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JAGD/131: Frei lebende Katzen - Deutscher Jagdverband will Probleme auf Tierheime abschieben (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 28. Januar 2014

Deutscher Jagdverband will Probleme auf Tierheime abschieben

Frei lebende Katzen: Deutscher Jagdverband will Probleme auf Tierheime abschieben



Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die Vorschläge des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zum Thema frei lebende Katzen als absurd. Abgesehen davon, dass für Deutschland nach wie vor belastbare Zahlen zum tatsächlichen Einfluss von Katzen auf Singvögel und andere Tiere fehlen, sucht die Jägerschaft ganz offensichtlich die einfachste Lösung: Man will die Tiere in Tierheime bringen und damit die Kosten für Kastrationsaktionen und Betreuung auf den karitativen Tierschutz vor Ort abschieben. Die einzige nachhaltige und auch tierschutzgerechte Strategie zur Eindämmung der Katzenbestände ist jedoch, die Tiere einzufangen, zu kastrieren und wieder an den angestammten Orten freizulassen und weiter zu betreuen. Das Abschießen von Haustieren stellen die Jäger indes grundsätzlich nicht in Frage. Auf der Basis sieht der Deutsche Tierschutzbund keine Chance der Zusammenarbeit.

Der Deutsche Tierschutzbund erkennt an, dass der DJV Lösungsvorschläge macht, doch dürften diese nicht auf Kosten der ohnehin bereits überlasteten Tierheime und vor allem auf Kosten der frei lebenden Katzen gehen. "Aus den Augen, aus dem Sinn, das scheint das Gebot der Jägerschaft zu sein. Aber eine Population frei lebender Katzen reduziert sich langfristig nur über den Grundsatz, 'Fangen, Kastrieren, Freilassen' - nicht aber durchs Wegschaffen oder Abschießen", erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Darüber hinaus können frei lebende Katzen auf Dauer nicht im Tierheim untergebracht werden, sie sind in der Regel auch nicht vermittelbar. Zudem müssten die Tierheime die hohen Betreuungskosten alleine schultern. Gleichzeitig verweigert sich der DJV zudem einem generellen Abschuss- und Tötungsverbot für Hunde und Katzen. "Wir brauchen ein ganzheitliches Konzept, dem sich die Jägerschaft bisher aber immer verweigert und nun als PR-Strategie verzweifelt versucht, die Schuld am Scheitern von Lösungen den Tierschützern in die Schuhe zu schieben", so Schröder.

Kritisch bleiben aus Tierschutzsicht zahlreiche weitere Probleme wie die umstrittene Jagdhundeausbildung an lebenden Enten und Füchsen oder die tierschutzwidrige Fallenjagd, die die Jäger bisher weiter verteidigen.


Hintergrund
Haustierabschuss Im Bundesjagdgesetz ist der Abschuss von Heimtieren über den § 23 geregelt. Das Wild soll so vor wildernden Hunden und Katzen geschützt werden. Hunde, die ohne ihren Halter oder außerhalb von dessen Einwirkungsbereich wildernd angetroffen werden, dürfen getötet werden. Die Beweislast, dass der Hund nicht gewildert hat, liegt letztlich beim Besitzer und ist im Nachhinein kaum zu erbringen. Der Abschuss von Katzen ist bereits dann erlaubt, wenn die Tiere (je nach Bundesland) wenige hundert Meter vom nächsten bewohnten Gebäude angetroffen werden. In der Praxis führt dies jährlich zur Tötung zehntausender Tiere, ohne dass eine konkrete Gefährdung besteht.

Immer wieder werden auch diverse, zum Teil jedoch fragwürdige, Studien aus den USA als Beleg für die Gefährdung von Singvögeln durch Katzen angeführt. Damit kann jedoch keine Aussage getroffen werden, wie groß das angebliche "Problem" hierzulande tatsächlich ist. Zwar dürfe die Jagd von Katzen auf Singvögel nicht verharmlost werden, doch in erster Linie trägt der Mensch durch seinen Umgang mit Natur und Umwelt die Hauptverantwortung, dass sich Lebensraum und Nahrung für Vögel verringern, stellt der Deutsche Tierschutzbund klar.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 28. Januar 2014
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2014