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VETERINÄR/264: Genitalkrebs bei Pferden - Mögliche Ursache entdeckt (idw)


Veterinärmedizinische Universität Wien - 20.12.2010

Genitalkrebs bei Pferden: Mögliche Ursache entdeckt


Gemeinsam mit Forschern aus England haben Sabine Brandt und ihre Kollegen von der Vetmeduni Vienna ein neues Papillomvirus gefunden und als mögliche Ursache von Krebs an Fortpflanzungsorganen von Pferden identifiziert. Wie beim Menschen könnte auch bei Pferden eine Impfung Abhilfe schaffen. In der aktuellen Ausgabe des Equine Veterinary Journal wurden erste Forschungsergebnisse dazu veröffentlicht.

Gebärmutterhalskrebs und eine Reihe anderer Tumorerkrankungen im menschlichen Genitalbereich werden in den meisten Fällen von so genannten Humanen Papillomviren, HPV, ausgelöst. Heute gibt es dagegen eine wirksame Schutzimpfung. Auch Pferde leiden an Krebs der Fortpflanzungsorgane, besonders wenn sie älter werden. Wie beim Menschen sind bei Pferden beide Geschlechter betroffen, bei männlichen Tieren tritt Genitalkrebs sogar häufiger auf als bei Stuten. In fortgeschrittenen Stadien ist der Krebs schwer zu behandeln, erfordert teils drastische chirurgische Maßnahmen, kann metastasieren und letztlich zum Tod des betroffenen Tieres führen. Sabine Brandt und ihre Kollegen an der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Universität Wien fanden nun im Rahmen einer Zusammenarbeit mit einem britischen Forschungsteam heraus, dass ein neuer Papillomvirustyp für die meisten Fälle von Genitalkrebs bei Pferden verantwortlich sein könnte.


Volltreffer bei der Suche nach Virus

Da Genitalkrebs bei Pferden ähnliche Eigenschaften wie menschliche, Papillomvirus-induzierte Genitaltumoren aufweist, vermuteten Wissenschaftler schon lange, dass beide Krebsformen auch die gleiche Ursache haben könnten. Forschungspartner Tim Scase entdeckte 2007 erstmalig ein neues Papillomvirus in Krebsproben erkrankter Pferde und gab ihm den Namen Equines Papillomvirus 2, EcPV-2. In der Folge untersuchten Scase, Brandt und Mitarbeiter Gewebeproben von Pferden mit genitalen Plattenepithelkarzinomen nach Erbmaterial von Papillomviren. Sie fanden Virus-DNS in allen in Österreich entnommenen Proben. Mittels einer anderen Methode wies Dr. Scases Team DNS von EcPV-2 auch in den britischen Proben nach. In 95 Prozent der Gewebeproben von Tieren, die an anderen Krebsformen erkrankt waren oder gar keinen Krebs hatten, wurde hingegen keine Virus-DNS gefunden. "Es fühlte sich an wie ein Volltreffer, als wir genau die Virus-DNS vorfanden, nach der wir gesucht hatten. Wir weisen tatsächlich ein neues Papillomvirus in bösartigen Pferdetumoren bislang unbekannter Ursache verlässlich nach", freut sich Molekularbiologin Brandt.


Gesamtes Virus-Genom bereits entziffert

In einem weiteren Schritt gelang es den Forschern zudem, die gesamte Erbinformation von EcPV-2 zu entschlüsseln. Dabei bestätigte sich die Vermutung, dass das neue Virus eng mit Virusstämmen verwandt ist, die für die meisten Formen von Genitalkrebs beim Menschen verantwortlich sind. Weitere Studien müssen nun den Zusammenhang zwischen Virusinfektion und Tumorbildung bestätigen. "Wenn dies gelingt, kann mit der Entwicklung eines eigenen Impfstoffs gegen Genitalkrebs bei Pferden begonnen werden", ist Brandt überzeugt.

Der Artikel "Equus caballus papillomavirus-2 (EcPV-2): An infectious cause for equine genital cancer?ö von T. Scase, S. Brandt, C. Kainzbauer, S. Sykora, S. Bijmholt, K. Hughes, S. Sharpe und A. Foote wurde in der Zeitschrift Equine Veterinary Journal (2010, Vol. 42, pp. 738-745) veröffentlicht.


Über die Vetmeduni Vienna

Die Veterinärmedizinische Universität Wien ist die einzige universitäre veterinärmedizinische Bildungs- und Forschungsstätte Österreichs und zugleich die älteste im deutschsprachigen Raum. Sie beschäftigt etwa 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet mehr als 2300 Studierende aus, vor allem in der Studienrichtung Veterinärmedizin.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Klaus Wassermann, 20.12.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Dezember 2010