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ABWASSER/271: Macht die "Vierte Stufe" gewässerökologisch einen Sinn? (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1112, vom 20. Juni 2017 - 36. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Macht die "Vierte Stufe" gewässerökologisch einen Sinn?


In dem kurzen Überblicksaufsatz "Alles ziemlich diffus" äußert sich Prof. Dr.-Ing. WOLFGANG FIRK vom Wasserverband Eifel-Rur im ENTSORGA-MAGAZIN 1/2017, S. 18-19, skeptisch gegenüber der Sinnhaftigkeit einer breiten Installierung von "Vierten Reinigungsstufen" auf den Kläranlagen: "Durch begleitende Untersuchungen von ökologischen Parametern in den Vorflutern könnte der bisher noch nicht geführte Beweis erbracht werden, ob eine vierte Reinigungsstufe die Gewässerökologie überhaupt verbessert oder ob nicht diffuse Einleitungen oder andere Defizite für den eventuell schlechten Zustand der Gewässer maßgeblich bleiben."

Zudem sei bei der Bemessung einer vierten Reinigungsstufe "derzeit noch in Diskussion, ob sie auf einen maximalen, 90-prozentigen oder 80-prozentigen Abwasserzufluss oder nur auf den Trockenwetterzufluss auszulegen" sei.

Wie klärt man die Bevölkerung über Pharmawirkstoffe im Abwasser auf?

Zielgruppenspezifische Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen über Pharmawirkstoffe in der aquatischen Umwelt schlägt ISSA NAFO in WASSER UND ABFALL 3/2017, S. 18-25, vor. Über die Erfahrungen eines entsprechenden Kommunikationskonzeptes in der NRW-Kleinstadt Dümeln mit rd. 47.000 Einwohnern schreibt der Autor in dem Aufsatz "Den Spurenstoffen auf der Spur in Dülmen", dass bei den Kommunikations- und Sensibilisierungsaktivitäten in den Jahren 2013 bis 2015 der partizipative Gedanke im Vordergrund gestand habe (siehe nächste Notiz). Dabei habe man Wert darauf gelegt, die "relevanten Akteure" einzubinden - also vom Bürgermeister über die Ärzte und Apotheker und dem Landesumweltamt bis hin zu den Schulen. Dazu habe man auch "bevölkerungsaktivierende Veranstaltungen" durchgeführt - von Informationsständen auf dem Marktplatz bis zu Führungen auf der Kläranlage. Bei der Sensibilisierung der Ärzte habe sich gezeigt, dass entsprechende Seminare insbesondere dann greifen, "wenn sie zusammen mit den zuständigen Kammern der Ärzte und Apotheker veranstaltet, zertifiziert und mit Fortbildungspunkten ausgestattet werden."

Für das Aufgreifen des Themas in den Schulen stellen Emschergenossenschaft und Lippeverband "eine Vielzahl an Unterrichtsmaterialien" auf dem Bildungsportal www.spurenstoffe.eglv.de zur Verfügung. Der Autor schlägt vor, für die Stärkung der Lernangebote entsprechende Inhalte in die Curricula der verschiedenen Schulstufen einzuführen.

Weitere Auskunft über die vom Lippeverband unterstüzte
Aktion "Den Spurenstoffen auf der Spur in Dülmen (DSADS)"
bei Herrn Dr. Issa Nafo
Lippeverband, Essen
nafo.issa[at]eglv.de

Pharmawirkstoffe: Aufklärungskampagnen partizipativ anlegen

Bei der zuvor genannten DSADS-Kampagne habe es sich als "zielführend" erwiesen, den Zielgruppen "keine fertigen Lösungsvorschläge vorzulegen. Sie sollten vielmehr die für sie möglichen Handlungsoptionen selbst formulieren". Grundgedanken der Kommunikations- und Sensibilisierungsaktivitäten seien u.a. folgende Aspekte gewesen:

  • "das Stärken des Bürgersinns,
  • das Ansprechen der Stadt als lokale Gemeinschaft, die sich gemeinsam und aktiv dafür einsetzt, die gute Wasserqualität vor Ort langfristig zu bewahren,
  • die Vermittlung der Botschaft, dass jeder am Erfolg des Projektes mitwirken kann, weil auch der kleinste Beitrag hilft,
  • die Vermittlung der Botschaft, dass es sich lohnt, bereits heute eine Sache anzupacken, die vielleicht erst morgen zu einem richtigen Problem wird,
  • Hysterie bei dem Thema zu vermeiden; Gesundheit und Gewässerschutz nicht gegeneinander ausspielen (...)."

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1112
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2017

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