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POLITIK/514: Schweinerei - Warnung vor falschem Weg in der Seuchenpolitik (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 22. Mai 2009

Schweinerei: Deutscher Tierschutzbund warnt vor falschem Weg in der Seuchenpolitik


Kommenden Montag berät der Agrarausschuss des Bundesrates. Unter anderem soll dabei über den Entwurf der Verordnung zur Änderung der Tuberkuloseverordnung und sonstiger tierseuchenrechtlicher Verordnungen eine Beschlussempfehlung abgegeben werden. Der Deutsche Tierschutzbund hat sich im Vorfeld der Beratungen an alle Ausschussmitglieder beziehungsweise die Länderminister gewandt und an sie appelliert, nicht einen falschen Weg in der Seuchenpolitik einzuschlagen.

Im aktuellen Entwurf ist unter anderem eine Änderung der Vorschriften der Freilandhaltung von Schweinen vorgesehen. Würde dieser Verordnungsentwurf realisiert, hätte dies nach Ansicht des Deutschen Tierschutzbundes für viele Landwirte, die ihre Tiere artgerecht draußen halten, weitreichende Konsequenzen. So soll zukünftig die Freilandhaltung von Tieren bereits dann untersagt werden können, wenn eine Gefährdung von Tierseuchen bei Wildtieren vorliegt. Damit kann, so die Tierschützer, bei entsprechender Interpretation des Gesetzes, die Freilandhaltung von Schweinen generell verboten werden. "Auch wenn es sinnvoll ist, Verbraucher und Tiere vor Infektionen durch Tiere und tierische Produkte zu schützen, beschreiten Bund und Länder mit ihrer Seuchenpolitik einen falschen Weg, der wissenschaftlich nicht begründet ist. Der Ansatz Krankheitsausbrüche zu verhindern, in dem Tiere unter Beachtung strenger hygienischer Vorschriften permanent im Stall gehalten werden, ist nicht zielführend", so Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes und Leiterin der Akademie für Tierschutz in Neubiberg.

"Es gibt ausreichende Beweise und wissenschaftliche Untersuchungen dafür, dass es in erster Linie industrielle Tierhaltungen sind, in denen es zum Ausbruch von Infektionen kommt", so Rusche. Beispiele dafür seien die Ausbrüche der niedrigpathogenen Vogelgrippe bei Puten in industriellen Mastanlagen im Dezember 2008 und Januar 2009. Damals wurden mehr als 600.000 Puten gekeult. Auch die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) benennt die Haltung großer Tierzahlen auf engstem Raum als Risiko der Entstehung und Verbreitung von Infektionen.

"Es kann nicht sein, dass trotz dieser Einschätzung Betriebe mit Freilandhaltung unter Generalverdacht stehen, per se potentielle Quellen für Seuchenausbrüche darzustellen. Skandalös ist, dass die Freilandhaltung von Geflügel und Schweinen bereits jetzt nur noch nach amtlicher Genehmigung unter Einhaltung strenger Vorgaben erlaubt ist", so Rusche. Der Deutsche Tierschutzbund fordert eine kritische Überprüfung der Seuchenpolitik und keine weiteren Beschränkungen von tiergerechten Haltungssystemen.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 22. Mai 2009
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2009