Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → FAKTEN

HAUSTIER/141: Pressedienst "Tier und Gesundheit" Nr. 4/2008 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

Tier und Gesundheit - animal Nr. 4 - Dezember 2008



"Bakterienhort" Hundemaul
Erreger sind für Vierbeiner harmlos, für Menschen eine Krankheitsgefahr
Der Club der grauen Schnauzen
Glückliche und gesunde Katzensenioren
Tauben: Friedensboten oder "Ratten der Lüfte"?
Das Märchen von den gefährlichen Krankheitsüberträgern
Husten im Heu
Wenn Pferde "Asthmatiker" werden
Weihnachten: Gefahr für Tiere
Fröhliche Festtage auch für Fiffi und Felidae
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Rätselhaftes Bienensterben - Verwirrt Elektrosmog die Tierwelt?
Forscher: Insektentod durch Strahlungsfelder
Spieglein, Spieglein...
Eitle Elstern reagieren auf ihr Spiegelbild
MELDUNG
Tierärzte bieten per Hotline Rat an
BUCHTIPP
Was hat denn mein Hund?
SERVICE

Raute

"Bakterienhort" Hundemaul

Viele Erreger sind für Vierbeiner harmlos, für Menschen eine Gefahr

(animal) Im Maul unserer liebsten Haustiere leben Bakterien, die den Tieren nicht schaden, aber unter Umständen für den Menschen gefährlich werden können. Eines dieser Bakterien trägt den komplizierten Namen Capnocytophaga canimorsus und kommt im Maul von Hunden und Katzen vor. Warum das Bakterium für die Tiere harmlos, aber für den Menschen gesundheitsbedrohlich ist, haben Basler Wissenschaftler erforscht.

Das Forscherteam um Professor Guy Cornelis am Biozentrum der Universität Basel untersuchte die oben genannte Bakterienart im Speichel von Hunden. In seinem natürlichen Umfeld, dem Hunde- oder Katzenmaul, richtet das Bakterium Capnocytophaga canimorsus keinen Schaden an. Gelangt der Erreger aber durch einen Biss oder Kratzer in menschliches Gewebe und Blut, kann dies möglicherweise zu schwerwiegenden Krankheiten führen. Wenn sich die Bakterien vermehren, drohen gefährliche Infektionen wie zum Beispiel Wundbrand, Blutvergiftung, Hirnhautentzündung oder Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut. Im Extremfall kann eine Infektion mit Capnocytophaga canimorsus auch zum Tod führen. Die Infektion ist mit Antibiotika, die rechtzeitig gegeben werden müssen, gut behandelbar, sodass derartige schwere Verläufe selten sind.

Die Schweizer Wissenschaftler konnten zeigen, dass sich die Bakterien an das tierische Umfeld anpassen, aber vom menschlichen Immunsystem weitgehend unbemerkt bleiben, sodass der Körper auch keine schützende Immunabwehr entwickeln kann. Im menschlichen Körper spezialisieren sich die Bakterien offenbar darauf, sich von bestimmten Zuckern auf der Oberfläche unserer Zellen - auch der Abwehrzellen - zu ernähren und können sich so ungehindert vermehren. In Zusammenarbeit mit Professorin Regine Landmann vom Universitätsspital Basel konnte anhand von Mausmodellen gezeigt werden, dass Capnocytophaga canimorsus erst mittels dieses Mechanismus einen infizierten Wirt langfristig besiedeln und ihm gegebenenfalls gefährlich werden kann.

Doch offenbar ist nicht jeder Bakterienstamm gleich gefährlich. In Zusammenarbeit mit Tierärzten aus der Region Basel wurden Speichelproben von Hunden gesammelt, anhand derer nun die unterschiedlichen Eigenschaften der isolierten Bakterien untersucht werden sollen. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, welche Eigenschaften die Bakterien für den Menschen so bedrohlich machen und welche sowohl für Menschen als auch für Tiere unbedenklich sind.

Besonders gefährdet von Infektion durch Capnocytophaga canimorsus sind Patienten mit geschwächtem Immunsystem, entfernter Milz oder bei Alkoholmissbrauch: In mehr als 60 Prozent der bekannten Fälle waren sie von einer Erkrankung betroffen. Bei frühzeitigem Erkennen können die Infektionen effizient mit Antibiotika behandelt werden.

Quellen:
Manuela Mally, Hwain Shin, Cécile Paroz, Regine Landmann, Guy R. Cornelis, Capnocytophaga canimorsus: A Human Pathogen Feeding at the Surface of Epithelial Cells and Phagocytes, PLoS Pathogens 2008 Sep 4(9): e1000164 \ doi: 10.1371/journal.ppat.1000164 (www.plospathogens.org/)

Vom Tier zum Menschen: Wie gefährlich sind Bakterien?, Pressemitteilung Universität Basel 02.10.2008, (http://idw-online.de/)

Raute

Der Club der grauen Schnauzen

Glückliche und gesunde Katzensenioren

(animal) Paffi (siehe Foto - Im Schattenblick nicht veröffentlicht) ist auf menschliche Verhältnisse umgerechnet bereits 108 Jahre alt. Mit einem Alter von 24 Jahren zählt sie zu Recht zu dem Kreis der Katzensenioren, obwohl sie mitunter noch quietschvergnügt durch die Wohnung sprintet. Nur beim Futter geht es merklich Richtung "Seniorenkost", denn Trockenfutter wird komplett verweigert.

Eine gesunde, gepflegte (Haus-)Katze kann über 20 Jahre alt werden, auch die 30 wurden schon überschritten. Der englische Hauskater "Puss" (1903 bis 1939) schaffte sogar unglaubliche 36 Jahre. Bereits ab dem achten Lebensjahr gehört eine Katze jedoch langsam aber sicher zu den Oldies. Die Samtpfote wird ruhiger, sie schläft und döst länger, der Bewegungsdrang lässt nach. Oft ist sie anhänglicher und verschmuster als zuvor. Ab und an erscheinen ältere Stubentiger aber auch eigensinniger und missmutiger, vor allem, wenn sie in ihren Ruhephasen gestört werden. Die Anwesenheit jüngerer Artgenossen oder Kinder sowie Hektik und Lärm werden häufig nicht mehr toleriert. Doch das ist kein Grund zur Besorgnis! Mit dem richtigen Pflege-, Ernährungs- und Fitnessprogramm bleibt die Katze bis ins hohe Alter gesund, aufmerksam, hat Freude am Spielen und fühlt sich wohl.


Nässe, Kälte und Zugluft vermeiden

Ältere Katzen werden anfälliger für Erkrankungen der Harnwege und/oder der Nieren. Zugluft oder nasskaltes Wetter werden nicht mehr so gut "weggesteckt". Das warme Plätzchen vor dem Ofen wird oft schon von alleine vorgezogen. Alte Samtpfoten sind Hitze-Kälte-empfindlicher. Und leider sind bei alten Katzen Krebserkrankungen keine Seltenheit. Oft tritt auch ein Altersdiabetes auf, der dank medizinischer Fortschritte aber gut therapierbar ist.


Seniorenkost

Da sich im Alter Stoffwechsel und Hormonproduktion der Katze verlangsamen, ist ihr Nährstoffbedarf verändert. Im Fachhandel gibt es daher extra Futtersorten für "gereifte" Katzen. Auch der Geruchssinn der alternden Katze lässt nach. Bei vielen älteren Katzen machen sich Probleme mit inneren Organe bemerkbar, beispielsweise auch der Schilddrüse. Entsprechende Diäten und notwendige Medikamente gemäß tierärztlicher Verordnung helfen. Wichtig ist, dass die Katze genügend Wasser trinkt.


Zahn- und Krallenpflege

Zahn-, Zahnfleisch- und Mundhöhlen-Kontrollen sind Pflicht. Fast alle gereiften Stubentiger haben hier in irgendeiner Form Probleme, die vom Tierarzt behandelt werden müssen. Geschieht dies nicht, können schwere Gesundheitsschäden der Katze - auch an inneren Organen (Nieren) - die Folge sein. Betagte Stubentiger können ihre Krallen nicht mehr komplett einziehen und bleiben andauernd irgendwo hängen. Mit einer Spezialzange und eventuell zwei weiteren helfenden und zupackenden Händen lassen sich die Krallen auch zu Hause ohne den Tierarzt etwas kürzen.


Hör- und Sehschwächen

Oft als Alterssturheit ausgelegt, hat die Katze in Wahrheit ein echtes Problem: Katzen-Senioren können taub werden, ohne dass es der Mensch bemerkt. Ohrenschmalzablagerungen oder eventuelle Veränderungen im Innenohr (Tumoren) sollten vom Tierarzt regelmäßig kontrolliert werden. Auch das Sehvermögen verringert sich, im ungünstigsten Fall droht der Katze das Erblinden. Für Wohnungskatzen kein großes Problem, denn dann kommen Schnurrhaare und die Ohren verstärkt zum Einsatz. Schnurr- und Tasthaare übermitteln der Katze stets genaue Informationen über Luftwiderstände und -wirbel. Für hör- oder auch sehgeschädigte Freigänger erhöht sich allerdings die Gefahr, zum Straßenverkehrsopfer zu werden.


Rituale und Gewohnheiten

Veränderungen im gewohnten Tagesablauf können auch für Katzen zum Problem werden. Pünktliche Fütterung und regelmäßige Kuschel- und Spielzeiten geben dem Tier Sicherheit und vermindern Stress. Wilde Verfolgungsjagden durch die Wohnung sind allerdings kaum noch gefragt. In sind vielmehr Spiele mit Bändern, Mäuschen oder Federn, die auf die Kondition abgestimmt sind.


Alter der Katze
in Jahren
Entsprechendes Alter
beim Menschen
1
2
3
4
6
8
10
12
14
16
18
20
15
24-25
28
32-35
40-45
48-43
56-61
64-69
72-75
80
88
93-96

Quellen:
Brigitte Eilert-Overbeck: Katzensenioren glücklich & gesund; GU-Tierratgeber; www.katzen-info.de; www.dekzv.de (Deutscher Edelkatzenzüchterverband (DEKZV); www.dru.de (Deutsche Rassenkatzen-Union (D.R.U.)

Raute

Tauben: Friedensboten oder "Ratten der Lüfte"?

Das Märchen von den gefährlichen Krankheitsüberträgern

(animal) Wenn es um die gemeine Straßentaube geht, sind sich Körner, Brot oder Kuchen fütternde Tierfreunde und mit Schrotflinten bewaffnete Taubenhasser nicht einig: Die einen argumentieren, dass die Vögel in der Großstadt ohne Hilfe verhungern würden, die anderen behaupten, dass die Tiere gefährliche Krankheiten auf Menschen übertragen können. Aber: Beide Annahmen sind falsch!

Die Taubenpopulation nimmt immer mehr zu. Tauben brüten drei bis sieben Mal im Jahr. Da Parks und große Plätze in den Großstädten immer mehr den Charakter von Futtersammelstätten für Tauben angenommen haben, verbringen die Tiere keine Zeit mehr damit, andere Nahrungsquellen ausfindig zu machen, und vermehren sich.

Die Befürchtung, dass Tauben eine Gesundheitsgefährdung für den Menschen darstellen könnten, ist weit verbreitet. Ihr schlechter Ruf kommt nicht von ungefähr: Eine Taube kann bis zu 89 Krankheitserreger in sich tragen. Aber: Tauben sind in der Regel keine Krankheitsüberträger. "Bisher haben Forscher bei nur 7 der 89 Erreger eine Übertragung auf den Menschen nachgewiesen", sagt Prof. Dr. Daniel Haag-Wackernagel vom Anatomischen Institut der Universität Basel. Einer davon ist das Bakterium Chlamydophila psittaci, das die Ornithose, auch Papageienkrankheit genannt, auslöst und vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden kann. Allerdings erkranken Menschen tatsächlich nur selten daran.

Insgesamt sind 230 Fälle in etwa 65 Jahren beschrieben worden, bei denen es zur Übertragung von Infektionskrankheiten von der Taube auf den Menschen gekommen ist. Über die Übertragungswege von derartigen Erregern auf den Menschen ist bislang nicht viel bekannt. Der Baseler Wissenschaftler vermutet die größte Ansteckungsgefahr für den Menschen, wenn er den Staub aus getrocknetem Kot von Taubensammelplätzen einatmet. Gefährlich wird es daher vor allem für Menschen, die in der Gebäudereinigung tätig sind oder den eigenen Dachboden von Taubenkot säubern müssen. "Solche Arbeiten dürfen nur unter Anwendung strengster hygienischer Präventionsmaßnahmen wie Mundschutz, Schutzanzug, Handschuhe sowie Vermeidung von Staubentwicklung durch Benetzen durchgeführt werden", sagt Haag-Wackernagel. Insgesamt geht aber von Straßentauben kein höheres Gesundheitsrisiko aus als von anderen Wildtieren.

Dass Tauben Bausubstanz zerstören, stimmt jedoch. Denn eine Taube setzt im Jahr etwa 10 bis 12 Kilogramm Nasskot bzw. 2,5 kg Trockenkot ab, der sich als Harnsäure in die Bausubstanz von Gebäuden frisst und diese beschädigt. Erhebliche Schäden entstehen so vor allem an jahrhundertalten Bauwerken, Marmorfassaden und Skulpturen. Aus diesem Grund ist es beispielsweise in München bereits seit 1996 verboten, die Tiere auf der Straße zu füttern. Seit Anfang Mai dieses Jahres gilt sogar ein Fütterungsverbot auf dem unter anderem für seine Taubenpopulation berühmten Markusplatz in Venedig. Auch der Verkauf von Taubenfutter wurde dort untersagt. "Die Taubenpopulation rund um die Piazza San Marco ist von geschätzten 20.000 auf unter 1.000 Tiere zurückgegangen", sagt Renata Codello, Leiterin der Denkmalbehörde. Die Tauben seien auf die umliegenden Inseln ausgewichen, wo sie ausreichend Nahrung fänden.

Quellen:
Nagel, P., Smrekar, G. & Haag-Wackernagel, D. (2001): Use offeral pigeon eggs for urban biomonitoring. Fresenius Envir. Bull. 10: 18-25.
Toscani, O. (1998): Cacas. Taschen Vlg.: Köln
Glünder, G., Infektionen der Tauben als Risiko für die Gesundheit von Mensch und Tier, tierärztl. Wschr. 96, 112 - 116, Hannover, 1989.

Raute

Husten im Heu

Wenn Pferde Asthmatiker werden

(animal) Jedes vierte Pferd in der Schweiz leidet an einer Atemwegserkrankung, jedes zehnte unter Asthma. Nach Ansicht von Dr. med. vet. Vinzenz Gerber, Wissenschaftler vom Departement klinische Veterinärmedizin in Bern, sind die Haltungsbedingungen der Hauptgrund. Pferde verbringen einen Großteil ihres Lebens im Stall, wo sie atemwegsreizenden und allergenen Stoffen aus dem Heu- und Strohstaub ausgesetzt sind. "Empfindliche, vor allem erblich belastete Tiere entwickeln dann oft das sogenannte Pferdeasthma", sagt Gerber. Der Begriff "Asthma" wird in Deutschland weniger benutzt. Hierzulande sprach man vielmehr von Asthma bronchiale, chronisch obstruktiver Bronchitis (COPD, chronic obstructive pulmonary disease) oder auch von "Dampf" oder "Dämpfigkeit".

Heutzutage wird diese Erkrankung als rezidivierende Atemwegsobstruktion (RAO) bezeichnet. Ein Lungenemphysem stellt das Endstadium einer RAO dar. Dabei kommt es zum Platzen der Lungenbläschen und zur Erweiterung der Lunge, wobei die Atemfläche kleiner wird. Da die eingeatmete Luft durch den Verlust der Lungenelastizität nicht mehr ausgestoßen werden kann, muss die Muskulatur der Bauchwand zum Ausatmen zu Hilfe genommen werden. Dies wird sichtbar durch die sogenannte Dampfrinne an der seitlichen Bauchwand, eine Einkerbung zwischen Bauchmuskel und Rippenbogen. Die Pferde haben einen trockenen und wahrscheinlich auch qualvollen Husten. Die Krankheit ist durch kombinierte Therapieansätze zu kontrollieren.

Asthma-Warnzeichen, wie vereinzeltes Husten, werden von den Besitzern oft unterschätzt. So kann es dazu kommen, dass ein Pferd, das einst Spitzenleistungen im Sport erbrachte, mit der Zeit in der Leistung nachlässt, immer öfter hustet, Nasenausfluss zeigt und schließlich schon in Ruhe eine pumpende Atmung und Atemnot entwickelt.

Erkrankte Tiere müssen mit starken Entzündungshemmern, Bronchialkrampf lösenden Medikamenten und Schleimlösern behandelt werden. Mindestens ebenso wichtig ist jedoch eine konsequente Haltungsverbesserung, um eine dauerhafte Gesundung der Pferde zu sichern. So sollte Heu durch andere Raufuttermittel ersetzt werden, in einzelnen Fällen kann auch eine speziell allergenarme Einstreu, beispielweise Hanf oder Späne, notwendig sein. Die Fütterung sollte vor allem staubarm sein. Zudem sollte der vierbeinige Patient möglichst viel Zeit an der frischen Luft verbringen. Häufiger Koppelbesuch, Offenstall oder Außenboxen mit Paddocks sind eine gute Alternative zum geschlossenen Stall.

Untersuchungen ergaben: Asthma ist genetisch bedingt. Der Nachwuchs eines erkrankten Tieres hat ein ungefähr fünffach erhöhtes Risiko, auch an Pferde-Asthma zu erkranken, als andere Pferde.

Die gute Seite: Gleichzeitig scheinen asthmaanfällige Tiere besser gegen Darmparasiten geschützt zu sein. Die Forscher der Berner Pferdeklinik entdeckten ein sogenanntes Kandidaten-Gen in einer Chromosomenregion, die mit dem Asthma in Verbindung gebracht wird. Dieses Gen spielt auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr gegen parasitäre Würmer. Die Nachkommen eines Hengstes mit Pferdeasthma scheinen also resistenter gegen Darmparasiten zu sein. Das Risiko dafür war bei ihnen etwa 25 Mal kleiner als bei anderen unter denselben Bedingungen gehaltenen Pferden.

Quellen:
Asthma beim Pferd - Krankheitsgene und parasitäre Würmer, UniPress 138/2008
(www.kommunikation.unibe.ch/)

Neuer Lungenfunktionstest für Pferde. Wenn dem Pferd die Luft ausgeht...,
UniPress 119/2003 (www.unibe.ch/)

Raute

Weihnachten: Gefahr für Tiere

So verbringen auch Fiffi und Felidae fröhliche Festtage

(animal) Der Weihnachtsbaum, Kerzen, festliches Essen oder die Geschenkverpackung - was für uns Menschen zum Fest dazugehört, kann für Haustiere zur Gefahr werden. Oft wird dies unterschätzt, doch durch einfache Vorsorgemaßnahmen lassen sich Gefahren leicht verhindern.

Schon in der Adventszeit flackern die Kerzen auf dem Tisch, dann am geschmückten Baum. Das weckt oft die Neugierde der vierbeinigen Mitbewohner. Beim Kontakt mit heißem Wachs oder gar der Flamme sind dann mitunter nicht nur die Schnurrhaare der Katze oder die Nase des Hundes ruckzuck angebrannt. Schwere Brandverletzungen oder gar ein Wohnungsbrand können die Folge sein, kommt das Tier dem flackernden Licht zu nahe. Daher sollten Kerzen nie ohne Aufsicht brennen. Auch Vögel genießen den Freiflug im Wohnzimmer besser bei Tageslicht oder stromerzeugter Deckenbeleuchtung als bei romantischem Kerzenschein.
Adventskranz und Weihnachtsbaum verlocken ebenfalls mit gefährlichen Folgen: Tannennadeln und auch das Wasser aus dem Christbaumständer sind giftig. Schneespray, Lametta (enthält mitunter giftiges Blei) und andere Baumdekoration können für Stubentiger und Waldi lebensgefährlich werden.
Glasschmuck kann zerbrechen und die Scherben können nicht nur Pfoten verletzen. Glitzernde Weihnachtsdekoration lockt natürlich auch gefiederte Hausgenossen an. Dann wird Engelshaar zum tödlichen Fangnetz, Harz der Tannennadeln zum Gefiederkleber. Auch in der Adventszeit beliebte Pflanzen wie Weihnachtsstern, Mistel und Christusdorn sind für die Vierbeiner giftig. Außerdem können Duftkerzen und Räuchermännchen zu Verätzungen der Schleimhäute bei Hund, Katze, Vogel, Maus und Co führen.
Über die Weihnachtstage gibt es das "große Fressen" oft auch für die tierischen Mitbewohner: Lachs, Schinken und Fleisch aller Art, auch spezielle tierische Weihnachtsmenüs gibt es im Handel. Spezielle Festtagsschmankerl, die etwas Besonderes neben dem alltäglichen Futter sein sollen, schlagen Hund und Katze - in größerer Menge angeboten - aber oft auf den Magen. Manche Tiere erbrechen oder bekommen Durchfall. Das Zuviel kann sich beim Hund beispielweise auch in Form eines Juckreizes (Folge einer Allergie auf bestimmte Futtermittelbestandteile) auswirken.
Auch der Mülleimer mit den Resten vom Festtagsschmaus sollte für Vierbeiner unerreichbar sein: Alufolie, Plastikwurst häute und unausgespülte Dosen sind gefährlich. Reste der Festtagskost sind in der Regel zu salzig und zu fettreich. Das kann die Verdauung belasten und sogar Bauchspeicheldrüse und Leber angreifen. Geflügel, Rind, Wild oder Fisch sind relativ unbedenklich, doch auch hier sind nur kleine Portionen für den Futternapf erlaubt. Geflügelhaut ist viel zu fett. Knochen, besonders vom Geflügel, können splittern, zu Verstopfung oder gar Darmverletzungen führen. Oft fressen die Tiere auch unbekömmliche Süßigkeiten samt Papier.
Geschenkpapier, Schleifen und Bändern sollten Haustiere nicht zu nahe kommen. Dünne Bänder zum Beispiel können Tiere strangulieren. Wenn sie mit bunten Geschenkbänder und - schleifen spielen, ziehen sie daran und fressen möglicherweise Teile davon. Das kann zum Darmverschluss führen. Knabbern und Verschlucken von Geschenkpapier hat nicht selten Verdauungsstörungen oder sogar Vergiftungserscheinungen zur Folge. Plastiktüten bergen wie bei Kindern auch bei Haustieren Erstickungsgefahren.

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Rätselhaftes Bienensterben - Verwirrt Elektrosmog die Tierwelt?

Forscher führt Insektentod auf Strahlungsfelder zurück

(animal) Orientierungslosigkeit, getöteter Nachwuchs: Die Auswirkungen von Elektrosmog auf die Tierwelt sind offenbar dramatischer als bisher gedacht. Elektrosmog-Experte Dr. rer. nat. Ulrich Warnke von der Universität des Saarlandes macht in einer Studie elektromagnetische Felder zumindest für das Bienensterben der vergangenen Jahre in den USA und Europa verantwortlich. In den USA war es 2007 besonders schlimm: 60 Prozent der Bienenvölker an der Westküste der Vereinigten Staaten war betroffen, an der Ostküste sogar 70 Prozent. Im Mai 2007 hieß es in den österreichischen Medien: "Auch die Steiermark hat es heuer erwischt. Von rund 3.400 steirischen Bienenvölkern gibt es 200 nicht mehr. Auch hier gilt: Ursache unbekannt." In Deutschland sind es etwa 30 bis 50 Prozent aller Bienenvölker (je nach Region), die "verloren gehen".

Warnke, Biophysiker und Mitbegründer des gängigen Begriffs "Elektrosmog", ist aufgrund seiner Studien sicher, dass Mobilfunkmaste, Wi-Fi-Systeme für drahtlose Vernetzung, Hochspannungsleitungen und ähnliche Quellen mit ihren künstlichen Feldern Bienen nachhaltig beeinflussen. Denn diese sind auf genaue elektromagnetische Strahlungswerte angewiesen, um sicher in ihren Stock zurückzufinden. Versuche ergaben, dass sie bei derartigen Störungen ihre Orientierung verlieren, für ihre Heimkehr länger brauchen oder gar nicht mehr eintreffen. Zudem meint der Wissenschaftler sogar, dass Bienen, die nahe an Hochspannungsleitungen leben, sich gegenseitig und ihren Nachwuchs töten. Er stellte schon in den 1970er-Jahren fest, dass Bienen unter dem Einfluss niederfrequenter Felder Stressreaktionen und eine erhöhte Aggressivität zeigten.

Warnke untersucht die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung seit etwa 30 Jahren. Elektrosmog ist seiner Ansicht nach nicht nur Schuld am Bienensterben, auch der Rückgang der Spatzenpopulation sei eine Folge davon. Elektrosmog störe zudem die Migration von Zugvögeln: Die nie zuvor da gewesene Dichte des Netzes aus künstlichen magnetischen, elektrischen und elektromagnetischen Feldern überlagere das "natürliche Informationssystem", auf das sich viele Tiere verlassen. Viele Tierarten verwenden das natürliche elektromagnetische Feld der Erde, um sich zu orientieren, die Tageszeit zu bestimmen und das Herannahen von schlechtem Wetter zu spüren.

Bestätigt wird Warnkes Erkenntnis durch eine österreichische Studie. Diese zeigte, dass zwei Drittel der dabei untersuchten Imker, deren Kolonien sich im Umkreis von 300 Metern um die Mobilfunkmasten befinden, einen unerklärlichen Rückgang ihrer Bienenkolonien zu verzeichnen haben.

In England verweist die Mobile Operators Association, eine Organisation, die alle britischen Mobilfunkanbieter vertritt, hingegen auf eine US-amerikanische Forschergruppe, die auch Bienensterben in Gebieten ohne Mobilfunkmasten und ohne Handyempfang registriert hat: die CCD Working Group (CCD = Colony Collapse Disorder - auf deutsch "Bienenvolk-Kollaps"), die sich landesweit aus Wissenschaftlern und Imkervertretern zusammensetzt.

Die genauen Gründe für das Bienensterben bleiben unklar. In Fachkreisen werden häufig Umwelteingriffe wie der Einsatz von Insektiziden oder Pestiziden diskutiert. Bienen reagieren auf diese Stoffe bekanntermaßen sensibel. Bei einem im April/Mai 2008 im Rheintal auftretenden Bienensterben von Tausenden von Bienenvölkern konnte als Ursache eindeutig das als Saatgutbeizmittel verwendete Pestizid Clothianidin nachgewiesen werden. Auch abseits der Einzelursachen wird nach einer Antwort gesucht: Der gesamte Umweltstress könnte den Tieren zu viel geworden, eine Immunschwäche die mögliche Folge sein. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen und Theorien werden sicherlich noch folgen.

Quellen:
Warnke, U.: Bienen, Vögel und Menschen. Die Zerstörung der Natur durch Elektrosmog. Wirkungen des Mobil- und Kommunikationsfunks, Broschürenreihe der Kompetenzinitiative: 1. Heft Elektrosmog verwirrt die Tierwelt. Forscher führt Bienensterben auf Strahlungsfelder zurück, pressetext austria, pte/08.09.2008

Warnke U., Paul R.: Bienen unter Hochspannung; Umschau 75 (13), 416 (1976)

Warnke U.: Die Wirkung von Hochspannungsfeldern auf das Verhalten von Bienensozietäten; Zeitschrift für angewandte Entomologie 82 (1), 88 (1976)

Hecht K., Kern M., Richter K., Scheiner H.-Chr.: Varroa-Milbe oder elektromagnetische Felder? Neue Forschungen zum Bienensterben, Presseberichte der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie, pki 1, 11-04-08

Colony Collapse Disorder - A Complex Buzz, USDA-ARS, Ag Research magazine, May/June 2008 www.ars.usda.gov/ccd/

Mit Clothianidin gebeiztes Saatgut ist nach Untersuchungen des Julius Kühn-Instituts Ursache für aktuelle Bienenschäden in Baden-Württemberg, Pressemeldung der Pressestelle Julius Kühn-Institut, 16.05.2008

Raute

Spieglein, Spieglein...

Eitle Elstern reagieren auf ihr Spiegelbild

(animal) Bislang war er nur bei Menschen und einigen Säugetieren bekannt: der kritische Blick in den Spiegel. Nun entdeckten die deutschen Forscher Helmut Prior von der Goethe-Universität Frankfurt a.M. sowie Ariane Schwarz und Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum (RUB), dass sich auch Elstern im Spiegel selbst erkennen.

Ausgeklügelte Experimente mit einem Spiegel machten den erstaunlichen Grad von Selbstwahrnehmung deutlich. Im Unterschied etwa zu Wellensittichen, die auch nach Jahren einen Spiegel in ihrem Käfig noch als Artgenossen behandeln, zeigten sich die Elstern dem Spiegelbild gegenüber neugierig und erkundend. Die Forscher markierten einige Vögel mit einem gelben oder roten Punkt unter dem Schnabel. Entdeckten die Tiere den Fleck, begannen sie sofort mit der Gefiederpflege. Waren sie jedoch mit einem schwarzen, auf dem Gefieder nicht sichtbaren Punkt markiert oder hielten sie sich im Käfig ohne Spiegel auf, pickten sie nicht nach der Markierung. Das selbstbezogene Verhalten markierter Elstern vor einem Spiegel legt den Schluss nahe, dass sie im Spiegelbild ihren eigenen Körper wahrnehmen.

Die Spiegel-Selbsterkennung wurde bisher nur bei wenigen Menschenaffenarten wie zum Beispiel Schimpansen und Orang-Utans gesichert nachgewiesen. Hinweise gab es auch für Delfine und Elefanten. Komplexe Denkprozesse wie das Selbsterkennen sind damit nicht nur bei Säugetieren mit höher entwickeltem Gehirn möglich, und das, obwohl das Vogelgehirn über keinen Neokortex (stammesgeschichtlich jüngster Teil der Großhirnrinde) verfügt. Der bei Menschenaffen und Menschen besonders groß entwickelte Neokortex wurde lange Zeit als unabdingbare Voraussetzung für komplexe Denkprozesse angesehen. Vögel weisen aber eine vollständig andere Hirnorganisation auf. Somit kann das Selbst-Erkennen offenbar auch durch andere Hirnstrukturen erzeugt werden.

→  Weitere Informationen: Prof. Dr. Onur Güntürkün, Biopsychologie, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, Raum GAFO 05/618, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-26213, E-Mail: onur.guentuerkuen@rub.de

Quelle:
Prior H, Schwarz A, Güntürkün O (2008) Mirror-induced behavior in the magpie (Pica pica): Evidence of self-recognition. PLoS Biol 6(8): e202. doi:10.1371/journal.pbio.0060202

Raute

MELDUNG

Tierärzte bieten per Hotline Rat an

(animal) Eine Gruppe erfahrene Tierärzte bietet seit kurzem einen kostenpflichtigen Telefonservice an. Der Hotline-Service richtet sich an alle Tierbesitzer, die schnelle und unkomplizierte Hilfe brauchen, eine zweite Meinung einholen möchten oder in einer Notsituation nicht weiter wissen. Verschiedene Standorte sollen deutschlandweit aufgebaut werden. Die Telefonnummer lautet 0900 - 100 1017. Bei Anruf aus dem Deutschen Festnetz betragen die Kosten 1,79 Euro pro Minute.

Die Hotline-Tierärzte wollen und können nach eigenen ausdrücklichen Aussagen einen notwendigen Tierarztbesuch nicht ersetzen, Tiere behandeln oder Medikamente verschreiben oder verschicken.

→  Weitere Informationen findet man unter ì
www.hotlinetierarzt.de.

Raute

BUCHTIPP

Was hat denn mein Hund?

(animal) Um Himmels Willen, Ihr Hund würgt sein Futter aus. Ist das etwa krankhaft oder vielleicht ganz harmlos? Müssen Sie schnell zum Tierarzt oder können Sie selbst etwas tun? Sie finden die Antworten sehr leicht in dem übersichtlichen Buch "Was hat nur mein Hund?" von Jake Tedaldi, einem amerikanischen Veterinärmediziner. Er beantwortet solche und andere Fragen praxisnah und klar und sagt auch, wann und wie schnell ein Tierarzt aufgesucht werden muss.

Im beschriebenen Fall etwa rät Tedaldi, das Gewürge genau zu betrachten, wenn möglich das Innere der Mundhöhle anzuschauen, Hals und Eingeweide abzutasten und den After zu untersuchen. Meist wird man schon im Erbrochenen erkennen, dass das Herausgewürgte nicht Verdaubares (Pflanzen- oder Tierbestandteile) enthält und die Reaktion des Hundes völlig harmlos ist. Bei Verdacht auf eine Vergiftung jedoch, bei Auffälligkeiten im Hals oder Schmerz oder Verdickungen im Leib soll sofort der Tierarzt aufgesucht werden, denn nur der Fachmann kann helfen.

Die verschiedenen Symptome, die beim Hund auftreten können, sind in 17 Hauptkapiteln, gegliedert nach der Anatomie, systematisch beschrieben und daher schnell auffindbar. Zudem gibt es ein gutes Sachverzeichnis. Um prompt zielgerecht handeln zu können, sind die einzelnen Symptome aufgeteilt nach folgenden Kriterien:

Kurze allgemeine Beschreibung und Bewertung des Symptoms
Wonach Sie schauen müssen
Was Sie tun müssen, meist mit der Aufforderung, sich dabei auch bestimmte Fragen zu stellen oder selbst leichte Untersuchungen durchzuführen
Wann Sie zum Tierarzt müssen
Einige interessante Fallbeispiele

Das Buch ist absolut praxisnah und hilfreich. Deshalb ist es für jeden Hundehalter eine tägliche Hilfe bei kleineren und größeren Auffälligkeiten seines Lieblings und im Akutfall eventuell lebensrettend.

Jake Tedaldi: Was hat nur mein Hund?
Ein praktischer Symptomführer zu den wichtigsten Hundekrankheiten. Kynos Verlag 2008,
broschiert, 301 Seiten, ISBN: 978-3-938071-61-8, Preis 19,90 Euro

Raute

SERVICE

Ansprechpartner
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen können Sie sich gerne wenden an:
Michaela Heck, Telefon: 06421/293-155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de
Gerolf Nittner, Telefon: 06421/293-178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de
Andrea Ulrich, Telefon: 06421/293-140, E-Mail: andrea.ulrich@kilian.de


Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern
frohe Weihnachten und ein gutes, gesundes neues Jahr 2009!
Ihre Redaktion des animal-Pressedienstes


*


Quelle:
Deutsche Gesundheits-Korrespondenz
informationsdienst
22. Jahrgang, Nr. 4 - Dezember 2008
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion dgk: Michaela Heck - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Gerof Nittner
Andrea Ulrich
Dr. med. Ute Quast
Wissenschaftliche Beratung:
Dr. med. vet. Alexander Pack
Prof. Dr. Roland Friedrich
im Kilian, Schuhmarkt 4, 35037 Marburg
Telefon: (06421) 293-140; Telefax: (06421) 293-740
E-Mail: presseservice@kilian.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2008