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VERWERTUNG/193: Abfallrecycling - Besser trennen (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 4/2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Abfallrecycling
Besser trennen

von Heribert Wefers


Abfälle vermeiden sollte oberste Priorität haben - etwa durch den Kauf langlebiger Produkte und den Verzicht auf Wegwerfartikel. Daneben ist das Recycling von Abfällen mehr denn je ökologisch sinnvoll. Und Abfalltrennung ist die Voraussetzung für ein hochwertiges Recycling.

Gut funktioniert die Sammlung von Glas, Metallen und Papier/Karton. Die Recyclingquote für Glas liegt über 80%, die erneute Nutzung spart große Mengen Energie. Auch die Rücklaufquote für Papier lag 2009 über 80%. Viele Papier- und Pappearten werden fast ausschließlich aus Altpapier gefertigt. Die Herstellung von Recyclingpapier benötigt rund 60% weniger Wasser und Energie als Frischfaserpapier. Auch die Biotonne hat sich bewährt. Sie reduziert die Menge des Restabfalls beträchtlich. Eine getrennte Sammlung ist zudem unverzichtbar und gesetzlich vorgeschrieben bei Problemstoffen wie gebrauchten Batterien. Sie verhindert, dass Schadstoffe in den Restmüll gelangen und wertvolle Metalle verloren gehen.


Kunststoffrecycling unbefriedigend

Weniger überzeugend sieht die Bilanz für Kunststoffe aus. Verpackungen, für die der Hersteller des Produktes eine Lizenz bezahlt hat, gehören in den Gelben Sack (die Gelbe Tonne). Unlogisch ist, dass die gebrauchte Haushaltsschüssel aus Polyethylen in den Restmüll muss, die Shampooflasche aus gleichem Material aber in den Gelben Sack. Tatsächlich landen auch viele »Nichtverpackungen« dort.

Ein Blick auf die Zahlen ist ernüchternd: Inklusive der Nichtverpackungen werden etwa 1,3 Mio. Tonnen Kunststoff über den Gelben Sack erfasst. Nur ein Drittel, etwa 5 kg pro Einwohner und Jahr, wird werkstofflich verwertet, also wieder zu Kunststoff. Doch das reicht aus, um die (zu niedrig) vorgeschriebenen stofflichen Verwertungsquoten locker einzuhalten.

Der Rest wird weitgehend »thermisch verwertet«, sprich verbrannt. Zwar wird so Energie zurückgewonnen, ein hochwertiges stoffliches Recycling ist jedoch dort, wo es möglich ist, in der Regel die günstigere Variante. Versuche, auf die Abfalltrennung zu verzichten und Verpackungen maschinell aus dem Restmüll zu sortieren, waren nicht erfolgreich. Die damit verbundene Verschmutzung der Kunststoffe würde noch mehr Abfall in die Verbrennung lenken. Leider bringen die schon oft vom BUND kritisierten Überkapazitäten deutscher Müllverbrennungsanlagen ohnehin die Tendenz mit sich, Abfälle (sogar aus dem Ausland) der Verbrennung zuzuführen.


Ja zur Wertstofftonne

Die von der Regierung geplante einheitliche Wertstofftonne für Leicht- wie auch Nichtverpackungen aus Kunststoff oder Metall ist sicher sinnvoll. In manchen Kommunen gibt es sie schon, mit unterschiedlichen Vorgaben. Ob etwa kleine Elektrogeräte dort hinein gehören, ist fraglich, da andere Abfälle mit Schadstoffen kontaminiert werden könnten. Auch die Wiedergewin-nung kostbarer Metalle wie Kupfer oder Edelmetalle ist bei einer separaten Erfassung effektiver.

Ob nun »Gelbe Tonne plus« (mit privatem Entsorger) oder »Kombi-Wertstofftonne« wie in Dortmund, wo ein kommunaler Entsorger über die erfassten Stoffe und ihre mehr oder minder umweltgerechte Handhabe verfügt: Der BUND fordert ökologische Aspekte nicht hinter wirtschaftliche zu stellen. Schließlich wird Recycling immer wichtiger als Rohstoffquelle für knapper werdende Metalle. Auch wenn es eine gute Lösung sein kann, Privatfirmen mit der Abfallerfassung und -sortierung zu beauftragen, sollten die Kommunen ihre Gestaltungsmöglichkeit nicht aus der Hand geben.

Wir Verbraucher sollten getrennte Sammelsysteme nutzen und so ein möglichst hochwertiges Recycling fördern. Und: Auch bei Sperrmüll klappen Recycling und korrekte Entsorgung nur, wenn der Abfall in die richtigen Hände gelangt - und nicht in die dubioser Unternehmen, die Elektrogeräte herausfischen und ausschlachten. Ozonschädigende Kältemittel aus Kühlschränken können dabei austreten, auch erfolgt die Aufarbeitung von Wertstoffen wie Kupfer oft unter gesundheits- und umweltschädlichen Bedingungen. Stellen Sie also die Geräte möglichst erst zum Abholtermin heraus, nicht früher.

Heribert Wefers ist der BUND-Experte für technischen Umweltschutz in der Bundesgeschäftsstelle; www.bund.net/abfall


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Quelle:
BUNDmagazin 4/2011, S. 29
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Januar 2012