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TIERVERSUCH/700: Trend zu immer mehr Tierleid durch gentechnische Versuche stoppen (Testbiotech)


Testbiotech e.V. - München, 2. Dezember 2016
Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie

Deutschland: Mehr als eine Million gentechnisch veränderte Versuchstiere innerhalb eines Jahres

Testbiotech fordert politische Initiativen, um den Trend zu immer mehr Tierleid zu stoppen


In Deutschland wurde im Jahr 2015 erstmals die Zahl von einer Million gentechnisch veränderter Versuchstiere überschritten. Die offizielle Statistik weist für 2015 1,1 Millionen gentechnisch veränderter Tiere aus, die meisten davon sind Mäuse und Ratten. Im Vergleich zu den Zahlen von 2014 (984.886 Tiere) ist das ein Anstieg von mehr als 10 Prozent.

Diese Zahlen folgen einem alarmierenden Trend: Zwischen 2004 und 2013 hatte sich die Zahl der in Tierversuchen verwendeten Tiere bereits verdreifacht, von 317.777 auf 947.019.

Wie Testbiotech in mehreren Berichten gezeigt hat, ist der Grund für diesen starken Anstieg nicht mit konkretem medizinischen Nutzen zu rechtfertigen. Vielmehr ist die Entwicklung von neuen Gentechnik-Verfahren wie CRISPR/Cas in Kombination mit kommerziellen Anreizen eine wesentliche Ursache. Durch die neuen Verfahren konnte innerhalb der letzten Jahre die Zeit, die für die erfolgreiche Manipulation von Mäusen und Ratten benötigt wird, auf wenige Monate reduziert werden. Zudem bieten immer mehr Spezialfirmen die Manipulation der Tiere innerhalb kurzer Zeiträume und zu geringen Kosten an. In vielen Fällen gibt es zusätzliche kommerzielle Anreize durch Patente auf die Tiere und ihre Verwendung. Es wurden bereits mehrere tausend Patentanträge in Europa eingereicht, mehr als 1500 wurden erteilt. Das Europäische Patentamt hat sogar mehrfach Patente auf gentechnisch veränderte Schimpansen erteilt.

Testbiotech fordert politische Initiativen, um das Geschäft mit dem Tierleid zu stoppen und Patente in diesem Bereich zu verbieten. Zudem sind viel strengere Regeln für die Genehmigung von Versuchen notwendig. Darüber hinaus müsste die Förderung von Alternativen zu Tierversuchen eine hohe Priorität bekommen.

Testbiotech warnt auch davor, dass in den nächsten Jahren immer mehr Versuche an landwirtschaftlichen Nutztieren durchgeführt werden könnten, wenn die EU einen Markt für diese Tiere und deren Produkte bieten sollte. Deswegen empfiehlt Testbiotech, in der EU entsprechende Verbote zu erlassen.



Weitere Informationen:

Offizielle Tierversuchsstatistik
http://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/Versuchstierzahlen2015.html

Bericht von Testbiotech
http://www.testbiotech.org/node/1704

Anhang
Steigende Tierversuchszahlen 2015
https://www.testbiotech.org/sites/default/files/2015_steigende%20Tierversuchszahlen_0.pdf

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Quelle:
Testbiotech e. V., 02.12.2016
Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie
Frohschammerstr. 14, 80807 München
Tel: 089/35899276
E-Mail: info@testbiotech.org
Internet: www.testbiotech.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2016

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