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TIERVERSUCH/650: Versuchstier des Jahres - Das Kaninchen (tierrechte)


tierrechte 2.15 - Nr. 71, Juni 2015
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Versuchstier des Jahres - Das Kaninchen

Von Dr. Christiane Hohensee


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte hat das Kaninchen zum Versuchstier des Jahres 2015 ernannt. Jedes Jahr sterben über 95.000 Kaninchen in deutschen Tierversuchslaboren. Dabei gibt es für viele Untersuchungen tierversuchsfreie Methoden, sodass die Kaninchenzahl stark abnehmen müsste. Sie ist aber seit zehn Jahren unverändert hoch.


In der Bundesversuchstierstatistik steht das Kaninchen an vierter Stelle, nach Mäusen, Ratten und Fischen. Die meisten Kaninchen leiden für die Humanmedizin. 43 Prozent sterben für die Entwicklung von Impfstoffen, Seren und Antikörpern, weitere 43 Prozent werden für die Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten (z.B. Herzklappen, Stents, Hüftgelenke, Zahnimplantate) eingesetzt. Zehn Prozent werden für wissenschaftliche Zwecke und zur Organentnahme getötet oder zu Ausbildungszwecken genutzt. Zwei Prozent der Tiere sterben für Giftigkeitstests von Chemikalien, Arzneimitteln, Produkten und Geräten.


Tierversuche trotz vorhandener tierversuchsfreier Verfahren

Und das, obwohl schon viele tierversuchsfreie Methoden zur Verfügung stehen, die praxistauglich und behördlich anerkannt sind. Grundsätzlich verlangt der Gesetzgeber auch den Einsatz der tierversuchsfreien Methode vor dem Tierversuch. Das erfolgt aber in der Praxis nicht zuverlässig, der Tierversuch wird trotz bestehender tierversuchsfreier Methoden durchgeführt. So wäre es z.B. möglich, den Tod von weltweit geschätzt 500.000 Kaninchen pro Jahr bei der Impfstoffentwicklung zu vermeiden. Denn es gibt zur Antikörperherstellung seit langem bereits das Phagen-Display-Verfahren, eine tierleidfreie Ersatzmethode.


Genauer und objektiv nachweisbar: In-vitro-Testergebnisse

Das tierversuchsfreie Verfahren ist viel schneller als der Tierversuch, präziser und basiert auf humanspezifischen Peptiden und Proteinteilen. Abstoßungsprobleme durch Speziesunterschiede und dadurch bedingte biotechnologische Nachbereitungen fallen weg. Auch können Medizinprodukte mit dem In-vitro-Pyrogentest mit Frischblut bzw. mit dem Monozytenaktivierungstest auf Blutverträglichkeit und fieberauslösende Partikel getestet werden. Neue Methoden und inzwischen anerkannte Ersatzmethoden für Augenreizungs- und Augenätzungstests liefern zuverlässigere und reproduzierbarere Ergebnisse. Die In-vitro-Testergebnisse sind zudem genauer und durch die Messgeräte objektiv nachweisbar.

Der Bundesverband nahm das Versuchstier des Jahres zum Anlass, um die unverzügliche und verpflichtende Anwendung der tierversuchsfreien Methode sowie die Streichung der entsprechenden Tierversuche aus den Prüfvorschriften zu fordern. Die viel zu langwierige Überprüfungszeit für neue tierversuchsfreie Methoden muss drastisch verkürzt werden. Ferner forderte der Verband, den Forschungsetat für die Entwicklung neuer tierversuchsfreier Methoden endlich zu erhöhen.

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Quelle:
tierrechte 2.15 - Nr. 71/Juni 2015, S. 16
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
eMail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2015

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