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GENTECHNIK/018: Überfällig - Verbot von Patenten auf Tiere (tierrechte)


tierrechte 3.15 - Nr. 72, September 2015
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

GENTECHNIK
Überfällig: Verbot von Patenten auf Tiere


Der Partnerverein des Bundesverbandes Testbiotech e.V. veranstaltete Mitte Juni den Fachkongress "Der patentierte Affe - schöne neue Gentechnik" in Berlin. In der Kritik standen Patentgenehmigungen, aber auch Banken und Investoren, die in Patente für gentechnisch veränderte Tiere investieren. Doch es gibt auch Erfolge zu vermelden.


Während sich gegen die Gentechnik auf unseren Äckern schon seit Jahren erfolgreich Protest formiert, ist das Leid der Tiere, die speziell für den Einsatz in Versuchslabors "designt" werden, noch weitgehend unbekannt. Derweil boomt der Handel mit gentechnisch veränderten Versuchstieren. Beim Europäischen Patentamt (EPA) sind bereits über 1.500 Patente auf erbgutmanipulierte Tiere erteilt worden, weitere 5.000 Anträge sind in Bearbeitung. Eine Tatsache, die den beteiligten Firmen nur recht sein kann, denn das maßgeschneiderte sogenannte Tierversuchsmodell ist ein lukratives "Produkt". Dahinter stehen vermeintliche medizinische Durchbrüche mit Milliarden-Potenzial, sei es mit adipösen oder dementen Mäusen, solchen, die an Diabetes, Arthritis, Krebs und Stoffwechselerkrankungen leiden oder Tiere, deren Immunsystem ausgeschaltet wurde. Dieser riesige Markt mit gentechnisch veränderten Tieren führt seit Jahren zu einem rasanten Anstieg der Tierversuchszahlen.


Keine wirtschaftlichen Anreize für Tierversuche

Der Fachkongress "Der patentierte Affe - schöne neue Gentechnik" diente dazu, um am Beispiel unserer nächsten Verwandten auf diese unheilvolle Entwicklung aufmerksam zu machen. Ziel war, die Notwendigkeit von ethischen und rechtlichen Grenzen sowie die Verantwortung von Politikern, Wissenschaftlern und Investoren aufzuzeigen und daraus konkrete Forderungen abzuleiten, wie das grundsätzliche Verbot der Patentierung von Tieren, die gesetzliche Verankerung ihrer genetischen Integrität sowie ein massiver Ausbau der Entwicklung von tierversuchsfreien Methoden. Eine weitere Forderung war die Festlegung klarer ethischer Standards bei Firmen und Investoren, um wirtschaftliche Anreize für diese Tierversuche zu vermeiden. Professor Dr. Hans Werner Ingensiep, Biologe und Philosoph an der Universität Essen, plädierte für eine Änderung des Tierschutzgesetzes. Biomedizinische Versuche mit Lebewesen mit menschlichen Eigenschaften müssten grundsätzlich verboten werden.


Erfolg: Firmen ziehen Patente zurück

Eine Handlungsstrategie, wie dies erreicht werden kann, ist der Druck auf die Unternehmen - mit Erfolg. Nach Interventionen von Testbiotech zusammen mit weiteren Organisationen wie dem Bundesverband konnte erreicht werden, dass die Unternehmen Bionomics und Altor Bioscience vor Kurzem ankündigten, auf die strittigen Patentansprüche für genetisch veränderte Schimpansen zu verzichten. Dies ist ein wichtiger Erfolg, leider bedeutet diese Entscheidung aber noch keinen generellen Kurswechsel des EPA. Recherche-Ergebnisse zu den investierenden Banken, die auf der Tagung vorgestellt wurden, zeigten, dass auch hier Handlungsbedarf besteht. Demnach sind besonders Privatbanken, allen voran JP Morgan, die Credit Suisse und die Deutsche Bank sowie der amerikanische Investor Black Rock, in die Finanzierung von gentechnisch veränderten Tieren involviert. Von 308 "Nachhaltigkeitsbanken" schließen nur 28 das Thema Tierversuche aus und nur zehn das Thema Gentechnik. Die Banken wurden aufgefordert, dies über die Vertragsgestaltung auszuschließen. Auch Investoren haben die Möglichkeit, über ihr Aktienmitspracherecht Einfluss zu nehmen oder andere Projekte auszuwählen. Ebenso können einfache Anleger ihren Beitrag leisten, indem sie ein Ende der Finanzierung von gentechnisch veränderten Tieren einfordern und wenn nötig zu einer Bank wechseln, die solche unethischen Investments ausschließt.

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Quelle:
tierrechte 3.15 - Nr. 72/September 2015, S. 15
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
eMail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2015

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