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MELDUNG/109: Drohen Massentötungen von Hühnern in EU-Ländern zum Jahreswechsel? (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 22. Dezember 2011

Drohen Massentötungen von Hühnern in EU-Ländern zum Jahreswechsel?


Einige der EU-Mitgliedstaaten, die nicht fristgerecht zum Jahresanfang die herkömmlichen Legebatterien abgeschafft haben werden, planen nach Medienberichten Massentötungen der verbliebenen Legehennen. Offensichtlich wollen die Regierungen dieser Länder einem Vertragsverletzungsverfahren entgehen, welches ihnen droht, wenn sie die EU-Legehennen-Richtlinie bis zum Jahreswechsel nicht umgesetzt haben. Der Deutsche Tierschutzbund zeigt sich entsetzt und verurteilt das Vorhaben scharf. Der Verband hat sofort Protest beim zuständigen EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, eingelegt. Ein EU-weiter Ausstieg aus der herkömmlichen Käfighaltung bis zum 1.1.2012 ist gesetzlich vorgeschrieben, wurde aber in vielen Ländern noch nicht umgesetzt.

"Es war zwölf Jahre Zeit umzustellen, passiert ist nichts. Einzelne Länder blockieren offensichtlich im Schulterschluss mit der Agrarindustrie des jeweiligen Landes die Umsetzung einer Verordnung und die Legehennen sollen das nun büßen", kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "Ein Verstreichenlassen der ohnehin großzügig angesetzten Übergangsfrist können wir nicht als vernünftigen Grund für eine Tötung gelten lassen und verurteilen das Vorhaben aufs Schärfste", so Schröder.

Bereits im Juli 1999 wurde die EU-Richtlinie, die die Haltung von Legehennen neu regelte, verabschiedet, weil eine artgerechte Haltung in den alten Käfigsystemen nicht möglich ist. Die Richtlinie sah eine Übergangsfrist von zwölf Jahren vor. Allerdings werden nach letzten Meldungen in der EU noch immer rund 40 Prozent aller Legehennen in den bald verbotenen Käfigen gehalten. Der EU-Agrarrat konnte sich auch im November auf keine Lösung einigen.

Das Beispiel Deutschland zeigt, dass eine fristgerechte Umstellung der Legehennenhaltung möglich ist. Seit dem 1.1.2010 ist die konventionelle Käfighaltung in Deutschland bereits verboten und damit die Umstellung vor Ablauf der Frist vollzogen.

"Aus unserer Sicht ist es Aufgabe der EU-Kommission sicherzustellen, dass das Käfigverbot in den Mitgliedsstaaten konsequent umgesetzt wird. Gleichzeitig ist es aber auch die Aufgabe der Kommission, hierbei für ethisch und moralisch tragbare Lösungen zu sorgen. Massentötungen können und dürfen hier keine Lösung sein", fordert Schröder in seinem Schreiben an EU-Kommissar John Dalli.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 22. Dezember 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2011