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ATOM/831: BI Umweltschutz kontert im Fernduell mit Umweltminister Sander (BI Lüchow-Dannenberg)


Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. - Pressemitteilung vom 19. April 2010

"Sander weiß nicht, wovon er spricht"

BI Umweltschutz kontert im Fernduell mit dem niedersächsischen Umweltminister


Ergebnisse der Fachtagung in Dannenberg/Elbe: Der niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander rät den Gorleben-Gegnern, ihre Proteste gegen die geplante "Erkundung" des Salzstocks aufzustecken. In Gorleben ist von 6 Einlagerungsbereichen zwar nur einer (!) weitgehend aufgefahren, aber laut Sander sei der Salzstock bereits zu 90 Prozent (!) untersucht, man solle nun das Ergebnis weiterer Untersuchungen abwarten. Weitere 1,5 Milliarden Euro will die neugewählte CDU/FDP - Bundesregierung in Gorleben investieren.

"Längst wurde eingestanden, dass der Ausbau Gorlebens als Atommüllendlager in Teilen schon umgesetzt wurde. Gorleben wird quasi bis zur Fertigstellung als Atommülldeponie erkundet, und zwar ohne formale Beteiligung der Öffentlichkeit", hält die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) im Fernduell dem niedersächsischen Umweltminister entgegen:"Sander weiß nicht, wovon er spricht".

Am Freitag und Samstag hätte er sich auf einer Fachtagung der BI in Dannenberg/Elbe schlau machen können. Landtags- und Bundestagsabgeordnete der LINKEN, der SPD und der Grünen wie auch Kreispolitiker der Gruppe X waren der Einladung der Bürgerinitiative gefolgt. "Angeblich suchen CDU und FDP den Dialog, die CDU - Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock hingegen beklagte gar, dass die Einladung an alle Kreistagsabgeordneten über das Kreishaus weitergeleitet wurde. Auch Vertreter des Niedersächsischen Umweltministeriums glänzten - trotz Einladung - durch Abwesenheit", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Die geplanten Einlagerungsbereiche in Gorleben wurden ohne formellen Antrag verschwenkt, damit sollen Sperrgrundstücke des Grafen von Bernstorff und der Kirchengemeinden untertägig umgangen werden. Dass ein solches Verfahren fragwürdig ist und gedeckelt wurde, belegten Mathias Edler, Greenpeace, und der Diplom-Geologe Ulrich Schneider anhand von Folien und internen Vermerken aus dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) aus den 90er Jahren.

Zweifel an der Auswahl Gorlebens als Standort für ein nukleares Endlager gab es von Anfang an. Die Genese des Problems, den Zusammenhang zwischen der Wahl der Asse II als "Versuchsendlager" für Gorleben und Gorleben selbst beleuchtete eingangs der Historiker Detlev Möller. Möllers Fazit aus dem Studium von Akten flossen in eine Dissertation. Der Historiker, der seit kurzem beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beschäftigt ist, lieferte den Beleg, dass die Asse II illegal als Endlager genutzt wurde, obwohl die Gefahr von unberechenbaren Wasserzuflüssen absehbar war.

Edler präsentierte Ausschnitte aus der Fleißarbeit, rund 12.000 Aktenseiten durchgesehen zu haben. "Entweder Gorleben oder gar kein Standort", mit dieser Aussage verblüffte Ernst Albrecht, der CDU-Politiker und "Buhmann" der Bewegung seine engsten Mitarbeiter. "Belegbar ist", so Edler, "dass Gorleben nicht Ergebnis eines wissenschaftlichen Auswahlverfahrens ist, sondern unter dem Druck der Bundesregierung unter Helmut Schmidt (SPD) innerhalb 14 Tagen aus dem Hut gezaubert wurde. Das Nukleare Entsorgungszentrum musste her, um einen Entsorgungsnachweis für den Bau von Atomkraftwerken zu liefern, die Geologie spielte eine völlig untergeordnete Rolle."

Resümee der BI: "Jetzt wissen wir, es gibt illegale und genehmigte Endlager, die Asse II und Morsleben, beide sind havariert. Und es gibt ein virtuelles Endlager - Gorleben galt bis zum Jahr 2000 als Entsorgungsnachweis, obwohl dort angeblich nur ergebnisoffen erkundet wurde. Es ist absurd, Atomkraftwerke weiter laufen zu lassen, ohne Atommüllendlager. Gorleben ist völlig vermurkst: am Mittwoch machen wir uns auf den Weg nach Krümmel, um für die sofortige Stilllegung aller AKW's zu demonstrieren."

Die Dokumente der "Geheimakte Gorleben", die die BI am 15.3. auf einer Pressekonferenz in Hannover auf einer CD präsentierte, finden Sie auf unserer Homepage: www.bi-luechow-dannenberg.de


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Quelle:
Pressemitteilung, 19.04.2010
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Tel. 05841/46 84, Fax: 05841/31 97
E-Mail: buero@bi-luechow-dannenberg.de
Internet: www.bi-luechow-dannenberg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. April 2010