Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERRECHTE

ETHIK/027: Frontschweine (Ingolf Bossenz)


Frontschweine

von Ingolf Bossenz



Sechs Delfine einer Spezialeinheit der US-Marine werden in den nächsten drei Wochen in der montenegrinischen Bucht von Kotor nach Bomben, Torpedos und Minen suchen. Die noch immer scharfen Explosivkörper stammen aus den beiden Weltkriegen und aus den Kriegen beim Auseinanderbrechen Jugoslawiens in den 90er Jahren.

Tiere werden seit jeher von Menschen gern militärisch genutzt. So hatte eine Firma in Thüringen, die Sanitäter für den Einsatz in Kriegsgebieten schult, die Idee, Schweinen schwere Schuss- und Stichverletzungen bis hin zu Amputationen zuzufügen. Damit sollten »echte Einsatzbedingungen« für die Ausbildung simuliert werden. Nach jahrelangem Justizgezerre wurde das Projekt jetzt ad acta gelegt. Die gerichtlich bestellten Gutachter bezweifelten den Nutzen des blutigen Vorhabens. »Was möglich ist, ist noch lange nicht gut für den Menschen«, urteilte ein Medizinethiker in der abschließenden Verhandlung. Ob das Mögliche für die Tiere »nicht gut« ist, spielt bei deren »Nutzung« auch in Deutschland, wo der Tierschutz im Grundgesetz steht, kaum eine Rolle.

Delfine und Schweine. Letztere stehen den Meeressäugern weder in Intelligenz noch in sozialem Verhalten nach, wie längst erwiesen ist. Trotzdem werden von ihnen allein in Deutschland jedes Jahr rund 60 Millionen umgebracht. Ohne jede Gerichtsverhandlung.

*

Quelle:
Ingolf Bossenz, Oktober 2012
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 10.10.2012
http://www.neues-deutschland.de/artikel/800764.frontschweine.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2012