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TIERHALTUNG/713: Milchkuhhaltung quo vadis? Tierschutzorganisationen stellen Forderungen (Albert Schweitzer Stiftung)


Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt - 8. November 2017

Milchkuhhaltung quo vadis? Fünf Tierschutzorganisationen stellen Forderungen


Berlin, 8. November 2017 - Fünf Tierschutzorganisationen haben sich auf Maßnahmen verständigt, die sie für mehr Tierschutz in der Milchkuhhaltung als besonders wichtig einstufen. Die Prioritätenliste soll dem Lebensmitteleinzelhandel, Milchkuhbetrieben, Molkereien und anderen Unternehmen eine Orientierung geben. Zusammengestellt hat das Positionspapier das Bündnis für Tierschutzpolitik der Tierschutzorganisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz, Bund gegen Missbrauch der Tiere, PROVIEH und VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz.

»Mit den Forderungen möchten wir die Diskussion um Tierwohl in der Milchkuhhaltung konkretisieren«, sagt Marietheres Reinke, Tierärztin und Fachreferentin für Tierproduktion der Albert Schweitzer Stiftung. »Bei der Zusammenstellung haben wir uns unter anderem auch am Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik der Bundesregierung orientiert, das Tierschutzprobleme in der Milchkuhhaltung benennt.«

An erster Stelle nennt das Papier der Tierschutzorganisationen den ausnahmslosen Verzicht auf eine Anbindehaltung der Tiere. Einer wirksamen Betäubung und Schmerzausschaltung bei der Enthornung messen die Organisationen ebenfalls große Bedeutung zu. Weitere Empfehlungen betreffen die Schlachtung und Tiergesundheit sowie die Ausgestaltung der Liegeflächen, das Platzangebot und Außenklimareize. Zudem enthält die Liste Hinweise auf Schwerpunktänderungen bei den Zuchtzielen wie etwa Robustheit und Langlebigkeit, die Tieren und Tierhaltern zu Gute kommen.

Das gemeinsame Positionspapier haben die Tierschutzorganisationen bereits wichtigen Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels übermittelt. Diese können die Prioritätenliste für die Erhöhung ihrer Standards in der Breite nutzen.

Milchkuhbetriebe erhalten die Möglichkeit, anhand der Prioritätenliste ihre Tierhaltung zu verbessern. Gerade bei anstehenden Umbaumaßnahmen und Investitionen können die Empfehlungen dazu beitragen, längerfristig tragfähige Entscheidungen zu treffen. Mögliche Mehrkosten hierbei müssten die Abnehmer aus Lebensmitteleinzelhandel und Co. tragen.

Mit dem Papier wollen die beteiligten Organisationen die Tierschutzstandards in der Milchkuhhaltung verbessern.

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Prioritäten zur Erhöhung des Tierschutzniveaus in der Milchkuhhaltung

Die hier genannten Organisationen sehen die folgenden Punkte als besonders wichtig an, um die Tierschutzstandards in der Milchkuhhaltung zu erhöhen:

  1. Keine Anbindehaltung (ohne Ausnahmen)
  2. Effektive Betäubung und Schmerzausschaltung bei der Enthornung mittels Sedation, Lokalanästhesie und Schmerzmittelgabe (z. B. nach Empfehlung des TVT Merkblatts 86)
  3. Rückmeldung von tierschutzrelevanten Schlachthofbefunden an die Tierhalter
    > Optimal: regelmäßige Erhebung von Tierschutzindikatoren z. B. nach KTBL
  4. Keine Schlachtung trächtiger Rinder
    > Optimal: nach Richtlinie Milchkühe des Deutschen Tierschutzbundes
  5. Liegeboxenfläche mindestens mit Auflage (Gummimatte) und ausreichend organischer Einstreu, besser Matratze (Tiefboxen)
    > Optimal: Boxengröße anpassen und ausgestalten z. B. nach DLG Merkblatt 379
  6. Tier/Fressplatzverhältnis und Tier/Liegeboxenverhältnis von mindestens 1:1
  7. Jährliche Klauenpflege
  8. Außenklimareize, bestenfalls durch Zugang zu Laufhof und/oder Weide
  9. Stärkere Gewichtung der Merkmale Robustheit, Gesundheit, Langlebigkeit innerhalb der Zucht


Das Positionspapier »Prioritäten zur Erhöhung des Tierschutzniveaus in der Milchkuhhaltung« des Bündnisses für Tierschutzpolitik können Sie als PDF herunterladen [1].

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Über das Bündnis für Tierschutzpolitik
Das Bündnis für Tierschutzpolitik ist ein seit 2015 bestehender Zusammenschluss der Tierschutzorganisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Bundesverband Tierschutz e.V., Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., PROVIEH e.V. sowie VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz.

Albert Schweitzers Ethik der »Ehrfurcht vor dem Leben« schloss Tiere mit ein. Er engagierte sich daher stets für den Tierschutz und lebte in seinen späteren Jahren vegetarisch. In seinem Gedenken setzt sich die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt seit dem Jahr 2000 gegen die Massentierhaltung und für die Verbreitung der veganen Lebensweise ein. Mehr erfahren Sie auf albert-schweitzer-stiftung.de sowie über @SchweitzerTiere auf Twitter.


[1] Positionspapier »Prioritäten zur Erhöhung des Tierschutzniveaus in der Milchkuhhaltung« des Bündnisses für Tierschutzpolitik
https://albert-schweitzer-stiftung.de/positionspapier-milchkuhhaltung

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Quelle:
Pressemitteilung vom 8. November 2017
Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Hauptstadtbüro | Dircksenstraße 47 | 10178 Berlin
Telefon: +49 (0)30 - 400 54 68 - 0 | Fax: +49 (0)30 - 400 54 68 - 69
E-Mail: kontakt@albert-schweitzer-stiftung.de
Internet: www.albert-schweitzer-stifung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2017

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