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POLITIK/621: Baldiger Ausstieg der gesamten EU aus konventioneller Legehennen-Käfigqual in Gefahr (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 19. Oktober 2011

Baldiger Ausstieg der gesamten EU aus der konventionellen Legehennen-Käfigqual in Gefahr


Morgen tagt der EU-Rat für Landwirtschaft und Fischerei in Luxemburg und wird unter anderem über das Thema Legehennenhaltung beraten. Ein EU-weiter Ausstieg aus der herkömmlichen Käfighaltung bis zum 1.1.2012 ist gesetzlich vorgeschrieben, wurde aber in vielen Ländern noch nicht umgesetzt. Zudem ist nicht geklärt, wie mit den dann ab Januar "illegal" erzeugten Eiern in Zukunft verfahren werden soll. Der Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, John Dalli, hatte sich bereits für eine Aufweichung der getroffenen Vereinbarungen ausgesprochen. Der Deutsche Tierschutzbund protestierte in einem Schreiben an Dalli und erwartet eine konsequente Durchsetzung des Käfigverbotes.

Bereits im Juli 1999 wurde die EU-Richtlinie, die die Haltung von Legehennen neu regelte, verabschiedet, weil eine artgerechte Haltung in den herkömmlichen Käfigsystemen nicht möglich ist. Die Richtlinie sah eine Übergangsfrist von 12 Jahren bis zum 1.1.2012 vor. Allerdings werden aktuell in der EU noch immer rund 40 Prozent aller Legehennen in den bald verbotenen Käfigen gehalten. Geschätzt wird, dass ein Großteil der Produzenten bis Ablauf der Frist nicht umgestellt haben wird.

"Länder, die nach Ablauf einer 12-jährigen Übergangsfrist immer noch keine Umstellung vorgenommen haben, müssen zur Verantwortung gezogen werden, und dürfen nicht durch großzügiges Entgegenkommen und Unterlaufen eines Gesetzes belohnt werden", kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die drohende Aufweichung der Regelungen.

John Dalli, Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, hatte erklärt, dass denjenigen Produzenten, die ihre Legehennen auch nach dem Stichtag noch entgegen der EU-Richtlinie in herkömmlichen Legebatterien halten, die Möglichkeit eingeräumt werden soll, diese Eier weiter zu vermarkten, z.B. in der Eiprodukte-Industrie des jeweiligen Mitgliedstaates.

"Diese Trickkumpanei mit der europäischen Käfiglobby ist ein völlig falsches Signal. Keiner wird sich dann gezwungen sehen, gesetzestreu umzustellen. Damit wird das Verbot für konventionelle Käfige nicht nur untergraben, es werden auch Wettbewerbsnachteile für diejenigen verursacht, die ihre Legehennenhaltung richtlinienkonform umgestellt haben", so Schröder weiter. Zwar ist in Deutschland derzeit der so genannte Kleingruppenkäfig erlaubt, den der Deutsche Tierschutzbund ebenso ablehnt, aber die konventionelle Käfighaltung wurde in Deutschland am 1.1.2010 beendet, zwei Jahre früher als in der EU-Richtlinie festgelegt.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 19. Oktober 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2011