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TIERVERSUCH/473: 2,8 Millionen Wirbeltiere in deutschen Labors verbraucht (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 21. September 2010

2,8 Millionen Wirbeltiere in deutschen Labors verbraucht - Steigende Tendenz auch 2009 ungebrochen


Erneut stieg der Verbrauch von Versuchstieren in Deutschland an, auf insgesamt 2.786.435. Die aktuelle Statistik hat das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gerade veröffentlicht. Das sind 3,5 Prozent mehr Tiere als 2008. Es ist erschütternd, dass keine ernsthaften Anzeichen zu sehen sind, um diese Tendenz zu stoppen. Der Deutsche Tierschutzbund fordert von der Bundesregierung, dass bei der anstehenden Umsetzung der EU-Versuchstierrichtlinie endlich Maßnahmen ergriffen werden, eine Forschung ohne Tierversuche einzuleiten.

Dramatisch ist erneut der Anstieg in der Gentechnik: 13 Prozent mehr gentechnisch veränderte Tiere als im Vorjahr wurden in Versuchen eingesetzt. Die Versprechen der Forscher, dass die Gentechnik zur Heilung von Krankheiten beitragen wird, wurden längst Lügen gestraft. 2009 stieg der Verbrauch von Affen sogar um 33 Prozent auf 2.313. Diese Tiere sterben meist in Giftigkeitsprüfungen oder für den reinen Erkenntnisgewinn. "Die weiter steigende Zahl an Tierversuchen ist ein politischer Skandal. Den vielen Lippenbekenntnissen aus der Politik sind bisher keine nennenswerten Taten gefolgt", kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die Statistiken.

Die nationale Umsetzung der EU-Versuchstierrichtlinie muss genutzt werden, um massiv die Abkehr von Tierversuchen einzuleiten. Bis dahin muss der Schutz für Labortiere verstärkt werden. Die Umsetzung der neuen Versuchstierrichtlinie, die vor knapp zwei Wochen im Europäischen Parlament verabschiedet wurde, bietet einigen Spielraum für Deutschland. "Wir wollen ein eigenes Gesetz für den Umgang mit Labortieren, solange Tierversuche nicht ganz vom Tisch sind. Außerdem können zumindest in Deutschland Versuche an Menschenaffen und schwer belastende Versuche an Affen und anderen Wirbeltieren ganz verboten werden. Dafür lässt die EU noch ein Hintertürchen offen", so Apel.

"Auch die Genehmigungsverfahren können jetzt verschärft werden, sodass zum Beispiel auch Versuche für Produktprüfungen einer kritischen Kontrolle unterzogen werden müssen", erläutert Apel auch mit Blick auf das Staatsziel Tierschutz. Zurzeit werden die Versuche nur den Behörden angezeigt. Die Statistik belegt auch einen Anstieg des Tierverbrauchs um 39 Prozent beim grausamen LD50-Test, bei dem 50 Prozent der Tiere qualvoll sterben müssen. Damit wird vor allem Botox getestet. "Eine Nebelbombe der Schönheitsindustrie", so Apel. Botox wird als Medikament deklariert, obwohl es in der Menge für kosmetische Anwendungen genutzt wird. Damit umgehen die Hersteller das Tierversuchsverbot, das für Kosmetik existiert.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 21. September 2010
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2010