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VERBAND/117: Feier zum 40-jährigen Bestehen von PROVIEH - VgtM e.V. (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 3/2013
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Feier zum 40-jährigen Bestehen von PROVIEH - VgtM e.V.

Von Christina Petersen und Stefan Johnigk



Am 15. Juni 2013 feierte PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V. sein 40-jähriges Bestehen. "Sind wir schon museumsreif?" fragte Deutschlands ältester und größter Fachverband für Nutztierschutz seine Gäste aus Landwirtschaft, Bürgerbewegung und Tierschutz und lud zum Rundgang durch das Freilichtmuseum Molfsee.

Zuvor empfing PROVIEH geladene Gäste zum Brunch im Restaurant Drathenhof am Freilichtmuseum Molfsee. In der gemütlichen Atmosphäre der ehemaligen Fachwerkscheune wurden allerlei Köstlichkeiten aus artgemäßer Tierhaltung angeboten, aber auch für Vegetarier und Veganer gab es verschiedene Spezialitäten zur Auswahl.

Nach den Begrüßungsworten des Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Sievert Lorenzen erläuterten sowohl der Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, als auch der Sprecher des Landesnetzwerkes "Bauernhöfe statt Agrarfabriken"-Niedersachsen, Michael Hettwer, was sie PROVIEH für die nächsten 40 Jahre wünschen. Michael Hettwer lobte bei dieser Gelegenheit unsere PROVIEH-Mitarbeiterin Verena Stampe für ihr unermüdliches Engagement, die Bürgerinitiativen stetig mit Informationsmaterial zu versorgen. Zu Wort kamen auch der vorwiegend konventionell wirtschaftende Schweinebauer Hubert Hümme, Milcherzeuger Jörn Sierck vom Landesteam des Bundes Deutscher Milchviehhalter sowie Demeterlandwirt Volker Kwade, zweiter Vorsitzender von PROVIEH.

Wer zwischen Tierschützern und Tierhaltern Streit erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Zwischen den doch sehr unterschiedlichen Parteien herrschte weitgehend Einigkeit: "Wir müssen mit den Tierschützern an einen Tisch, um der Würde des Tieres wieder gerecht zu werden", so Landwirt Hümme. Auch Sauenhalter Werner Schwarz begrüßte die zunehmende Annäherung. Es gehe um den Austausch zwischen allen Parteien, um etwas zum Positiven zu verändern, Streit und Vorwürfe bringe da nichts. Ein Beispiel der Annähgerung wird im Artikel "Jutesäcke für Muttersauen" in diesem Heft vorgestellt.

In gemeinsamen Aktionen mit Partnern konnte der Verein in den vergangen vierzig Jahren etliche Erfolge erzielen, zum Beispiel das Verbot von Batteriekäfigen für Legehennen, den Verzicht auf die Ferkelkastration oder die Entwicklung eines Bonitierungssystems für Landwirte, damit sie in ihren Betrieben das Tierwohl freiwillig über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus verbessern und dafür finanziell honoriert werden. "Die Ideen von PROVIEH sind zukunftsweisend", lobt Schweinehalter Hubert Hümme. Auch Bauer Kwade schätzt die zwar leise, aber seriöse, tier- und menschenfreundliche Facharbeit von PROVIEH: "Dieser Verein schafft es, Tierschützer und Landwirte an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam etwas zu bewegen. Das ist so wichtig wie noch nie."

Als zum Ende der Feier im Drathenhof noch Reste am Buffet übrig waren, forderte der Geschäftsführer von PROVIEH, Diplombiologe Stefan Johnigk, alle Gäste zum Mitnehmen auf, denn das gute Essen sollte auf keinen Fall weggeworfen werden.

Im Anschluss führte Stefan Johnigk alle Gäste und interessierten Besucher auf das Museumsgelände, um an fünf "Brennpunkten" über die aktuelle Nutztierhaltung und die Arbeit von PROVIEH zu berichten. Die Tour begann beim "Brennpunkt Milch", auf den orange Luftballons aufmerksam machten und Besucher anlockten. An einem historischen Milchjoch mit angehängten, wassergefüllten Milchtüten veranschaulichte der Geschäftsführer von PROVIEH die enorme tägliche Milchleistung moderner Hochleistungskühe. An den Brennpunkten "Hühner", "Rinder" und "Schweine" informierten Stefan Johnigk und unsere Europa- und Fachreferentin, Sabine Ohm, über die Missstände in der industriellen Tierhaltung. In ein maßstabsgetreues Modell einer Masthühneranlage waren 22 unserer beliebten weißen Stoffhühner auf einem Quadratmeter zusammengepfercht, um die qualvolle Enge in der heute üblichen Masthühnerhaltung zu demonstrieren. Der fünfte und letzte "Brennpunkt" stand am historischen Kinderspielplatz, an dem PROVIEH das Tierschutztrainer-Seminar sowie das neu erschienene Jugendbuch "MassenHaft" von Christa Ludwig vorstellte, das PROVIEH im Selbstverlag herausgegeben hat (siehe www.provieh/infomaterialien.de oder PROVIEH-Magazin 2/2013).

Am Ende der Museumstour kam es zu einem großen atmosphärischen Knall: Ein gewaltiges Gewitter entlud sich, und eine Windhose zog eine Schneise der Verwüstung hinter sich her. Eichen knickten um wie Strohhalme, Reetdächer wurden abgedeckt, und das Team von PROVIEH fand seine Autos mit geplatzten Heckscheiben vor. Verletzt wurde zum Glück niemand. Stefan Johnigk versuchte, den Schaden sportlich zu nehmen: "Nutztierschutz ist auch ein Beitrag gegen den Klimawandel. Wenn uns schon heute die Scheiben um die Ohren fliegen, dann sollten wir unsere Arbeit in den nächsten 40 Jahren wohl noch deutlich verstärken."

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Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 3/2013, Seite 6-8
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen
tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
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Telefax: 0431/248 28-29
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Internet: www.provieh.de
 
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Schutzgebühr: 2 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Oktober 2013