Schattenblick → INFOPOOL → TIERE → TIERSCHUTZ


TIERHALTUNG/733: Obst, Gemüse und Raufutter - Alternativen zu Kaninchenpellets (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 1/2018

Obst, Gemüse und Raufutter - Alternativen zu Kaninchenpellets

von Robert Brungert


Was würde das Kaninchen denn fressen?

Ob vom Hobbyhalter oder Kaninchenmäster - Kaninchen werden häufig falsch ernährt und würden lieber etwas anderes fressen. Da der Verdauungstrakt beim Kaninchen sehr empfindlich ist, kann eine falsche Ernährung fatale Folgen haben. Wenn Kaninchen jedoch viel Frischfutter, viel Abwechslung und reichlich Raufutter erhalten, fressen sie eigentlich schon von alleine das richtige Futter. Kaninchen fressen intuitiv das, was ihnen gut tut.

Kaninchenpellets aus dem Handel sind in den allermeisten Fällen nicht gut, denn sie enthalten oft Getreide und das ist ungesund für Kaninchen. Sie vertragen die meisten Getreidearten nicht und sollen deswegen auch nicht mit Brotresten gefüttert werden. Zudem enthalten die Pellets als Hauptfutter oft zu viel Energie, das heißt die Tiere leiden als Folge an Übergewicht und werden nicht so alt. Die Verdauung bei Kaninchen funktioniert nach dem Nachschiebeprinzip. Nur, wenn sie über den ganzen Tag verteilt kleine Mengen fressen und dabei grobe Rohfasern aufnehmen wird der Speisebrei im Darm weitertransportiert. Die Rohfaser-Anteile in den Kaninchenpellets sind aber oft zu fein gemahlen. Die Kaninchenverdauung kann diese Ballastnahrung nicht über den Enddarm aussortieren. Zusammen mit den wertvollen kurzfaserigen Partikeln werden die fein gemahlenen Langfasern über die warzenartige Darmwand vom Dickdarm zurück in den Blinddarm transportiert, wo sie nicht hingehören.

Trockenfutter - also auch Pellets - sind weiterhin problematisch für Kaninchen, da die Tiere normalerweise den Großteil der Flüssigkeit über ihre Nahrung aufnehmen. Wenn sie nur Kaninchenpellets und etwas Heu erhalten, ist das auf Dauer ungesund. Damit Kaninchen lange gesund bleiben, brauchen sie immer wenigstens etwas Frischfutter und sollten kein oder nur wenig Kraftfutter erhalten. Zudem gibt es einige Futterpflanzen, die für Kaninchen giftig sind. Hat das Tier genug Auswahl, wird es diese als Frischfutter ohnehin nicht fressen. Beim Trocknen verlieren jedoch einige Pflanzen ihren Bittergeschmack - sie werden dann als Heu gefressen. Auch gezüchtetes Futtergras kann wegen den enthaltenen Zuckerarten für Kaninchen ungesund sein.

Frischer Rasenschnitt von einer Wildwiese oder Heu von einer Wildwiese wären damit besser als das "Turbo-Futter" oder grobes "Stroh-Heu" aus der Zoohandlung. Kaninchen fressen nicht die harten Halme, sondern die zarten Triebe, in denen die wertvollen Nährwerte stecken. Auch der Kaninchenmäster tut den Tieren einen Gefallen, wenn diese neben dem Kraftfutter große Mengen Frischfutter und auch Heu erhalten, damit sie etwas im Bauch haben. Die Kaninchenverdauung kann ohne "Masse" nicht arbeiten. Auch wenn Kaninchen nährwertarme langfaserige Nahrung in der Verdauung hinter dem Dünndarm aussortieren und ausscheiden, so sind auch diese Bestandteile in der Nahrung sehr wichtig.


Kaninchen sind anspruchsvoll

Kaninchen sind bei der Nahrungswahl sehr wählerisch. Sie brauchen nicht nur frisches, sondern auch hochwertiges Futter. Sie fressen hier ein paar Triebspitzen, dort ein paar Halme und an anderer Stelle noch etwas Gemüse. Kaninchen mit gesunder Verdauung vertragen auch Kohl. Wenn sie jedoch falsch ernährt werden, macht es in Extremfällen sogar den Anschein, dass sie generell keine Frischnahrung vertragen. Die Darmbakterien müssen sich immerhin erst bilden und Oberhand gewinnen.


Das Fressverhalten

Kaninchen fressen immer wieder kleine Mengen. Deswegen sollten sie stets Raufutter wie Heu, Kräuterheu, Stroh oder getrocknetes Laub von geeigneten Pflanzen vorfinden. Nicht nur wegen der Flüssigkeit, sondern auch wegen der Nährstoffe ist Frischfutter dennoch ausschlaggebend, damit es den Kaninchen gut geht. Frischer Wiesenschnitt oder im Winter hochwertiges Heu werden den Tieren bereits helfen. Besser ist es jedoch, wenn sie zum frischen Wiesenschnitt regelmäßig etwas passendes Gemüse oder Obst erhalten. Sie sollen durchaus etwas mehr bekommen als sie fressen, damit sie selektieren können. Die Reste sind dann zu entfernen, bevor frisches Futter gegeben wird.

Wenn die Kaninchen dutzende Male ein paar kleine Happen vertilgen und zugleich viel Auswahl an Frischfutter erhalten, dann werden sie sich wohler fühlen. Kaninchen gehören zu den Tieren, die sich sehr gerne gesund ernähren. Der Halter muss nur für die Auswahl sorgen. Das Frischfutter und auch Raufutter sind zudem für den Zahnabrieb notwendig. Die Zähne der Kaninchen wachsen laufend nach und sollen deswegen auch laufend abgenutzt werden. Ansonsten können die Kaninchen irgendwann nicht mehr fressen und verhungern. Auch deswegen ist eine möglichst natürliche Fütterung die bessere Ernährung für Kaninchen.

www.kaninchen-haltung.com/kaninchenfutter/heu


INFOBOX

Kaninchen fressen zum Beispiel:
Wiesengras - frisch und als Heu, Wiesenkräuter
- frisch und als Heu, Möhrengrün, Möhren, Salat,
Kohl, Stangensellerie, Chicoree, Knollensellerie,
Mairüben, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Tomaten,
Weintrauben, Hagebutten
Als Saaten: Anis, Brennnessel, Dill, Fenchel,
Koriander, Kümmel, Mariendistel

Unverträglich wären zum Beispiel:
Zwiebeln, Schwarzwurzeln, Rhabarber, Meerrettich,
Knoblauch, Kartoffeln, Ingwerwurzeln, Bohnen

*

Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 1/2018, Seite 37-39
Herausgeber: PROVIEH e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0, Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang