Brutpaare, die alle in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern leben. Den Vogelschützern ist deshalb keine Aktion zu aufwendig, um verletzte Tiere zu retten. Sie hatten den Adler nach dem Bundesumweltminister benannt, in der Hoffnung, Sigmar Gabriel setze sich bei seinem maltesischen Amtskollegen dafür ein, dass Vögel auf Malta künftig besser geschützt werden. Denn obwohl verboten, versuchen Wilderer auf der Mittelmeerinsel immer wieder, seltene Vögel zu erlegen.

Das sieht in anderen südeuropäischen Ländern ähnlich aus. Dabei wurde 2004 in Brüssel eine Vereinbarung zur Einhaltung der 1979 erlassenen EU-Vogelschutzrichtlinie unterzeichnet, womit auch die alljährlich in vielen südeuropäischen Ländern stattfindende Jagd auf Zugvögel verhindert werden sollte. Natur- und Vogelschützer beklagen aber, dass die Vögel in südlichen Ländern immer noch einer großen Gefahr ausgesetzt seien. Dennoch: Pauschale Vorwürfe sind unangebracht. Denn die Regelungen in den einzelnen EU-Ländern sind sehr unterschiedlich, bei föderal organisierten Staaten (wie Deutschland) gibt es noch nicht mal national einheitliche Verordnungen.

Verrufen ist besonders Italien: Jahr für Jahr wiederholt sich südlich der Alpen das gleiche Schauspiel. Von Mitte September bis Ende Januar sind 40 Zugvogelarten in Italien zum Abschuss freigegeben, so das "Komitee gegen den Vogelmord e.V.". In manchen Regionen wie rings um den Gardasee, auf Sardinien und entlang der süditalienischen Küste werde zudem immer noch mit Fallen und Netzen gewildert.

Doch seit einigen Jahren tut sich etwas. Immer mehr, meist junge Leute, lehnen die Jagd grundsätzlich ab. Viele von ihnen haben sich zu lokalen Aktionsgruppen zusammengeschlossen, die sich mit Unterstützung des Komitees gegen den Vogelmord e.V. für einen besseren Zugvogelschutz engagieren. Naturschützer aus vielen europäischen Ländern überwachen in Zugvogelschutzcamps die Zugwege der Vögel und bauen gemeinsam mit Jagdaufsehern, Beamten und Forstleuten vor Ort illegale Fallen ab.

Offiziell dürfen nach den Vorschriften der Europäischen Vogelschutzrichtlinie von den rund 500 in Europa brütenden oder rastenden Vogelarten noch 82 Arten bejagt werden, erklärt das Komitee gegen den Vogelmord. Eine Kontrolle oder eine international abgestimmte Koordinierung von Naturschutz und Jagd gibt es kaum. In umfangreichen Studien hat das Vogelschutzkomitee deshalb vor knapp zwei Jahren Daten zusammengetragen und errechnet, wie viele Tiere die Jäger in der EU jedes Jahr tatsächlich schießen. Die Gesamtzahl aller im Untersuchungsgebiet in 27 europäischen Ländern (25 EU-Länder plus Schweiz und Norwegen) getöteten Vögel wird danach auf über 100 Millionen Tiere pro Jahr geschätzt. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die Jagd für zahlreiche europäische Vogelarten einen bedeutenden Mortalitätsfaktor darstelle, so die Tierschützer.

Ganz vorne auf der Beliebtheitsskala bei Europas Jägern stehen nach Information der Vogelschutzorganisation Fasane (21,9 Millionen geschossene Tiere jährlich) und Ringeltauben (15,5 Millionen). Auf Platz 3 finde sich die Singdrossel: 14,9 Millionen seien im Untersuchungszeitraum geschossen worden - kein anderer Singvogel werde so massiv bejagt.

Besonders verheerend seien die Abschusszahlen bei insgesamt 22 jagdbaren Vogelarten, die europaweit im Bestand zurückgehen. So werden nach Auskunft des Komitees jährlich 2,7 Millionen Waldschnepfen, 2,6 Millionen Wachteln und 2,3 Millionen Turteltauben getötet. Auch vor bereits massiv bedrohten Arten wie zum Beispiel Bekassinen, Goldregenpfeifern und Großen Brachvögeln mache die Jagd nicht Halt. Für viele Arten, die ohnehin schon große Bestandseinbußen durch Lebensraumzerstörung in den Brut- und Überwinterungsgebieten hinnehmen müssen, sei die Jagd ein zusätzlicher Verlustfaktor, der ihren Fortbestand in Europa ernstlich in Frage stelle. Beispiel Feldlerche: Obwohl den zuständigen EU-Behörden bekannt sei, dass die Bestände dieser Art in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden seit 1970 um mehr als 50 Prozent abgenommen hätten, würden Feldlerchen in der europäischen Vogelschutzrichtlinie weiter als jagdbar eingestuft, bedauern die Vogelschützer. Die Folge: Trotz akuter Gefährdung würden pro Jahr mehr als 2,5 Millionen Feldlerchen in der EU geschossen oder mit Netzen gefangen - ganz legal. In Deutschland ist allerdings die Jagd auf die Mehrzahl der oben genannten Vögel nicht erlaubt.

Quellen:
Brandenburg aktuell vom 28.09.2007: Adler Sigmar ist wieder da!,
www.rbb-online.de/

Pressemitteilung des Landes Brandenburg, Woidke protestiert gegen Abschuss eines streng geschützten Schreiadlers aus Brandenburg,
www.mluv.brandenburg.de/

Komitee gegen den Vogelmord e. V., Schreiadler "Sigmar" auf Malta abgeschossen,
www.komitee.de/

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Prominentes Opfer der Vogeljagd: Schreiadler "Sigmar".
Foto: Komitee gegen den Vogelmord e.V.


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Wie sich Vögel nachts im Flug orientieren können

Neue Studie zeigt: Für sie sind die Erdmagnetfelder offenbar direkt sichtbar

(animal) Jedes Jahr machen sich Millionen von Zugvögel im Herbst auf die lange Reise zu ihren Überwinterungsgebieten in südlichen Regionen, um im folgenden Frühling zurückzukommen und zu brüten. Die dabei benötigte Zielgenauigkeit verdanken sie der Fähigkeit, das Erdmagnetfeld zur Orientierung nutzen zu können. Dabei scheint das Magnetfeld, wie Verhaltensversuche und biophysikalische Untersuchungen nahe legen, den normalen Seheindruck der Vögel zu verändern. Jetzt haben Wissenschaftler der Universität Oldenburg, der Technischen Universität München sowie der Ruhr-Universität Bochum in einer gemeinsam erstellten neuroanatomischen Studie herausgefunden, dass Zugvögel offenbar das Magnetfeld der Erde buchstäblich sehen können.

Auf diese erstaunliche Sinnesleistung sind die Forscher um Dr. Dominik Heyers von der Universität Oldenburg zumindest bei der Gartengrasmücke gestoßen, einem Singvogel, der sich auf seiner etwa 10.000 Kilometer langen, meist nachts zurückgelegten Flugstrecke zwischen den hiesigen Sommerquartieren und den Winterregionen in Zentralafrika offenbar mit Hilfe eines regelrecht fotografischen Bildes des Magnetfeldes orientiert.

Seit längerem ist bekannt, dass bestimmte Rezeptoren in der Netzhaut des Vogelauges und eine Region im Vorderhirn namens Cluster N bei der nächtlichen Orientierung besonders aktiv sind. Tagsüber dagegen sowie bei Abdeckung der Augen ist Cluster N inaktiv. Dies ließ vermuten, dass Cluster N und das Auge bei der Magnetorientierung miteinander kommunizieren. Die deutschen Wissenschaftler belegten nun in ihren Experimenten, dass die Zugvögel genau die gleichen Bereiche im Gehirn benutzen, die sie auch zum Sehen brauchen, um sich an den Magnetfeldern der Erde zu orientieren.

Die Wissenschaftler untersuchten die Verbindung zwischen der Netzhaut und dem Cluster N anhand der Gehirne von 21 Gartengrasmücken, die sich entweder im Dunkeln zu orientieren versuchten oder still saßen und sich nicht bewegten. Dabei überprüften die Forscher, wo im Gehirn die einzelnen Nervenzellen aktiv waren.

Die eingesetzte Methode war dabei eine Kombination aus Verhaltensversuchen und neuronalem "Tracing". Bei dieser Technik werden durch einen mikrochirurgischen Eingriff bestimmte Farbstoffe, die entlang von Nervenbahnen transportiert werden, ins Auge sowie dem Cluster N eingebracht.

Ergebnis: Selektiv gefärbte Nervenfasern trafen sich in dem im Zwischenhirn befindlichen Thalamus, in dem eine der beiden Hauptnervenbahnen des Vogelhirns verläuft, über die visuelle Informationen verarbeitet werden. Das erläutern die Wissenschaftler im Online-Fachmagazin "PLoS One" und schlussfolgern daraus, dass so das Magnetfeld der Erde für die Gartengrasmücke quasi direkt sichtbar werde: "Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Vögel das Magnetfeld sehen können", so der Oldenburger Forscher Heyers.

Wie allerdings die Informationen des Magnetfeldes visuell verarbeitet werden, ist noch nicht ganz klar. Die Forscher gehen davon aus, dass die als Magnetsensor fungierenden Cryptochrom-Moleküle, die die Innenseite der Netzhaut beim Vogelauge auskleiden, von den Feldlinien beeinflusst werden. Ihr Energiezustand ändert sich in Abhängigkeit vom relativen Winkel zu den Feldlinien und damit ändert sich auch die Empfindlichkeit der Lichtrezeption. Heraus kommt dabei möglicherweise ein Muster, das dem Vogel die Richtung anzeigt.


Quellen:
Pressemitteilung der Universität Oldenburg, Vögel können vermutlich das Erdmagnetfeld "sehen" - Forscher aus Oldenburg, München und Bochum präsentieren neuroanatomische Studie, www.uni-oldenburg.de/

Dominik Heyers, Martina Manns, Harald Luksch, Onur Güntürkün, Henrik Mouritsen: A Visual Pathway Links Brain Structures Active during Magnetic Compass Orientation in Migratory Birds, im Online-Magazin "PLoS One", www.plosone.org/

Spiegel online, 26.09.2007, Vögel können Erdmagnetfelder sehen,
www.spiegel.de/wissenschaft/

Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ, 26.09.2007, Das Erdmagnetfeld fest im Blick, www.faz.net/

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Forschungsobjekt Gartengrasmücke. Foto: Universität Oldenburg


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Unangenehm und nicht ungefährlich: Ohrenentzündung beim Vierbeiner

Die Otitis externa ist bei Hunden und Katzen weit verbreitet

(animal) Wenn ein Hund häufig den Kopf schüttelt, ihn schief hält und sich ständig am Kopf kratzt, kann das Zeichen einer Ohrenerkrankung sein. Die häufigste bei Hunden wie auch bei Katzen auftretende derartige Erkrankung ist die Entzündung des äußeren Gehörgangs: Otitis externa - auch Ohrenzwang genannt. Bis zu einem Viertel aller Hunde und zehn Prozent aller Katzen sollen davon betroffen sein. Die Entzündung kann viele Ursachen und vor allem weitergehende ernsthafte Folgen haben, weshalb man bei Verdacht rechtzeitig einen Tierarzt aufsuchen sollte.

Hat das Tier dagegen nur etwas vermehrten Ohrenschmalz (Cerumen) im Ohr, so ist das kein Grund zur Beunruhigung. Die Ohrmuschel kann von Herrchen oder Frauchen selbst mit einem weichen, feuchten Lappen gereinigt werden. Achtung: Wattestäbchen sind absolut tabu und haben im Ohrkanal nichts zu suchen! Damit stößt man nämlich nur das Ohrenschmalz hinunter und verursacht einen Pfropfen im Gehörkanal. Dies kann dann die Selbstreinigungskraft des Ohres beeinträchtigen und im schlimmsten Fall Ursache und Beginn einer Ohrenentzündung sein.

Spezielle Reinigungslösungen sind beim Tierarzt, in der Apotheke und im Fachhandel erhältlich. Falls man unsicher ist, ob die Menge an Cerumen noch normal ist oder ob schon eine Entzündung vorliegt, so sollte man den Tierarzt konsultieren.

Symptome

Hunde mit Otitis externa haben Juckreiz am Ohr. Sie kratzen sich an der Ohrmuschel und schütteln den Kopf. Dies kann so schlimm sein, dass weder Hund noch Herrchen und Frauchen Ruhe finden. Die Ohrmuschel und der Gehörgang sind gerötet, zum Teil angeschwollen, und eine Berührung des Ohrs kann sehr schmerzhaft sein. Die Innenseiten der Ohren sind außerdem "dreckig", und oft wird bräunlich-schwarzer, gelegentlich auch gelblich-eitriger Ohrschmalz in der Ohrmuschel und im Gehörgang festgestellt. Oft stinken die Ohren stark.

Ursachen

Bei Otitis externa wird zwischen primären (direkten) und sekundären (indirekten) Ursachen einerseits und prädisponierenden Faktoren (Anfälligkeit für eine Krankheit) andererseits unterschieden.

- Milben
Primäre Ursachen sind meist Ohrmilben - bei Katzen weitaus die häufigste primäre Ursache, bei Hunden seltener und verstärkt im Welpenalter. Die Anzahl der Milben ist bei Hunden meist gering (im Gegensatz zu Katzen, die oft viele Milben haben). Milben verursachen eine allergische Reaktion im Ohr; schon zwei bis drei Milben können eine Entzündung hervorrufen.

- Fremdkörper
Fremdkörper wie Grashalme oder Grannen im Ohr können ebenfalls eine Otitis externa verursachen - vor allem bei sehr aktiven Hunden wie Jagdhunden, die in Feld und Wald herumtollen.

- Überempfindlichkeiten
Überempfindlichkeiten (Allergien, Futter, Medikamente) führen beim Hund neben Hautveränderungen an anderen Stellen oft auch zu Otitis externa. Es sind meist beide Ohren befallen. Bis zu 80 Prozent von Hunden mit Allergien haben auch entzündete Ohren. Manchmal sind die entzündeten Ohren das einzige Symptom einer Allergie.

- Bakterien und Hefepilze
Sekundäre Ursachen verursachen oder verschlimmern eine Ohrerkrankung nur im engen oder verwinkelten Ohr oder im Zusammenhang mit prädisponierenden Faktoren. Solche Ursachen sind beispielsweise Bakterien. Auch im gesunden und sauberen Ohr werden Bakterien gefunden. Ein häufiges Bakterium bei chronischen Entzündungen sind die sogenannten "Pseudomonaden", die gegen viele Antibiotika resistent sind.

- Prädisponierende Faktoren
Prädisponierende Faktoren für eine Otitis externa sind beim Hund ein enger Gehörkanal, Haare im Gehörkanal und vermehrte Ohrschmalzproduktion. Ist der Gehörgang einmal verstopft, wird die Selbstreinigung des Ohres vermindert oder gestoppt und Bakterien und Hefepilze können überwuchern. Ähnlich verhält es sich mit Haaren. Diese halten Fremdmaterial oder Ohrschmalz zurück, und es kommt zur Verstopfung des Kanals.

Mögliche Ursachen für eine Ohrentzündung können in seltenen Fällen auch Tumore im Gehörgang sein.

Behandlung

Eine Ohrentzündung muss immer behandelt werden. Im akuten Anfangsstadium ist die Behandlung sehr einfach, schnell und erfolgversprechend. Wird die Entzündung jedoch nicht bemerkt oder nicht konsequent genug behandelt, so kann sie über Jahre bestehen bleiben und sich verschlimmern. Die Behandlung einer solchen chronischen Entzündung ist langwierig, oft schwierig und manchmal nur unter Narkose möglich. Gegebenenfalls kann nur noch eine Operation, bei der der ganze äußere Gehörgang freigelegt wird, dem Tier Erleichterung verschaffen.

Das oberste Prinzip der Ohrenbehandlung ist die Reinigung des Gehörganges von Entzündungssekreten und Ohrschmalz, da dies die idealen Nährböden für Krankheitserreger sind. Der Tierarzt spült das Ohr mit einer antiseptischen Lösung und entfernt die gelösten Beläge mit einer Schlinge, einem Wattetupfer oder mit einem Sauger. Anschließend wird eine Ohrsalbe eingebracht, die ein Antibiotikum und einen Wirkstoff gegen Pilze enthält. Ein Anteil an Cortison lindert rasch den Juckreiz und die Schmerzen und bringt die entzündlichen Erscheinungen zum Abklingen. Sind Milben vorhanden, wählt der Tierarzt ein Medikament, das zusätzlich ein Insektizid enthält. Bei schweren, eitrigen Entzündungen kann auch eine Behandlung mit Antibiotika-Tabletten nötig sein.

Behandlung zu Hause

Mit einer Spüllösung und einer Tube Ohrensalbe vom Tierarzt kann man die Behandlung zu Hause fortsetzen. Die Spüllösung dient dazu, Entzündungssekrete und Ohrschmalz zu lösen, so dass sich das Tier bei kräftigem Kopfschütteln davon befreien kann.

Der Tierarzt gibt zur häuslichen Behandlung ausführliche Beratung und Anweisungen und sollte mit einer abschließenden Untersuchung entscheiden, wann die Behandlung beendet werden kann.

Quellen:
Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin, Der Hund, sein Ohr und dessen Krankheiten,
www.kleintiermedizin.ch/

animal-health-online: Informationsblatt zur Ohrenentzündung bei Hund und Katze
www.animal-health-online.de/


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Schniefnase bei Katzen: Auch eine Pilzinfektion kann schuld sein

Münchener Veterinärmediziner berichten von erfolgreicher antimykotischer Behandlung

(animal) Wenn eine Katze niest, ihre Augen tränen und die Nase fließt, kann dieser "Katzenschnupfen" auch durch eine Pilzinfektion in der Nasenhöhle verursacht sein. Veterinärmediziner der Universität München haben von einem solchen Fall in der Fachzeitschrift "Tierärztliche Praxis" berichtet.

Ihnen war eine einjährige, weiblich-kastrierte Katze mit den Symptomen Niesen, Augen- und Nasenausfluss und Konjunktivitis (Bindehautentzündung) zur Diagnosestellung und Behandlung vorgestellt worden. Eine mehrwöchige Therapie mit Antibiotika und symptomatischen Maßnahmen ergab keine Besserung der Beschwerden. Die durchgeführten Untersuchungen umfassten Röntgen, Computertomographie, Rhinoskopie, histopathologische und mykologische Untersuchung. Mit dem Endoskop konnten Ansammlungen von weißlich grauen Massen im Nasenrachenraum der Katze nachgewiesen werden, die als Pilz der Art "Aspergillus fumigatus" identifiziert wurden.

Die Pilzbeläge wurden mit dem Endoskop entfernt. Danach wurde eine systemische Behandlung mit einem Anti-Pilz-Medikament begonnen sowie eine Spülung der Nasenhöhle mit 1-prozentiger Clotrimazollösung (ebenfalls gegen Pilzbefall) in Narkose vorgenommen. Diese Maßnahmen führten zur vollständigen Heilung des Tieres, berichteten die Mediziner.

In ihrer Schlussfolgerungen schreiben sie: "Die nasale Aspergillose (Pilzinfektion) stellt eine seltene Infektionskrankheit der Katze dar, sollte jedoch bei Tieren mit chronischer Rhinitis differenzialdiagnostisch stets in Betracht gezogen werden. Zusätzlich zur systemischen antimykotischen Behandlung (Antipilzbehandlung) kann auch bei der Katze eine intranasale Spültherapie mit Clotrimazollösung Anwendung finden."

Quellen:
Tierärztliche Praxis Kleintiere 2007 35 4: 281-286, Diagnostik und Therapie der nasalen Aspergillose bei einer Katze - Fallbeschreibung und Literaturübersicht, B. Schulz, St. Unterer, A. Hartmann, Ch. Werckenthin, A. Brühschwein, K. Hartmann

animal-health-online, 30.08.2007, Kleintierpraxis: Bei chronischem Katzenschnupfen auch an einen Pilzbefall denken,
www.animal-health-online.de/


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Milch gegen Magengeschwür?

Australische Kühe sollen "Super-Milch" mit Antikörpern produzieren

(animal) Ein australisches Unternehmen hat nach Mitteilung des österreichischen Agrarischen Informationszentrums AIZ ein Verfahren entwickelt, um Milchkühe zur Produktion von Antikörpern gegen bakterielle Krankheitserreger des Menschen zu nutzen. Ziel sei es, in etwa zwei Jahren eine "Super-Milch" auf den Markt zu bringen, deren Genuss vor dem Bakterium Helicobacter pylori schützen soll, das als Erreger von Magengeschwüren gilt.

Nach jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit startete das Unternehmen im Sommer dieses Jahres in einem Milchviehbetrieb in Westaustralien einen Feldversuch.

Den Milchkühen wurde je eine Kapsel in das Muskelfleisch in der Nähe des Euters injiziert, wie der zuständige Forschungsdirektor Guan Tay gegenüber dem österreichischem Agrarpressedienst AIZ erklärte.

Die Kapsel löse sich vollständig auf und setze über mehr als vier Wochen Helicobacter-Antigene frei, so der Forscher. Wie bei einer herkömmlichen Impfung regten die Antigene das Immunsystem der Kuh an, Antikörper gegen das Bakterium Helicobacter pylori zu produzieren. Mit ihrer Milch scheide die Kuh dann größere Mengen der erwünschten Antikörper aus.

Aus dieser "Gesundheits"-Milch können nach Angaben des Unternehmens verschiedene Produkte wie zum Beispiel Milchdrinks hergestellt werden, die den Verbraucher in Zukunft bei regelmäßigem Konsum vor einem Magengeschwür und eventuell auch bis zu einem gewissen Grad vor Magenkrebs schützen könnten, so hofft das Unternehmen. Das Bakterium Helicobacter pylori gilt als krebserregend und ist der Hauptverursacher für Magenkrebs.

Der Verkaufsstart der "Super-Milch" soll in Japan erfolgen, denn niemand kauft so viele gesundheitsfördernde Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel wie die Japaner. Bereits marktreif sei die Entwicklung eines Milchpulvers, das unspezifische Antikörper enthalte. In kleinen Tüten abgepackt, werde das Produkt voraussichtlich schon bald in Japan verkauft. Zurzeit befänden die japanischen Behörden über die Marktzulassung als gesundheitsförderndes Lebensmittel, so der Agrarpressedienst.

Quelle:
- AIZ, 25.07.2007: Australisches Unternehmen lässt Kühe Antikörper produzieren, www.aiz.info
- LME, Lebensmittel & Ernährung, 25.07.2007: Australier setzen auf Hightech-Milch,
http://lme.agrar.de/20070725-00001/

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Ob auch unsere heimischen Milchkühe bald zu "Medizin-Produzenten" werden könnten? Foto: DGK


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BUCHTIPP:

Hund tut gut

(animal) Haustiere halten Senioren fit und munter. Erfahrungswissen, das inzwischen auch durch Studien belegt ist. Dabei rangiert der Hund an erster Stelle. Da er auf Sprache, Mimik und Gestik gleichermaßen reagiert und jede Beschäftigung mit ihm voll Dankbarkeit akzeptiert, wird er als angenehmer Partner empfunden. So eine Beziehung ist gut für Körper und Seele. Und damit für die Gesundheit.

Das bestätigt die Ärztin Dr. Ute Quast, die seit vielen Jahren in Muck, einem Golden Retriever, einen treuen Begleiter hat. Was die alleinlebende pensionierte Ärztin, Mutter und Großmutter mit ihrem Hund erlebt und was ihr diese tierische Freundschaft besonders in den Jahren des Älterwerdens bedeutet, das hat sie in dem Buch "Der goldige Muck" zusammengetragen. Doch Muck kommt auch selbst zu Wort. Mit seinen Gedanken zum gleichen Thema. Eine Perspektive, aus der manches einen anderen Anstrich bekommt...

Diese höchst vergnügliche Lektüre macht müde Leser munter - Spazierengehen mit Hund noch mehr. Hund tut eben gut.

Dr. med. Ute Quast
Der goldige Muck
VERLAG im KILIAN, 2004, 184 Seiten
ISBN 978-3-932091-89-6
16,90 EUR

Erhältlich im Buchhandel, im Internet oder direkt beim Verlag.


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MELDUNGEN

Großbritannien: Ein Drittel der Hunde und Katzen ist zu dick

Ernsthafte Krankheiten wie Diabetes und Gelenkschäden können die Folge sein

(animal) Mehr als ein Drittel aller Hunde und Katzen in Großbritannien sind nach Angaben des britischen Heimtierversicherers "Sainsbury's Pet insurance" verfettet. Der Versicherer warnt vor zunehmendem Übergewicht bei britischen Hunden und Katzen. Gemäß einer Studie seien in Großbritannien 2,72 Millionen Hunde und 2,87 Millionen Katzen von Übergewicht betroffen. Dies entspreche je 34 Prozent der Hunde- und Katzenpopulation.

Gründe sind laut Versicherer das Überfüttern der Tiere und mangelnde Bewegung. Die Versicherungsgesellschaft weist auf die dramatischen Folgen für die Tiergesundheit hin: Diabetes, Gelenkschäden und eine ganzen Reihe von Erkrankungen, die langwierige tierärztliche Therapien nach sich ziehen. Viele Tierbesitzer würden ihre Lieblinge mit Lebensmitteln und Snacks für Menschen füttern, ohne sich möglicher Gesundheitsschäden für die Tiere bewusst zu sein.

Übrigens: Auch in Deutschland sind die geliebten Verbeiner keineswegs schlanker: Knapp ein Drittel der sechs Millionen Hunde und sieben Millionen Katzen auch bei uns seien übergewichtig, so die Tierklinik der Freien Universität Berlin. Meist geben die Tierhalter aus falsch verstandener Tierliebe zu viel Futter. Die Tiere dann wieder auf Normalgewicht zu bringen, sei sehr schwer.

Quellen:
Animal Health Online AHO, 03.08.2007: Großbritannien: 34 % der Hunde und Katzen verfettet - immer mehr Diabetes, Gelenkschäden,
http://www.animal-health-online.de/

Freien Universität Berlin, Pressemitteilung Nr. 013/2007 vom 14.06.2007, Ein dicker Hund - Warum Haustiere immer runder werden und was man dagegen tun kann,
www.fu-berlin.de/presse/l

www.stern.de/wissenschaft/natur/: Dicke Freunde, Viele Haustiere zu fett (15. Mai 2005)

www.stern.de/wissenschaft/natur/: Übergewichtige Tiere, Millionen Hunde und Katzen sind zu dick (16. September 2005)


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Muskelpaket Milbe: Das stärkste Tier der Welt ist ein winziges Spinnentier

(animal) Sie sind wahre Winzlinge - nicht einmal einen Millimeter lang -, aber auch wahre Kraftpakete, denn in Bezug auf ihre Körpergröße sind sie stärker als alle bislang untersuchten Tiere: Die Rede ist von blinden Hornmilben, die fast das 1.200-Fache ihrer eigenen Masse halten können und damit auch Ameisen hinter sich lassen, die bislang als "Kraftweltmeister" im Tierreich galten. Herausgefunden haben diese erstaunliche Tatsache jetzt Tübinger Forscher.

Die in den Tropen verbreitete Hornmilbe mit dem wissenschaftlichen Namen Archegozetes longisetosus sei mit dieser bisher unbekannten Höchstleistung fünf Mal stärker als es für einen Organismus dieser Größe theoretisch zu erwarten sei, schreiben Michael Heethoff und Lars Koerner von der Universität Tübingen im "Journal of Experimental Biology". Ein größeres Kraftverhältnis sei im Tierreich bislang nicht gemessen worden, sagte Heethoff.

Das Spinnentier wiegt nur ein zehntausendstel Gramm und lebt im Boden von verfaulenden Organismen. Es hat starke, rund einen zwanzigstel Millimeter lange Grab-Klauen. Die Forscher maßen, wie stark sie an der Milbe ziehen mussten, um sie trotz ihrer kräftigen Klauen von einem künstlichen Laborboden hochzuheben. Auf einem rauen, horizontalen Untergrund kamen sie auf das 1.180-Fache des Milbengewichts. Die Klauenmuskeln entfalten dabei eine Kraft von 1.170 Kilo-Newton pro Quadratmeter. Dieser Wert wird nur noch von den Scherenmuskeln mancher Krebse übertroffen, die aber gemessen an ihrer Körpergröße nicht mit der Stärke der Hornmilben konkurrieren können.

Quellen:
Michael Heethoff and Lars Koerner, Small but powerful: the oribatid mite Archegozetes longisetosus Aoki (Acari, Oribatida) produces disproportionately high forces, in: Journal of Experimental Biology, Bd. 210, S. 3036, Juli 2007,

Deutsche Presseagentur dpa, 23.08.2007: Das stärkste Tier der Welt ist eine blinde, winzige Milbe,

Spiegel online, 20. 08.2007, Blindes Muskelpaket, Milbe stellt neuen Kraftrekord auf.
www.spiegel.de/wissenschaft/natur/


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Quelle:
Deutsche Gesundheits-Korrespondenz
informationsdienst
21. Jahrgang, Nr. 4 - Dezember 2007
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion dgk: Gerof Nittner - verantwortlich -
Andrea Ulrich
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2008