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ATOM/1324: Castor-Transport nach Biblis verschoben - Langfristiger Umgang mit Atommüll ungeklärt (AG Schacht Konrad)


Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. - Presseerklärung Bündnis CASTOR-Stoppen, 14.03.2020

Langfristiger Umgang mit Atommüll ungeklärt:
CASTOR-Transport nach Biblis verschoben!


Es waren leider nicht die umfangreichen Kritikpunkte am Sicherheitskonzept des Transports oder der Einlagerung des Atommülls im Zwischenlager Biblis, die für den am Donnerstag-Abend verkündeten Castor-Stopp sorgten. 6.000 Beamt*innen der Bundespolizei sollen gegen die Infektion mit dem Corona-Virus geschützt werden, begründet Bundesinnenminister Seehofer die Absage des Transporttermins für "Anfang April". Dieser sinnlose Atommülltransport ist also nur verschoben und soll zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Warum gibt es diese CASTOR-Transporte überhaupt?

Der Umgang mit dem radioaktiven Atommüll als Folge der Atomstromproduktion war und ist ungeklärt und verantwortungslos. Er bestand immer nur aus kurzfristigen Schein-Lösungen, die politisch und atomrechtlich als "Entsorgung" dargestellt wurden. Dies waren über Jahrzehnte die Atommüll-Verschiebungen in die Plutoniumfabriken nach La Hague in Frankreich und Sellafield in England, alles andere als eine "sichere Entsorgung."

Dies waren Transporte in die zentralen Zwischenlager nach Gorleben, Ahaus und Lubmin. Damit die Atom-strom-Produktion in den Atomkraftwerken fortgesetzt werden konnte. Langfristiger Umgang ungelöst.

Seit 2005 verbleibt der hochradioaktive Atommüll an den neuen Standort-Zwischenlagern, genehmigt für 40 Jahre. Nur so konnte die Atomstromproduktion weiter geführt werden. Der langfristige Umgang mit dem noch für tausende von Jahren eine gesundheitliche Gefahr darstellenden Atommüll ist nach wie vor ungeklärt.

Jetzt haben wir folgende Situation:

  • die Standort-Atommülllager wurden 2005 für 40 Jahre genehmigt, die CASTOREN ebenfalls für diesen Zeitraum ausgelegt. Es wird bis 2045 noch keine Klärung der Langfristlagerung geben
  • die Genehmigungen für die zentralen Zwischenlager Gorleben enden 2034 und Ahaus 2036 und wohin mit dem Atommüll in den Castoren dann?
  • trotz Fukushima sind immer noch 6 Atomkraftwerke in Betrieb. Die Debatte über Laufzeitverlängerungen und somit noch mehr Atommüll wurde begonnen
  • die regenerative Energiewende durch Wind an Land und Photovoltaik wird mit neuen Vorschriften wie Ausschreibungszwang für jedes Windrad und jährliche Zubau-Obergrenzen massiv ausgebremst. Fossile Energien statt Erneuerbare haben wieder Vorfahrt, so nicht!

Der geplante CASTOR-Transport nach Biblis ist die Fortsetzung der seit Jahrzenten stattfinden sinnlosen Atommüllverschiebung. Unsere Protestankündigungen wurden sehr ernst genommen. Sonst bräuchte es wohl keine 6.000 Polizisten zum Schutz der Gleise. Diese jetzt bekannt gewordene Dimension bedeutet aber auch, dass mit Sicherheit kurz vor dem nächsten Transporttermin "Allgemeinverfügungen" oder besser: generelle Demoverbote für bestimmte Bereiche an der Transportstrecke erlassen werden, die unsere Grundrechte aushebeln werden. In den betroffenen Regionen findet in den Tagen vor dem Transport eine Dauerbelagerung durch die Polizei statt, an Brücken, Bahnübergängen, Bahnhöfen, mit Kontrollen und Platzverweisen - so wie damals in und um Gorleben. Mit dem Castor kommt nicht nur der Atommüll zurück - sondern auch der Polizeistaat.

Wir wollen die Terminverschiebung nutzen, um erneut und nachdrücklich auf die Sicherheitsdefizite und Risiken hinzuweisen. An den Zielorten der Castortransporte (geplant sind neben der Fuhre für Biblis in den kommenden Jahren auch Transporte zu den AKW Philippsburg, Isar und Brokdorf) gibt es kein belastbares Reparaturkonzept für defekte Behälter. Die Zwischenlagerhallen sind nicht ausreichend gegen Einwirkungen von außen geschützt. Bis zu einer verantwortbaren Lösung für die langfristige Lagerung der hochradioaktiven Abfälle muss das Hin-und Herschieben von Atommüll unterbleiben.

Der Transport muss nicht verschoben, sondern abgesagt werden! Wir wollen einen generellen Stopp der geplanten sinnlosen Atommülltransporte durchsetzen!

  • es gibt kein vertretbares Konzept für den vorhandenen Atommüll
  • die Energiewende wird sabotiert
  • Atomenergie ist kein Beitrag gegen die Klimakatastrophe

Bündnis CASTOR-Stoppen - http:// castor-stoppen.de

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Quelle:
Presseerklärung Bündnis CASTOR-Stoppen, 14.03.2020
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2020

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